Best of Test 2024Top 5 - die besten Trailbikes im Jahresrückblick

Peter Nilges

 · 24.12.2024

Specialized Epic EVO 8 Pro // 12,31 kg // 130/120 Millimeter Federweg // 29" // 9000 Euro // Carbon
Foto: Max Fuchs
Die fünf spannendsten Trailbikes aus der Testsaison 2024 im Überblick.
Der Markt hat eine ganze Fülle an Trailbikes zu bieten, aber nur wenige konnten auch in unseren Tests außerordentlich performen. Diese Top 5 Trailbikes stachen in der Saison 2024 im BIKE-Test besonders hervor.

Canyon Neuron LTD

Das sind die Eckdaten des Canyon Neuron LTD: 14 kg / 140/130 mm / 29" / 2999 Euro / Alu-RahmenFoto: Max FuchsDas sind die Eckdaten des Canyon Neuron LTD: 14 kg / 140/130 mm / 29" / 2999 Euro / Alu-Rahmen

Breiter Einsatzbereich, knallhart kalkuliert und funktionell bis ins Detail. Auch in der LTD-Version für attraktive 2999 Euro zeigt sich Canyons Verkaufsschlager von seiner besten Seite und ammelt Bestnoten. Bergauf sowie bei langen Stunden im Sattel überzeugt das Neuron jedoch auf ganzer Linie und macht der Trailbike-Gattung alle Ehre. Die Reifen rollen ausgezeichnet und sparen Körner beim Strecke machen. Wirklich herausragend ist aber die Funktion des Hinterbaus, der den Spagat aus Antriebsneutralität und Feinfühligkeit bzw. Traktion perfekt trifft. Auch an der Ausstattung hat Canyon nicht gespart: Ein Highlight der LTD-Variante ist die Sram GX AXS Transmission. Die Funk-Schaltung liegt im offiziellen Verkaufspreis bereits bei 1300 Euro und liefert selbst unter Last feinste Schaltperformance. Ebenfalls erwähnenswert ist die Canyon-eigene Teleskopstütze, die bis zu 200 Millimeter Hub bietet und werkzeuglos in der Länge angepasst werden kann. Allerdings fällt das Sitzrohr mit 460 Millimeter länger aus als bei Cube und GT und lässt weniger Spielraum zum Absenken.

Unser Fazit zum Canyon Neuron LTD: Das Canyon Neuron kann alles auf hohem Niveau und ist damit das ideale Trailbike für Touren-Fahrer. Die LTD-Variante begeistert zudem mit einer tollen und funktionalen Ausstattung.

Last Clay Raw

Last Clay RAW // 12,3 kg // 140/126Millimeter Federweg // 29" // 9500Euro // Aluminium.Foto: Max FuchsLast Clay RAW // 12,3 kg // 140/126Millimeter Federweg // 29" // 9500Euro // Aluminium.

2024 bläst Last seinem Alu-Trail­bike Clay frischen Wind in die Segel. Dazu muss man fairerweise sagen: Wirklich neu ist das Clay nicht – es teilt sich den Rahmen mit den hub­stärkeren Modellen Glen und Coal. Superleichte Carbon-Laufräder mit Textil-Speichen, ein erstklassiges Fox-Fahrwerk aus der Factory-Baureihe, XTR-Komponenten und sündhaft teure Trickstuff-Stopper – mit diesem Ausstattungs-Feuerwerk kostet das Bike trotz Alu-Chassis saftige 9500 Euro. Beim Pedalieren platziert der steile Sitzwinkel den Piloten superkompakt im Bike – nichts für lange Touren im Flachland, denn hier lastet viel Druck auf den Händen. Knifflige Anstiege meistert man dadurch umso besser. Das geringe Gewicht tut ein Übriges. In engen Kehren neigt der flache Lenkwinkel zum Abkippen, der lange Radstand fühlt sich sperrig an. Der Hinterbau ist von der lebhaften Sorte und pumpt beim Treten eifrig mit. Erst wenn man den Plattform­hebel komplett schließt, kehrt Ruhe ein. Nun zum Fahrverhalten bergab: Geht es im Downhill schnell zur Sache, hält man mit der langen und extrem flachen Geometrie des Clay die Trümpfe in der Hand: 63,8 Grad Lenkwinkel, 498 Millimeter ­Reach – Werte dieser Größenordnung stehen auch ausgewachsenen Enduros gut zu Gesicht. In Kombination mit dem hohen Stack-Wert erzeugen sie an unserem Testkandidaten extrem viel Fahrsicherheit. Damit gehört das Clay im Downhill zu den fähigsten Trailbikes 2024.

