Leovelo Custom-StahlrahmenIn 5 Tagen zum selbstgeschweißten Traumbike

Jan Timmermann

 · 12.07.2025

Wer schon immer davon träumte einmal seinen eigenen Rahmen zu bauen, sollte sich mit Leovelo in Verbindung setzen. In individuellen Kursen entstehen einzigartige Fahrräder, wie das "Jungle Hunt".
Foto: Jan Timmermann
Sich einen Mountainbike- oder Gravel-Rahmen selbst schweißen - das dürfte zu den kühnsten Träumen so manches Bikers gehören. Bei Leovelo wird der lang gehegte Traum eines einzigartigen Custom-Stahlrahmens Wirklichkeit. Wir sprachen mit Rahmenbauer Leo und warfen einen Blick auf seine neuste Singlespeed-Kreation “Jungle Hunt”.

Ein Custom-Rahmen auf Maß und auch noch vom neuen Besitzer selbst geschweißt - was sich anhört, wie ein unbezahlbares Hirngespinst aus der Kategorie “nur für Reiche und Schöne”, ist in Wahrheit nur einen Telefonanruf oder eine Mail weit entfernt. Hinter dem Label Leovelo Frameworks steckt Leo Börger.

Als er während seiner Zweiradmechaniker-Ausbildung auf Wanderschaft ging, schweißte er sich seinen ersten eigenen Stahlrahmen. Inzwischen ist der Leipziger Profi, hat zahlreiche Fertigungsverfahren ausprobiert und teilt sein Know-How in individuellen Rahmenbaukursen. Fünf Tage dauert ein Kurs mit Eins-Zu-Eins-Betreuung. Schon ab 1200 Euro geht’s los - zuzüglich Materialkosten, zum Beispiel 500 Euro für ein Rohrset aus Columbus Zona Stahl.

“Not made in USA”: Das Jungle Hunt ist ein Tribut an die Rahmenbauer des alten Ostdeutschlands und wurde, wie alle Bikes von Leovelo, von Hand in Leipzig gebaut. | Foto Jan Timmermann“Not made in USA”: Das Jungle Hunt ist ein Tribut an die Rahmenbauer des alten Ostdeutschlands und wurde, wie alle Bikes von Leovelo, von Hand in Leipzig gebaut. | Foto Jan Timmermann

Rahmenbau ohne Tabus

Während in anderen Rahmenbaukursen schon früh konstruktive Limits gesteckt werden, will Leo das Projekt des ganz persönlichen Custom-Rahmens vollkommen frei angehen: “Wir besprechen ganz genau, was du haben willst. Es existieren keine zu verrückten Ideen. Prinzipiell gibt es in meinen Kursen keine Tabus.”

Auf der Eurobike 2025 präsentierte Leovelo unter anderem ein einzigartiges Singlespeed-Bike. Dessen Namen “Jungle Hunt” ist eine Hommage an Fahrräder aus der ehemaligen DDR. Die Geometrie ähnelt den Rädern von Mifa und Diamant aus den 60er Jahren, welche mit dicken Ballonrädern, flachen Lenkwinkeln und einem horizontalen Oberrohr Geschichte schrieben.

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Extra dünne Sitzrohre schmiegen sich am Leovelo Jungle Hunt ästhetisch um die MTB-Bereifung.Foto: Jan TimmermannExtra dünne Sitzrohre schmiegen sich am Leovelo Jungle Hunt ästhetisch um die MTB-Bereifung.

Die moderne Interpretation der Stahl-Hardtails basiert auf einem Hauptrahmen aus Filled Brazed Columbus Zona. Am Hinterbau kommen sogenannte “Pencil Seatstays” aus extradünnem 13CroMo12 zum Tragen. Die horizontal verstellbaren Ausfallenden kauft Leovelo beim Traditionshersteller Paragon Machine Works aus den USA ein. Für die Anbauteile setzt der Rahmenbauer auf moderne Standards, wie ein geschraubtes T47 Tretlager und eine Flatmount-Scheibenbremsaufnahme.

Das Leovelo Jungle Hunt ist das persönliche Singlespeed-Bike des Firmengründers und wiegt im Singlespeed-Aufbau mit Stahlrahmen gerade einmal 9,3 Kilo.Foto: Jan TimmermannDas Leovelo Jungle Hunt ist das persönliche Singlespeed-Bike des Firmengründers und wiegt im Singlespeed-Aufbau mit Stahlrahmen gerade einmal 9,3 Kilo.

Fürs Leovelo Showbike hielten Anbauteile von Tune ihre ins Scheinwerferlicht, wie etwa ein leichter Laufradsatz mit 12x142 Millimetern hinterer Einbaubreite. Zu den weiteren Details gehören aufgebrachte Herzchen unter den Flaschenhalter-Gewinden, eine stilechte Kurbel von White-Industries und ein Cross-Bar-Lenker von Sral. Insgesamt landet das Jungle Hunt bei 9,3 Kilo im Singlespeed-Aufbau. Es handelt sich um das persönliche Bike von Firmengründer Leo, welcher damit regelmäßig durch Leipzig prescht.

