Analysiert man rein die Labordaten des Specialized Stumpjumper EVO S-Works, petzt nur der etwas kürzere Federweg an der Gabel, dass es sich hierbei um kein waschechtes Enduro handelt. Der 64 Grad flache Lenkwinkel, ein extrem tiefes Tretlager und die hohe Front passen dagegen perfekt in diesen Vergleich. Die Kettenstreben fallen mit 443 Millimetern sogar am längsten aus.
Diese Geometrie-Maße platzieren den Piloten tief und sicher im Bike und sorgen für einen stabilen Geradeauslauf. So kann das Stumpjumper EVO bergab mit viel Souveränität auf schnellen Strecken begeistern. In engen Kurven verlangt das lange Heck etwas mehr Körpereinsatz als das kompaktere Pivot Firebird Team.
Wird es allerdings richtig rau, fällt das Stumpjumper unter den reinrassigen Enduros dann doch auf. Das Fahrwerk spricht gut an, arbeitet aber straffer und verdaut dicke Brocken weniger gekonnt als die Fahrwerke der Konkurrenz. Das liegt zum einen an den begrenzten Nehmerqualitäten der schmächtigeren 160er-Gabel, zum anderen mangelt es dem kleineren Float-X-Dämpfer – im Vergleich zu den X2-Modellen von Pivot und Yeti – an Dämpfungskontrolle. Dafür katapultiert sich das Stumpjumper mit viel Popp und Leichtigkeit über Geländekanten und generiert in welligem Gelände ordentlich Geschwindigkeit.
Apropos leicht: Mit nur 14,4 Kilo Gesamtgewicht markiert das Specialized den Bestwert in diesem Vergleich. Das Fundament für das erfrischend leichte Gesamtpaket legt das nur 2344 Gramm schwere Carbon-Chassis. Zum Vergleich: Canyon und Yeti bringen fast 800 Gramm mehr auf die Waage. Aber auch die 36er-Fox-Gabel spart rund 360 Gramm gegenüber den Modellen mit 38er-Standrohren.
Die edlen Carbon-Laufräder zahlen ebenfalls auf die gute Gewichtsbilanz ein. Gepaart mit seinem wippfreien Hinterbau lässt das Specialized die Konkurrenz in der Uphill-Wertung weit hinter sich und das sogar, ohne den Plattformhebel am Dämpfer umzulegen. Auch gut: Durch die angenehm sportliche Sitzposition macht das Specialized auf langen Touren eine gute Figur.
Das Specialized Stumpjumper EVO S-Works spielt eigentlich eine Klasse unter den anderen Enduros in diesem Test und bietet auf ruppigen Strecken die wenigsten Reserven. Dafür klettert es besser als die Konkurrenz und bleibt durch die abfahrtslastige Geometrie auch im Downhill konkurrenzfähig. – Thomas Weschta, BIKE-Testfahrer
GESAMT BERGAUF: 55,5 VON 80
GESAMT BERGAB: 119,8 VON 140
*Das BIKE-Urteil gibt die Labormesswerte und den subjektiven Eindruck der Testfahrer wieder. Das BIKE-Urteil ist preisunabhängig. BIKE-Urteile: super (250–205 P.), sehr gut (204,75–180 P.), gut (179,75–155 P.), befriedigend (154,75–130 P.), mit Schwächen (129,75–105 P.), ungenügend (104,75–0 P.). Die Gewichtung der Punkte in den einzelnen Bewertungskriterien variiert je nach Bike-Kategorie.