Günstige E-Hardtails im Test 2023R Raymon HardRay E 6.0

Adrian Kaether

 · 29.09.2023

R Raymon Hardray E 6.0: Yamaha PW-X2 // 630 Wh // 24,47 kg // 3599 Euro.
Foto: Georg Grieshaber
Das R Raymon Hardray E 6.0 richtet sich an preisbewusste Alltagsbiker und setzt dafür vor allem auf bewährte Zutaten. Ob dem E-Hardtail auch der Spagat zum Geländeeinsatz gelingt?

Eines gleich vorweg: Für 3599 Euro bekommt man aktuell am E-MTB Markt wieder Einiges. Denn wegen verhaltener Nachfrage passen die Hersteller ihre Preise an - viele Bikes gehen dadurch im Moment günstiger über den Ladentisch. Beispiele aus dem Kandidatenfeld, das wir für EMTB 5/2023 getestet haben: Bionicon Earp, Hoheacht und Radon Jealous Hybrid. Das Hardray von R Raymon gehört allerdings nicht dazu: Laut Website des Herstellers wird am offiziellen UVP nicht gerüttelt. Dazu kommt, dass die Komponenten an R Raymons Einsteiger-Hardtail aus den sehr günstigen Modellserien der Zulieferer stammen. Verspielt R Raymon damit den Ruf als Preis-Leistungs-Knaller?

Die Fakten zum R Raymon Hardray E 6.0

  • Motor: Yamaha PW-X2, 80 Nm max. Drehmoment
  • Akku: 630 Wh (entnehmbar)
  • Rahmenmaterial: Aluminium
  • Federweg: 120 Millimeter
  • Laufradgröße: 29 Zoll
  • Rahmengrößen: S, M, L, XL
  • Preis: 3599 Euro >> hier erhältlich
  • Gewicht: 24,47 kg (Testbike in Größe L, EMTB-Messung)

Der E-Bike-Antrieb

Satte 80 Newtonmeter und eine betont kraftvolle Charakteristik: Der etwas ältere Yamaha PW-X2 im R Raymon Hardray hat nach wie vor seine Fans. Besonders wer weniger kräftig tritt, bekommt vom Yamaha-Motor viel Schub, steile Anstiege schießt das Aggregat förmlich hinauf, ohne dass der Fahrer selbst viel tun muss. Dass R Raymon beim Hardray bei der alten Antriebstechnik bleibt, statt auf den neueren PW-X3 zu setzen, hat sicher finanzielle Gründe. Für passive Fahrer und für den Alltagseinsatz ist der Antrieb dennoch eine gute Wahl.

Meistgelesene Artikel

1

2

3

Zu den elektronischen Komponenten: Das Yamaha-A-Display hat wie der Motor schon einige Jahre auf dem Buckel, der Speichenmagnet mit komplett außen liegenden Kabeln ist anfällig für Defekte. Der Akku mit 630 Wattstunden geht in diesem Preisbereich in Ordnung, die Akku-Entnahme konnte uns aber überhaupt nicht überzeugen. Nur mit viel Kraft lässt sich der mit einem Metallbolzen gesicherte Akku lösen, der Einbau braucht noch mehr Kraft und gelang uns erst gar nicht. Zudem muss der Sicherungsbolzen für den Akku auch das Cover fixieren. In der Praxis versucht man also gleichzeitig das Cover zu halten, den Bolzen über den Akku und die Halteplatte über das Cover zu schieben, während man auch noch mit dem Schlüssel hantiert. Leider eine der am wenigsten benutzerfreundlichen Lösungen am Markt.

Der bewährte PW-X2 von Yamaha schiebt kräftig, auch wenn der Fahrer nur moderat tritt.
Foto: Georg Grieshaber

Die Geometrie des R Raymon E-Bikes

Das R Raymon E-Bike hat extrem lange Kettenstreben und ist damit für verspielte Fahrmanöver nur schlecht geeignet. Der ausgewogene Reach und der sinnvolle Lenkwinkel führen in Kombination mit dem langen Heck aber zu einer gewissen Fahrstabilität. Der Sitzwinkel fällt steil aus. Das begünstigt die Klettereigenschaften.

EMTB-Messwerte im Überblick (Rahmengröße L)

  • Sitzrohrlänge: 482 mm
  • Radstand: 1243 mm
  • Reach: 442 mm
  • Stack: 659 mm
  • Lenkwinkel: 67,2°
  • Sitzwinkel: 74,2°
  • Kettenstrebenlänge: 485 mm
Die extrem langen Kettenstreben und der üppige Radstand machen das R Raymon im Gelände wenig handlich, begünstigen aber die Klettereigenschaften.Foto: EMTB-TestabteilungDie extrem langen Kettenstreben und der üppige Radstand machen das R Raymon im Gelände wenig handlich, begünstigen aber die Klettereigenschaften.