Leonard Börger, das Gesicht hinter Leovelo, steht auf Singlespeed-Bikes. Am Jungle Hunt wird die Kette mittels verschiebbarer Ausfallenden von Paragon Machine Works gespannt.Foto: Jan TimmermannLeonard Börger, das Gesicht hinter Leovelo, steht auf Singlespeed-Bikes. Am Jungle Hunt wird die Kette mittels verschiebbarer Ausfallenden von Paragon Machine Works gespannt.

5 Fragen an einen Custom-Rahmenbauer

BIKE: Was fasziniert dich am Rahmenbau mit Stahl?

Leonard Börger (Leovelo): Ich finde es einen tollen Skill, mit dem Ausgangsmaterial zu spielen. Stahl sowie Filled Brazing sind leicht zu verarbeiten. Alles was zu viel ist, wird später wieder heruntergefeilt. Gerade das Modellieren mit dem Messinglot ist ein super Medium, um perfekt fließende Übergänge zwischen den Rohren zu realisieren.

Ich versuche Stahlrahmen immer so leicht wie möglich zu bauen und vermeide Kompromisse zu Lasten des Gewichts. Damit meine Rahmen auch kein “verstecktes” Gewicht tragen müssen, wähle ich immer leichte Ausfallenden, ausgedrehte Tretlagergehäuse und dünne Steuerrohre. Die Herausforderung beim Verbauen dieser zarten Rohre und die hervorragenden Fahreigenschaften der leichten Rahmen faszinieren mich irgendwie.

Dünne Steuerrohre und eine gewissenhafte Verarbeitung tragen zum leichten Gewicht der Stahlrahmen aus dem Hause Leovelo bei.Foto: Jan TimmermannDünne Steuerrohre und eine gewissenhafte Verarbeitung tragen zum leichten Gewicht der Stahlrahmen aus dem Hause Leovelo bei.

Wie viele Rahmen hast du bereits selbst gebaut und welches war bislang dein Lieblings-Projekt?

Gebaut habe ich bislang circa 30 Rahmen. Alle waren gelötet. Das “The Takkro” Gravelbike, welches ich auch auf der Eurobike zum ersten mal präsentierte, war eine ganz besondere Herausforderung. Das Bike hat ein Sitzrohr aus Carbon, welches in Stahlmuffen eingeklebt ist. Mich in die Frage reinzudenken, wie ich die selbstgebauten Muffen am besten realisiere, hat mir viel Spaß gemacht. Es war spannend die ganzen vielen kleinen Schritte in der richtigen Reihenfolge umzusetzen, um möglichst effektiv zu arbeiten.

Auch eine in den Stahlrahmen integrierte Sattelklemmung gehört zu den liebevollen Details des Leovelo Jungle Hunt.Foto: Jan TimmermannAuch eine in den Stahlrahmen integrierte Sattelklemmung gehört zu den liebevollen Details des Leovelo Jungle Hunt.

Du planst einen Umzug nach Basel. Was wird sich dort ändern?

Ich habe das Glück, dass ich mit meiner Werkstatt in einen Raum der alten Thomy Senf-Fabrik in Basel ziehen kann. Dort wird sie mehr Platz haben als bisher. Ich hoffe, mich schnell einrichten zu können, damit ich bald wieder loslegen kann.

Herzchen unter den Flaschenhalteraufnahmen? Details wie diese setzt Leovelo in seinen Rahmenbaukursen gemeinsam mit Kundinnen und Kunden um.Foto: Jan TimmermannHerzchen unter den Flaschenhalteraufnahmen? Details wie diese setzt Leovelo in seinen Rahmenbaukursen gemeinsam mit Kundinnen und Kunden um.

Würdest du dich auch mal an ein vollgefedertes Bike wagen?

Bislang ist das nicht geplant. Da ich selbst im Gelände nur Hardtail fahre, fehlt mir etwas der Zugang zu diesem Thema.

Der Hauptrahmen des Leovelo Jungle Hunt besteht aus Columbus Zona Stahlrohren.Foto: Jan TimmermannDer Hauptrahmen des Leovelo Jungle Hunt besteht aus Columbus Zona Stahlrohren.

Jeder Leovelo-Rahmen ist ein Unikat. Die Rahmenbaukurse finden in Eins-Zu-Eins-Betreuung statt. Da erscheinen ab 1700 Euro inklusive Material günstig. Wie schaffst du es einen so attraktiven Preis anzubieten?

Das frage ich mich auch... Ich versuche meine Lebenskosten gering zu halten. Ich möchte, dass nicht nur die alten Herrschaften sich leisten können einen Rahmenbaukurs bei mir zu machen, sondern auch die jungen Leute, die nicht so viel Kohle haben. Das ist der Gedanke dahinter.

Ein Sral Cross-Bar Lenker aus Stahl fügt sich wunderbar in den Custom-Aufbau des Leovelo Jungle Hunt ein.Foto: Jan TimmermannEin Sral Cross-Bar Lenker aus Stahl fügt sich wunderbar in den Custom-Aufbau des Leovelo Jungle Hunt ein.

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