Bulls Sonic Evo AM SX1 im TestLeicht und vielseitig - so gut ist das E-Bike mit Bosch SX-Motor

Florentin Vesenbeckh

 · 27.08.2024

Mit dem Sonic Evo AM SX 1 stellt Bulls einen schnellen und leichten Tourer mit praktischer Akku-Entnahme auf die Reifen.
Foto: Skyshot GmbH / Markus Greber
Statt der Extreme sucht das Bulls Sonic EVO AM SX1 die Vielseitigkeit. Mit leicht entnehmbarem Akku und smarten Licht-Lösungen will es nicht nur im Sport-Einsatz punkten. Dazu gibt´s Boschs Performance Line SX-Motor und einen edlen Carbonrahmen.

Im Sonic EVO AM SX vereint Bulls praktische Tugenden mit einer sportlichen Note. Wie bei den E‑Bikes der Kölner üblich, ist im Carbon-Heck ein Rücklicht integriert und an der Front kann über die Monkeylink-Halterung eine passende Lampe unkompliziert angeklipst werden. Auch die Akku-Entnahme ist auf Komfort und Alltagstauglichkeit ausgelegt, denn der Compact Tube 400 von Bosch ist mit einem Schloss gesichert und kann bequem zur Seite entnommen werden. Leider fällt der Verschluss des Kunststoff-Covers sehr hakelig aus. Dennoch: Bei Light-E-Bikes ist ein entnehmbarer Akku keine Selbstverständlichkeit. Also ein dickes Plus auf der Checkliste des Bulls Sonic EVO AM SX1.

Bulls Sonic EVO AM SX1 // Bosch Performance SX // 400 Wh, entnehmbar // 140/130 mm // 29 Zoll // 19,6 kg // 5999 EuroFoto: Skyshot GmbH / Markus GreberBulls Sonic EVO AM SX1 // Bosch Performance SX // 400 Wh, entnehmbar // 140/130 mm // 29 Zoll // 19,6 kg // 5999 Euro

Sportlich wird’s beim Carbon-Chassis, das das Gewicht des E-Bikes auf 19,6 Kilo drückt. Damit ist das Bulls Sonic EVO AM das leichteste Bike mit Wechsel-Akku in unserem Vergleichstest von sieben Light E-MTBs bis 6600 Euro! Die sportlich gestreckte Sitzposition und die schnell rollenden Reifen machen das E-MTB zum zackigen Flitzer für schnelle Runden auf unbefestigten Wegen. Passend dazu fällt die Ausstattung mit Trail-Gabel und Dämpfer ohne Ausgleichsbehälter eher zahm aus.

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Im Ausfallende des Carbonrahmen ist ein schlankes Rücklicht integriert, das vom Haupt-Akku mit Strom versorgt wird. So ist das Sicherheitslicht immer am Bike und immer einsatzbereit – ohne die sportliche Optik des Bikes zu stören. Top!Foto: Skyshot GmbH / Markus GreberIm Ausfallende des Carbonrahmen ist ein schlankes Rücklicht integriert, das vom Haupt-Akku mit Strom versorgt wird. So ist das Sicherheitslicht immer am Bike und immer einsatzbereit – ohne die sportliche Optik des Bikes zu stören. Top!

Die Fakten zum Bulls Sonic Evo AM SX1

  • Motor: Bosch Performance Line SX, 55 Nm max. Drehmoment
  • Akku: 400 Wh (entnehmbar)
  • Rahmenmaterial: Carbon
  • Federweg: 140 / 130
  • Laufradgröße: 29 Zoll
  • Rahmengrößen: S, M, L, XL
  • Preis: 5999 Euro
  • Gewicht: 19,57 kg (Testbike in Größe L, EMTB-Messung)
  • Zulässiges Gesamtgewicht: 130 kg (Herstellerangabe)
Die Züge laufen klassisch hinter dem Steuerrohr in den Rahmen., die Elektrokabel sind im Steuersatz integriert geführt.Foto: Skyshot GmbH / Markus GreberDie Züge laufen klassisch hinter dem Steuerrohr in den Rahmen., die Elektrokabel sind im Steuersatz integriert geführt.Ein Flaschenhalter - und damit auch der optionale Range Extender - findet unter dem Oberrohr Platz. Das ist ungewöhnlich und der seitlichen Akku-Entnahme geschuldet.Foto: Skyshot GmbH / Markus GreberEin Flaschenhalter - und damit auch der optionale Range Extender - findet unter dem Oberrohr Platz. Das ist ungewöhnlich und der seitlichen Akku-Entnahme geschuldet.