Meistgelesene Artikel

1

2

3

Unser Fazit zum Last Clay RAW: Das Last Clay besitzt das potenteste Fahrwerk, die beste Geometrie für Downhills und sammelt auch bei der Ausstattung ­eifrig Punkte. Am Ende schrammt das teuerste Bike nur knapp am Testsieg ­vorbei. Warum? Von einem perfekten Trailbike hätten wir uns etwas mehr Spieltrieb und ein effizienteres Fahrwerk gewünscht. Auch die superkompakte Sitzposition ist auf langen Touren nicht ideal.

Stereo One22 C:62 SLT 29

Cube Stereo One22 C:62 SLT 29 // 11,8 kg // 130/120 Millimeter Federweg // 29" // 5999 Euro // CarbonFoto: Max FuchsCube Stereo One22 C:62 SLT 29 // 11,8 kg // 130/120 Millimeter Federweg // 29" // 5999 Euro // Carbon

Pünktlich zu unserem Vergleichstest in BIKE 11/24 lässt Cube die Katze aus dem Sack und bringt das neue Stereo One22 auf den Markt. Der Neuling verabschiedet sich vom kantigen und geradlinigen Design seines Vorgängers und spricht jetzt die dezent geschwungene Formsprache der aktuellen Stereo-Familie. Am sportlichen Charakter des Trail­bikes hat sich dagegen nichts geändert. Schon von der ersten Pedalumdrehung an drängt das Cube ­Stereo One22 vorwärts. Wirft man einen Blick auf unsere Messwerte, wird schnell klar, warum. Obwohl das One22 mit 5999 Euro das günstige Bike in diesem High-End-Test ist, lässt es beim Gesamtgewicht (11,8 Kilo) den nächstschwereren Kandidaten um 420 Gramm hinter sich. Auch die Newmen-Laufräder aus Carbon gehören mit 4078 Gramm zu den leichtesten in diesem Test. Gepaart mit der schnellen Schwalbe-Bereifung zieht das Cube beim Antritt davon wie Usain Bolt beim 100‑Meter-Sprint, spurtet willig über Gegenanstiege und lässt sich spielerisch über den Trail dirigieren. Genau wie bergauf fällt das Cube auch bergab durch seine stimmige Geometrie positiv auf. Der üppige Stack platziert den Piloten sicher hinter der Steuerzentrale. Dadurch meistert man steile Trails souverän. Das Stereo wuselt dank des kurzen Hecks flink um enge Kehren und lässt sich mit Links aufs Hinterrad ziehen. Damit gehört das ­Cube Stereo ­One22 zu den Spitzenreitern in der Spieltrieb-Wertung.

Unser Fazit zum Cube Stereo One22 C:62 SLT 29: Gemessen am Preis ist das Ausstattungspaket der Fachhandelsmarke unschlagbar. Bei diesem Aufgebot an Edel-Komponenten können selbst die teuersten Mitstreiter nicht mithalten. Auch der Fahrspaß im leichten Gelände und der Vortrieb stechen heraus. Mangels Fahrwerksreserven kommen die Stärken des Cube Stereo Onee22 aber eher im sportlichen Einsatz zur Geltung. Für grobes Gelände gibt es kompetentere Trailbikes in dieser Kategorie.

Scor 2030 X01

Scor 2030 X01 // 13,05 kg // 140/130 Millimeter Federweg // 29-Zoll // 7999 Euro // CarbonFoto: Max FuchsScor 2030 X01 // 13,05 kg // 140/130 Millimeter Federweg // 29-Zoll // 7999 Euro // Carbon