Die Ausstattung des R Raymon Hardray E 6.0

Ein Highlight des E-MTBs ist die Shimano Deore in der speziellen Linkglide-Version. Sie bietet zwar nur 10 Gänge und eine mäßige Bandbreite, ist aber besonders haltbar. Für Alltagsnutzer und Pendler erste Wahl. Das Bike wird außerdem mit Tektros RD-350-Schaltung mit neun Gängen verkauft. Diese bietet zwar eine größere Bandbreite als die Deore, fällt aber weniger wertig und weniger haltbar aus.

Eine günstige und wenig sensible XCM-Stahlfedergabel von SR Suntour, hydraulische Scheibenbremsen von Tektro und hauseigene Parts bei Cockpit und Sattel komplettieren die Ausstattung des R Raymon Hardray. Leider setzt E-Hardtail nur auf Continentals Cross-Country-Reifen X-King in 2,3 Zoll Breite. Das ist für ein modernes E-MTB zu schmal, der Rahmen bietet aber kaum mehr Reifenfreiheit für deutlich breitere Pneus. Ein Schutzblech zu montieren, dürfte schon mit den schmalen Contis schwierig werden. Grundsätzlich sind Anschraubpunkte für Gepäckträger, Schutzblech und Seitenständer aber vorhanden.

Der Cross King in 2,3 Zoll ist schmal für ein modernes E-MTB. Leider ist die Reifenfreiheit im Rahmen so begrenzt, dass es schon so mit einem Schutzblech knapp werden dürfte.Foto: Georg GrieshaberDer Cross King in 2,3 Zoll ist schmal für ein modernes E-MTB. Leider ist die Reifenfreiheit im Rahmen so begrenzt, dass es schon so mit einem Schutzblech knapp werden dürfte.

Praxistest: So fährt sich das R Ramyon Hardray

Auf dem R Raymon Hardray sitzt man trotz des steilen Sitzwinkels und des nicht zu niedrigen Stacks auffallend sportlich mit viel Druck auf den Handgelenken. Das ist für ein E-Hardtail eher ungewöhnlich. Die schmalen Reifen und die unsensible Gabel dämpfen Schläge vom Untergrund nur schlecht, zudem wirkt der Rahmen sehr steif. Das verstärkt den Effekt noch, schon auf Kopfsteinpflaster wird man auf dem Hardray ziemlich durchgeschüttelt. Weder das, noch die Sitzposition empfehlen das R Raymon für ausgesprochen lange Touren.

Seine Stärken hat das Hardray vor allem beim Motor und den Klettereigenschaften. Die Geländekompetenz konnte nicht überzeugen, der Komfort könnte ebenfalls besser sein.Foto: Josh WelzSeine Stärken hat das Hardray vor allem beim Motor und den Klettereigenschaften. Die Geländekompetenz konnte nicht überzeugen, der Komfort könnte ebenfalls besser sein.

Der kräftige Motorschub ist jedoch tadellos, mit den langen Kettenstreben bewältigt man selbst steilste Rampen mit Leichtigkeit. Die Kehrseite der Medaille: Auf dem Trail klebt das Vorderrad am Boden. Das Rad aktiv zu fahren und mal über ein kleines Hindernis zu lupfen, ist fast unmöglich. Der schmale Lenker ohne nennenswerten Rise lässt die Front tief wirken und vermittelt wenig Sicherheit bergab, die unsensible Gabel, die schmalen Reifen und die mäßigen Bremsen verstärken diesen Eindruck noch. Schon leichte Geländabschnitte bringen das Bike schnell ans Limit. Zudem klappert der Akku, trotz der enorm kraftaufwändigen Fixierung bei harten Schlägen. Das wirkt nicht sehr wertig.

Fazit Adrian Kaether, Redakteur EMTB

Das R Raymon Hardray* kann mit dem kräftigen Yamaha-Antrieb und guten Klettereigenschaften punkten. Der mäßige Fahrkomfort, die überschaubare Geländekompetenz und einige Konstruktionsprobleme, wie die schwierige Akkuentnahme und die zu geringe Reifenfreiheit, hinterlassen aber keinen guten Gesamteindruck.
Adrian Kaether, Redakteur EMTBFoto: Max FuchsAdrian Kaether, Redakteur EMTB

Pro

  • kräftiger Motor
  • Klettereigenschaften

Contra

  • Sitzposition
  • Reifenfreiheit
  • Akkuentnahme
  • Speichenmagnet
  • Geländekompetenz
  • Ausstattung wenig wertig
R Raymon Hardray E 6.0Foto: EMTB-TestabteilungR Raymon Hardray E 6.0

Meistgelesen in der Rubrik Fahrräder