Mit dem E-MTB Hardtail Marlin+ präsentiert Trek eine E-Bike-Version seines ebenso populären wie günstigen Mountainbike-Modells Marlin. Außergewöhnlich: Die Amerikaner statten das E-Hardtail mit dem Bosch Active Line Plus aus, der überwiegend in Trekking- und City-Bikes zum Einsatz kommt. Dieser E-Bike-Motor ist mit 50 Nm maximalem Drehmoment recht schwach, aber wesentlich preiswerter als etwa das stärkere Bosch-Pendant, der CX. Dadurch kann Trek beim Marlin+ 8 in die Ausstattung investieren und das Bike mit 3299 Euro trotzdem zu einem verhältnismäßig günstigen Preis anbieten. Die Energie liefert der 400 Watt kleine, fest verbaute CompactTube-Akku von Bosch, der zusammen mit dem neuen Light-Motor SX vorgestellt wurde. Damit schafft es das Trek Marlin+ auf nur 21,84 Kilo. Zusammen mit einer modernen, langen Geometrie und trailtauglichen Komponenten unterstreicht das die sportlichen Ambitionen des E-Hardtails.
Boschs Active-Line-Plus-Motor und der CompactTube-400-Akku sind eine ungewöhnliche Kombination. Die Active Line Motoren bilden den Einstieg ins Bosch LineUp. Der normale Active-Line-Antrieb ist mit einem maximalen Drehmoment von 40 Nm auf den Einsatz in der Stadt und für leichte Touren abgestimmt. Der Active Line Plus wurde auf 50 Newtonmeter gedopt und soll damit auch für etwas knackigere Anstiege im Offroad-Einsatz gewappnet sein.
Uns gefiel der Motor vor allem aufgrund seiner geschmeidigen Kraftentwicklung und weil er recht leise ist. Mit der Liga der Powermotoren á la Bosch CX kann sich das zahme Aggregat aber freilich nicht messen. Um auf ein geringes Gesamtgewicht zu kommen, entschied man sich für die kleine 400er Batterie und versenkte diese fix im schlanken Unterrohr des Trek. Eigentlich wurde der kleine Bosch-Akku primär für den neuen Light-Motor SX entwickelt. Im Trek Marlin+ trägt der CompactTube maßgeblich dazu bei, dass die Waage bei schlanken 21,84 Kilo stehen bleibt. Das sind stattliche dreieinhalb Kilo weniger als das schwerste E-Bike in unserem Test von neun günstigen E-Hardtails, die wir für Ausgabe 5/2023 des EMTB-Magazins getestet haben.
Für den Alltagseinsatz reichen die 400 Wh allemal. Und in Verbindung mit dem 250 Wh großen PowerMore Range Extender von Bosch kann man die Fahrzeit um 60 Prozent verlängern. Das Argument, dass der schwächere Motor weniger Energie ziehe und dadurch auch mit der kleinen Batterie ordentliche Reichweiten möglich seien, stimmt aber nur bedingt: Schließlich kann man auch von einem kräftigen Bosch CX mit großer Batterie in schwacher Unterstützungsstufe eine geringere Leistung abrufen – und kommt dann umso weiter.
In Sachen Display entschieden sich die Trek-Produktmanager fürs neue Bosch Purion 200 – also U-Stufenschalter und Display in einem Bedienelement. Das Purion 200 ist kompatibel mit Boschs Smart System, zeigt die wichtigsten Fahrdaten in einer gelungenen Farbdarstellung an und hält vier Unterstützungsstufen bereit.
Lange Kettenstreben, langer Radstand, langer Reach – damit ist das Trek Marlin+ definitiv nicht als verspieltes Trailbike ausgelegt. Bei unserem Bike in Testgröße XL fielen die Werte extrem aus, in Größe L relativieren sich die Abmessungen etwas, aber auch dann zielt das lange Bike klar auf Laufruhe und Fahrsicherheit. Dank des sogenannten “Smart Wheel Sizing” ist jede Rahmengröße des Marlin+ mit der optimalen Laufradgröße gepaart: In XS und S-Rahmen stecken 27,5-Zoll-Räder, die Rahmengrößen M bis XL kommen mit 29-Zoll-Rädern.
Für den Traileinsatz hat Trek das Marlin+ 8 gut gerüstet: breites Cockpit, griffige 2,6 Zoll breite Bontrager-Reifen, Rockshox Recon Silver RL Federgabel, Tele-Stütze, Vier-Kolben-Scheibenbremsen mit 200er Scheiben vorne wie hinten und 12-fach-Deore-Antrieb. Das 32er Kettenblatt hilft, trotz schwachem Motor auch steilere Anstiege zu erklimmen. Die Verarbeitung des Trek E-Bikes ist sehr wertig – mit schick integriertem Motor, robustem Kettenstrebenschutz und stabilen Schraub-Vorbereitungen für die Gepäckträger-Montage.
Sportlich gestreckt nimmt man auf dem Trek Platz, dank steilem Sitzwinkel leicht frontlastig, so dass etwas Druck auf den Cockpit lastet. Geschmeidig beschleunigt das zahme Bosch-Aggregat und gibt auch bei höherer Triffrequenz nur ein sehr gedämpftes Surren von sich. Auch in rumpeligen Trails ist das Trek sehr leise – kein Klappern, kein Scheppern. Angenehm, und leider eher selten bei E-MTBs.
Viel Sicherheit bergab verleihen das breite, ergonomisch gelungene Cockpit, der moderat flache Lenkwinkel und der lange Reach. Auch die ordentliche Rockshox-Gabel, die griffigen 2,6 Zoll breiten Bontrager-Reifen und die kräftigen Vierkolben-Bremsen mit 200er Scheiben tragen dazu bei, dass man mit dem Tek bergab immer gelassen bleibt. Auf flowigen Trails spürt man das geringe Gewicht positiv, Spieltrieb will aber nicht wirklich aufkommen. Die langen Kettenstreben halten das Vorderrad fest am Boden, ein Bunny Hop wird zum Kraftakt. Um Kurven geht das Bike dafür wie auf Schienen, lässt sich mit Druck auf dem breiten Cockpit präzise steuern. Enge Radien mag das leichte Trek aber weniger – die sperrige Geometrie verlangt dann eine sehr aktive Fahrweise.
In steilen Anstiegen zeigen sich die Vor- aber auch Nachteile der sehr langen Kettenstreben: Die Front bäumt sich erst spät auf, aber nur mit energischem Körpereinsatz gelingt es, das Vorderrad auch mal über eine Stufe zu lupfen. Dazu kommt der schwache Motor, der trotz 12fach-Übersetzung und 32er Kettenblatt für technisch fordernde Uphills zu wenig Leistung freigibt.
Mit dem brandneuen Trek Marlin+ 8 präsentiert Trek ein spannendes Konzept. Mit unter 22 Kilo fällt das Bike für ein günstiges E-Hardtail schön leicht aus. Der dezente Motor und der kleine Akku sind für den Alltag eine smarte Kombination, als Begleiter auf langen Touren empfiehlt sich das Marlin+ damit aber nicht. Seine Trail-Skills zeigt das Bike im Bergab-Modus – dann vermittelt es ein hohes Maß an Fahrsicherheit. Im Uphill trifft eine extreme Kletter-Geometrie auf einen schwachen Motor.