Abfahrtskompetenz trifft auf Vortrieb: Nach diesem Motto entwickelte das Schweizer Label Scor das 2030. Die Eckdaten klingen gewöhnlich: 140 Millimeter Federweg an der Gabel, 130 Millimeter am Heck und 29er-Laufräder. So wie es sich für ein Trail­bike eben gehört. Bereits die erste Testrunde macht aber unmissverständlich klar: Das Scor ist alles andere als gewöhnlich. Im Anstieg gehört das 2030 zu den vortriebsstärksten Bikes im Test. Selbst im Wiegetritt und mit offenem Dämpfer wandelt das Scor jede Pedalumdrehung verlustfrei in Vortrieb um. Nerviges Wippen – Fehlanzeige. Auch in steilen Rampen steht das Bike stets hoch im Federweg und sackt an Kanten nicht weg. So kann man die Vorzüge des steilen Sitzwinkels voll auskosten und mit viel Druck auf dem Vorderrad auch technische Steilstücke erklimmen. Im Downhill läuft das Scor 2030 dann zu seiner Höchstform auf: Der 64,4 Grad flache Lenkwinkel erzeugt zusammen mit dem üppigen ­Reach und der 140er-Gabel ein sehr hohes Maß an Laufruhe. Das verleitet zum Vollgasfahren. Passend zum Mini-Enduro-Feeling gibt Scor den Carbon-Rahmen auch für Bikepark-Einsätze frei.

Unser Fazit zum Scor 2030 X01: Das Scor beherrscht zwar keine Disziplin perfekt, in Summe erfüllt es die Anforderungen an ein Trailbike jedoch am besten und sichert sich somit den Testsieg in unserem Vergleich in BIKE 11/22. Auf Tour gefällt der Vortrieb, und die Klettereigenschaften lassen kaum Wünsche offen. Bergab hält das 2030 trotz seiner speziellen Geometrie den Spaßfaktor hoch und vermittelt genügend Sicherheit auf anspruchsvollen Trails.

Specialized Epic Evo 8 Pro

Specialized Epic EVO 8 Pro // 12,31 kg // 130/120 Millimeter Federweg // 29" // 9000 Euro // CarbonFoto: Max FuchsSpecialized Epic EVO 8 Pro // 12,31 kg // 130/120 Millimeter Federweg // 29" // 9000 Euro // Carbon

Die Evolution von Cross-Country-Fullys schreitet weiter voran. Specialized spendiert seiner Rennfeile Epic ebenfalls 120 Millimeter Feder­weg und eine lange, flache Geometrie. Damit belegt es das einstige Territorium des abfahrtslastigeren Epic Evo. Doch die Amerikaner geben das Evo-Modell nicht auf. Im Gegenteil, mit noch mehr Federweg an der Front, bissigen Bremsen und griffigen Reifen steigt das Specialized Epic Evo 8 Pro 2024 in die Trailbike-Kategorie auf und darf sich damit direkt in unserem Vergleichstest beweisen. Dass sich unser Testbike den Rahmen mit dem Race­fully Epic teilt, wird bereits beim Aufsitzen deutlich. Lang gestreckt und mit viel Druck auf dem Vorderrad nimmt man auf dem Epic Evo Platz. Um dem Flitzer etwas mehr Komfort zu entlocken, haben wir alle möglichen Spacer unter dem Vorbau montiert. Doch selbst dann versprüht das Bike immer noch eine äußerst sportliche Note. Dementsprechend schnell geht es auf dem Specia­lized bergauf zur Sache. Wegen der frontlastigen Fahrposition erreichen weniger versierte Piloten im steilen Gelände früh die Grenzen des Fahrbaren. Die Feder­elemente sprechen gut an, stehen jedoch tendenziell hoch im Federweg. Das straffe Fahrgefühl passt zwar gut zur sportlichen Fahrposition, vermittelt aber im Vergleich nur wenig Komfort und Sicherheit. Rücken die Fahrwerksqualitäten auf zahmeren Trails in den Hintergrund, liegt das Bike durch seine Länge sicher in der Spur und verträgt viel Speed. Gut für die Spieltrieb-Wertung: Das Fahrwerk bietet strammen Gegenhalt beim Pushen in Anliegern und Abdrücken an Sprüngen.

Unser Fazit zum Specialized Epic Evo 8 Pro: Mit seinem durchweg sportlichen Charakter eignet sich das Specialized Epic Evo für jene Trailbiker, die gerne viel Strecke machen und bei denen der Downhill-Spaß nicht im Mittelpunkt steht. Flaschenhalter, Swat-Tool und Kofferraum – neben der Geometrie und dem Fahrwerk scheinen auch die nützlichen Ausstattungsdetails wie gemacht für ausgedehnte Touren.

Meistgelesen in der Rubrik Fahrräder