Der E-Bike-Antrieb

Motorseitig hat sich Bulls Sonic EVO AM für den Performance Line SX von Bosch entschieden. Der ist im Vergleich mit manch anderem Light-Motor wie dem Fazua Ride 60 oder dem TQ HPR50 eher groß. Gewichtstechnisch hält er mit 2,1 Kilo aber gut mit der Konkurrenz mit. Außerdem ist er deutlich stärker als die klassische Light-Konkurrenz, zumindest bei der reinen Spitzenleistung. Mit spritziger Beschleunigung und top Modulation bringt er viel Dynamik und Fahrspaß bergauf. Bei niedriger Trittfrequenz ist der SX allerdings nicht besonders kräftig. Hier fehlt ihm etwas das Drehmoment. Seine hohe Leistung liefert er nur bei sehr hoher Kadenz. Schade: Auf dem Trail klappert der Bosch Performance Line SX aus dem Getriebe.

Für einen Light-Motor liefert der Bosch SX viel Leistung, zumindest bei hohen Trittfrequenzen. Das Fahrgefühl ist dynamisch und direkt, leider klappert der Motor bergab.Foto: Skyshot GmbH / Markus GreberFür einen Light-Motor liefert der Bosch SX viel Leistung, zumindest bei hohen Trittfrequenzen. Das Fahrgefühl ist dynamisch und direkt, leider klappert der Motor bergab.

Die Energie für den SX liefert der Bosch Compact Tube 400. Wie bei Bulls üblich, kann der Akku bequem zur Seite aus dem Unterrohr entnommen werden und ist per Schlüssel gesichert. Das Kunststoff-Cover lässt sich leider nur hakelig entfernen, das gibt Punktabzug bei der ansonsten sehr bequemen Entnahme. Für die Bedienung des Motors setzt Bulls auf die Kombi aus Bosch Systemcontroller und kabelloser Mini-Remote am Lenker.

Wie bei Bulls üblich, kann der Akku bequem zur Seite aus dem Unterrohr entnommen werden, dafür braucht es einen Schlüssel.Foto: Skyshot GmbH / Markus GreberWie bei Bulls üblich, kann der Akku bequem zur Seite aus dem Unterrohr entnommen werden, dafür braucht es einen Schlüssel.Der Bosch Systemcontroller im Oberrohr zeigt Akku-Stand und angewählte U-Stufe über farbige LEDs. Ein größeres Display gibt´s ab Werk nicht.Foto: Skyshot GmbH / Markus GreberDer Bosch Systemcontroller im Oberrohr zeigt Akku-Stand und angewählte U-Stufe über farbige LEDs. Ein größeres Display gibt´s ab Werk nicht.

Die Geometrie

Das schlanke Carbon-Chassis ist in seinen Abmessungen eher klassisch gehalten und klar auf Touren ausgelegt. Das lange Oberrohr und der nicht zu steile Sitzwinkel bringen eine sportliche Sitzposition, der eher steile Lenkwinkel ein neutrales Fahrverhalten. Dank tiefem Tretlager und langem ­Reach steht man dennoch sicher im Bike.

EMTB-Messwerte im Überblick (Rahmengröße L)

  • Sitzrohrlänge: 460 mm
  • Radstand: 1258 mm
  • Reach: 469 mm
  • Stack: 656 mm
  • Lenkwinkel: 65,5 Grad
  • Sitzwinkel: 75 Grad
  • Kettenstrebenlänge: 448 mm
  • Tretlagerhöhe: 326 mm

Die Ausstattung des Bulls Sonic Evo AM SX1

Die Forke von SR Suntour arbeitet sehr definiert, bietet aber nur mäßig Komfort. So kommen insbesondere kleine Schläge recht deutlich beim Fahrer an.Foto: Skyshot GmbH / Markus GreberDie Forke von SR Suntour arbeitet sehr definiert, bietet aber nur mäßig Komfort. So kommen insbesondere kleine Schläge recht deutlich beim Fahrer an.

Dem Vergleich mit der Konkurrenz zu diesem Preispunkt können die Komponenten am Bulls nicht ganz standhalten. Günstiges Suntour-Fahrwerk mit Bulls-Branding, Shimano-Bremsen mit zu langen Hebeln und Schwalbe-Reifen aus der günstigen Performance-Linie – da kommt wenig Begeisterung auf. Diese Kompromisse muss man zugunsten des hochwertigen Carbon-Chassis wohl eingehen.

