Ein Custom-Rahmen auf Maß und auch noch vom neuen Besitzer selbst geschweißt - was sich anhört, wie ein unbezahlbares Hirngespinst aus der Kategorie “nur für Reiche und Schöne”, ist in Wahrheit nur einen Telefonanruf oder eine Mail weit entfernt. Hinter dem Label Leovelo Frameworks steckt Leo Börger.
Als er während seiner Zweiradmechaniker-Ausbildung auf Wanderschaft ging, schweißte er sich seinen ersten eigenen Stahlrahmen. Inzwischen ist der Leipziger Profi, hat zahlreiche Fertigungsverfahren ausprobiert und teilt sein Know-How in individuellen Rahmenbaukursen. Fünf Tage dauert ein Kurs mit Eins-Zu-Eins-Betreuung. Schon ab 1200 Euro geht’s los - zuzüglich Materialkosten, zum Beispiel 500 Euro für ein Rohrset aus Columbus Zona Stahl.
Während in anderen Rahmenbaukursen schon früh konstruktive Limits gesteckt werden, will Leo das Projekt des ganz persönlichen Custom-Rahmens vollkommen frei angehen: “Wir besprechen ganz genau, was du haben willst. Es existieren keine zu verrückten Ideen. Prinzipiell gibt es in meinen Kursen keine Tabus.”
Auf der Eurobike 2025 präsentierte Leovelo unter anderem ein einzigartiges Singlespeed-Bike. Dessen Namen “Jungle Hunt” ist eine Hommage an Fahrräder aus der ehemaligen DDR. Die Geometrie ähnelt den Rädern von Mifa und Diamant aus den 60er Jahren, welche mit dicken Ballonrädern, flachen Lenkwinkeln und einem horizontalen Oberrohr Geschichte schrieben.
Die moderne Interpretation der Stahl-Hardtails basiert auf einem Hauptrahmen aus Filled Brazed Columbus Zona. Am Hinterbau kommen sogenannte “Pencil Seatstays” aus extradünnem 13CroMo12 zum Tragen. Die horizontal verstellbaren Ausfallenden kauft Leovelo beim Traditionshersteller Paragon Machine Works aus den USA ein. Für die Anbauteile setzt der Rahmenbauer auf moderne Standards, wie ein geschraubtes T47 Tretlager und eine Flatmount-Scheibenbremsaufnahme.
Fürs Leovelo Showbike hielten Anbauteile von Tune ihre ins Scheinwerferlicht, wie etwa ein leichter Laufradsatz mit 12x142 Millimetern hinterer Einbaubreite. Zu den weiteren Details gehören aufgebrachte Herzchen unter den Flaschenhalter-Gewinden, eine stilechte Kurbel von White-Industries und ein Cross-Bar-Lenker von Sral. Insgesamt landet das Jungle Hunt bei 9,3 Kilo im Singlespeed-Aufbau. Es handelt sich um das persönliche Bike von Firmengründer Leo, welcher damit regelmäßig durch Leipzig prescht.
BIKE: Was fasziniert dich am Rahmenbau mit Stahl?
Leonard Börger (Leovelo): Ich finde es einen tollen Skill, mit dem Ausgangsmaterial zu spielen. Stahl sowie Filled Brazing sind leicht zu verarbeiten. Alles was zu viel ist, wird später wieder heruntergefeilt. Gerade das Modellieren mit dem Messinglot ist ein super Medium, um perfekt fließende Übergänge zwischen den Rohren zu realisieren.
Ich versuche Stahlrahmen immer so leicht wie möglich zu bauen und vermeide Kompromisse zu Lasten des Gewichts. Damit meine Rahmen auch kein “verstecktes” Gewicht tragen müssen, wähle ich immer leichte Ausfallenden, ausgedrehte Tretlagergehäuse und dünne Steuerrohre. Die Herausforderung beim Verbauen dieser zarten Rohre und die hervorragenden Fahreigenschaften der leichten Rahmen faszinieren mich irgendwie.
Wie viele Rahmen hast du bereits selbst gebaut und welches war bislang dein Lieblings-Projekt?
Gebaut habe ich bislang circa 30 Rahmen. Alle waren gelötet. Das “The Takkro” Gravelbike, welches ich auch auf der Eurobike zum ersten mal präsentierte, war eine ganz besondere Herausforderung. Das Bike hat ein Sitzrohr aus Carbon, welches in Stahlmuffen eingeklebt ist. Mich in die Frage reinzudenken, wie ich die selbstgebauten Muffen am besten realisiere, hat mir viel Spaß gemacht. Es war spannend die ganzen vielen kleinen Schritte in der richtigen Reihenfolge umzusetzen, um möglichst effektiv zu arbeiten.
Du planst einen Umzug nach Basel. Was wird sich dort ändern?
Ich habe das Glück, dass ich mit meiner Werkstatt in einen Raum der alten Thomy Senf-Fabrik in Basel ziehen kann. Dort wird sie mehr Platz haben als bisher. Ich hoffe, mich schnell einrichten zu können, damit ich bald wieder loslegen kann.
Würdest du dich auch mal an ein vollgefedertes Bike wagen?
Bislang ist das nicht geplant. Da ich selbst im Gelände nur Hardtail fahre, fehlt mir etwas der Zugang zu diesem Thema.
Jeder Leovelo-Rahmen ist ein Unikat. Die Rahmenbaukurse finden in Eins-Zu-Eins-Betreuung statt. Da erscheinen ab 1700 Euro inklusive Material günstig. Wie schaffst du es einen so attraktiven Preis anzubieten?
Das frage ich mich auch... Ich versuche meine Lebenskosten gering zu halten. Ich möchte, dass nicht nur die alten Herrschaften sich leisten können einen Rahmenbaukurs bei mir zu machen, sondern auch die jungen Leute, die nicht so viel Kohle haben. Das ist der Gedanke dahinter.