  • Gabel / Dämpfer: SR Suntour Lytro 34 SL / Edge Plus
  • Schaltung: Shimano Deore, 12-fach, 34; 10–51 Zähne
  • Bremsen: Shimano MT420, 203/203 mm
  • Laufräder: Mavic E-Crossride
  • Reifen: Schwalbe Nobby Nic Performance / Wicked Will Performance, 29 x 2,4''
  • Besonderheiten: Integriertes Rücklicht, Monkeylink-Halterung für Frontlicht, bequemer Akku-Wechsel
Die 12-fach-Schaltung Shimano Deore funktioniert tadellos.Foto: Skyshot GmbH / Markus GreberDie 12-fach-Schaltung Shimano Deore funktioniert tadellos.Die Schwalbe-Reifen aus der günstigen Performance-Reihe sind fürs Gelände schwach profiliert und obendrein mit einer härteren Gummi­mischung ausgestattet. Die Trail-Performance lässt sich mit griffigeren 
Pneus leicht aufbessern!Foto: Skyshot GmbH / Markus GreberDie Schwalbe-Reifen aus der günstigen Performance-Reihe sind fürs Gelände schwach profiliert und obendrein mit einer härteren Gummi­mischung ausgestattet. Die Trail-Performance lässt sich mit griffigeren Pneus leicht aufbessern!Der Monkeylink-Adapter unter dem Cockpit ist ab Werk montiert, die passende Lampe gibt’s optional als Zubehör. In Sekunden an- und abgesteckt und vom Strom aus dem E‑Bike-Akku versorgt.Foto: Skyshot GmbH / Markus GreberDer Monkeylink-Adapter unter dem Cockpit ist ab Werk montiert, die passende Lampe gibt’s optional als Zubehör. In Sekunden an- und abgesteckt und vom Strom aus dem E‑Bike-Akku versorgt.Die langen Hebel der günstigen Shimano-Bremsen sind wenig ergonomisch. Auch der Biss der Vierkolben-Stopper dürfte für lange und steile Abfahrten kräftiger ausfallen.Foto: Skyshot GmbH / Markus GreberDie langen Hebel der günstigen Shimano-Bremsen sind wenig ergonomisch. Auch der Biss der Vierkolben-Stopper dürfte für lange und steile Abfahrten kräftiger ausfallen.Die Teleskopstütze liefert 150 Millimeter Verstellweg.Foto: Skyshot GmbH / Markus GreberDie Teleskopstütze liefert 150 Millimeter Verstellweg.

Praxistest: So fährt sich das Bulls Sonic Evo AM SX1

Bereits die sportlich gestreckte Sitzposition macht klar: Hier hat Bulls keinen Komforttourer auf die Beine gestellt. Passend zum sportlichen SX-Motor ist auch das Gesamtpaket des Bulls Sonic Evo AM auf schnelle Touren und motivierte Fahrer/innen ausgelegt. Schon ohne den Motor einzuschalten, geht das Bike zügig voran – nicht zuletzt dank der schnellen Reifen. In der Ebene macht man dadurch richtig Meter.

Das Bulls Sonic EVO AM SX1 bevorzugt seichtes Gelände. Auf rauem Untergrund werden die Schläge recht deutlich zum Fahrer durchgereicht.Foto: Max FuchsDas Bulls Sonic EVO AM SX1 bevorzugt seichtes Gelände. Auf rauem Untergrund werden die Schläge recht deutlich zum Fahrer durchgereicht.

Geht es steiler bergauf, bringen die längeren Kettenstreben Druck auf die Front und das Bike klettert unproblematisch. Für technische Sektionen sitzt man allerdings zu weit hinten, was die Kontrolle erschwert. Das Fahrwerk arbeitet sportlich straff und priorisiert direkten Vortrieb vor plüschigem Komfort. Das gilt auch bergab, wo man auf Flowtrails effektiv über Wellen und durch Anlieger pusht. Wird das Gelände ruppiger, greift man mit dem SX1 deutlich früher in die Bremsen als mit der Konkurrenz. Insbe­son­dere das straffe Fahrwerk bremst, denn es liefert nur wenig Traktion und kann Schläge nicht so effektiv herausfiltern. Auch Bremsen und Reifen sind schnell überfordert. Den besser ausgestatteten AM-SX-Modellen trauen wir deutlich mehr Abfahrtspotenzial zu.

EMTB-Bewertung des Bulls Sonic Evo AM SX1

Stärken

  • Leicht, trotz schnell wechselbarem Akku
  • Schnell und sportlich auf flachen Kursen
  • Integrierte Licht-Lösungen helfen im Alltag, ohne zu stören
  • Großes Händlernetz

Schwächen

  • Mäßige Ausstattung
  • Im schweren Gelände schneller überfordert
  • Motor klappert
Schnelle Touren sind die Paradedisziplin des Sonic Evo AM SX1, denn es beschleunigt spritzig und rollt sehr gut. Im Gelände beschränkt vor allem die günstige Ausstattung das Potenzial des gelungenen Chassis.Foto: EMTB MagazinSchnelle Touren sind die Paradedisziplin des Sonic Evo AM SX1, denn es beschleunigt spritzig und rollt sehr gut. Im Gelände beschränkt vor allem die günstige Ausstattung das Potenzial des gelungenen Chassis.

Das EMTB Fazit

Mit seiner zahmen Ausstattung ist das Bulls Sonic EVO AM SX1 klar auf Touren und gemäßigtes Gelände ausgelegt. Auf dem Trail beschränken die günstigen Parts. Top: Pfiffige Alltags-Features und ein hochwertiger Rahmen mit Wechsel-Akku. - Florentin Vesenbeckh, Testleiter EMTB Magazin
Florentin Vesenbeckh, Testleiter EMTB MagazinFoto: Georg GrieshaberFlorentin Vesenbeckh, Testleiter EMTB Magazin

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