Trek Slash+ 9.7 im TestHigh-Pivot-Bügeleisen mit Flüster-Schub

Florentin Vesenbeckh

 · 27.12.2024

Optisch und technisch ist das Slash+ ganz klar an das unmotorisierte Trek Slash angelehnt. Ein Vollgas-Enduro.
Foto: Max Fuchs
Entspannt bergauf, Vollgas bergab. Dieses Versprechen gibt das leichte Enduro-E-Bike Trek Slash+. Mit TQ-Motor will es möglichst nahe am unmotorisierten Enduro Slash landen und dennoch Power für ausgedehnte Trail-Tage mitbringen. Geht das Konzept auf?

Das Trek Slash steht sinnbildlich für die neueste Generation Enduro-Mountainbikes. Mit dem wuchtigen High-Pivot-Hinterbau wurde es konsequent auf Nehmerqualitäten im Downhill gepolt. So landet das unmotorisierte Modell bei über 16 Kilo. Das Pendant mit E-Motor sieht dem Klassiker zum Verwechseln ähnlich. Der TQ HPR 50 verschwindet komplett hinter dem Kettenblatt und das voluminösere Unterrohr fügt sich harmonisch ins Gesamtbild ein. Mit 20,4 Kilo gehört das Bike definitiv nicht zu den leichtesten Kandidaten der Light-Kategorie. Doch dafür soll es bergab voll punkten. Und mit dem neuen 580-Wattstunden-Akku von TQ hat es auch eine Extraportion Reichweite am Start. Noch nie zeigte sich ein Light-Bike so ausdauernd in unserem Reichhöhentest.


Optisch und technisch ist das Slash+ ganz klar an das unmotorisierte Trek Slash angelehnt. Ein Vollgas-Enduro.Foto: Max FuchsOptisch und technisch ist das Slash+ ganz klar an das unmotorisierte Trek Slash angelehnt. Ein Vollgas-Enduro.

Die Fakten zum Trek Slash+ 9.7

  • Motor: TQ HPR 50, 50 Nm max. Drehmoment
  • Akku: 580 Wh (entnehmbar)
  • Rahmenmaterial: Carbon
  • Federweg: 170/170 mm
  • Laufradgröße: 29/27,5 Zoll
  • Rahmengrößen: S, M, L, XL
  • Preis: 7999 Euro >> z. B. hier erhältlich
  • Gewicht: 20,4 kg (Testbike in Größe L, EMTB-Messung)
  • Zulässiges Gesamtgewicht: 136 kg (Herstellerangabe)
  • Garantie: lebenslang
Kennzeichen des Slash ist das auffällige High-Pivot-Design des Hinterbaus.Foto: Max FuchsKennzeichen des Slash ist das auffällige High-Pivot-Design des Hinterbaus.

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Der E-Bike-Antrieb

Trek war die erste Marke, die den Flüsterantrieb TQ HPR 50 verbaut hat. Die Amerikaner haben damals sogar bei der Entwicklung des Winzlings kräftig mitgewirkt, bis er im Fuel EXe das Licht der Welt erblickte. Logisch, dass auch das zweite Light-E-MTB von Trek, das Slash+, auf TQ-Power setzt. Der Motor ist der kompakteste und leiseste am Markt, bietet dafür aber auch nur eine dezente Leistung. 300 Watt laut Hersteller. In der Praxis ist er spürbar schwächer als ein Fazua Ride 60 oder ein Bosch Performance CX. Ungeschlagen ist hingegen der Formfaktor, das Gewicht und die Geräuschkulisse.

Klein, leicht, unauffällig: Der TQ HPR 50 ist der Minimalist unter den E-Motoren.Foto: Max FuchsKlein, leicht, unauffällig: Der TQ HPR 50 ist der Minimalist unter den E-Motoren.

Im Unterrohr des Slash+ steckt ein neuer Akku, den es aktuell ausschließlich in diesem Bike gibt. Die TQ-Batterie mit 580 Wattstunden. Im Trek steckt also deutlich mehr Energie, als in den anderen TQ-Bikes mit dem klassischen 360er-Akku. Mit 2,7 Kilo bietet der große Energiespeicher ein sehr gutes Verhältnis aus Gewicht und Kapazität. Und dass die zahlen nicht lügen, zeigt unser Reichweitentest. Während Bikes mit der kleiner TQ-Batterie hier eher unterdurchschnittlich abschneiden, kann der 58er-Akku voll auftrumpfen. Im direkten Vergleich mit dem Fazua Ride 60 (430 Wh) ist das Trek um Längen ausdauernder.

Gelungenes Display im Oberrohr.Foto: Max FuchsGelungenes Display im Oberrohr.

Obendrein ist der Akku entnehmbar. Das ist bei Light-E-MTBs alles andere als selbstverständlich. Zwar läuft der Ausbau etwas umständlicher, als bei klassischen Klapp-Lösungen, doch die Batterie ist in wenigen Minuten gewechselt. So kann man den Energieträger bequem im Hotelzimmer oder der Wohnung laden, oder auch mal die Reichweite mit einer zweiten Batterie aufdoppeln.

Der Akku mit 580 Wattstunden ist mit zwei Schrauben fixiert und kann nach unten aus dem Rahmen gezogen werden.Foto: Max FuchsDer Akku mit 580 Wattstunden ist mit zwei Schrauben fixiert und kann nach unten aus dem Rahmen gezogen werden.

Die Geometrie

Das Slash+ gibt es klassisch in den vier Größen S, M, L und XL. Die Geometrie ist voll abfahrtsorientiert, ohne ins Extreme abzudriften. Der Lenkwinkel ist flach, der Radstand lang - doch beide Werte bleiben im Rahmen. Auffällig sind die kurzen Kettenstreben von 435 Millimetern. Das gibt´s nur selten am E-MTB. Damit behält Trek dem Bike ein lebendiges Fahrverhalten. Denn durch das High-Pivot-Design wächst die Länge des Hecks im Verlauf der Federbewegung.

EMTB-Messwerte im Überblick (Rahmengröße L)

  • Sitzrohrlänge: 427 mm
  • Radstand: 1270 mm
  • Reach: 472 mm
  • Stack: 647 mm
  • Lenkwinkel: 63,4 Grad
  • Sitzwinkel: 77 Grad
  • Kettenstrebenlänge: 435 mm
Über diesen Flipchip lässt sich die Progression der Heckfederung anpassen. Selbst in der progressiveren Einstellung geht das Heck nicht zu knauserig mit dem Hub um.Foto: Max FuchsÜber diesen Flipchip lässt sich die Progression der Heckfederung anpassen. Selbst in der progressiveren Einstellung geht das Heck nicht zu knauserig mit dem Hub um.

Die Ausstattung des Trek Slash+ 9.7

Das Modell 9.7 ist für 7999 Euro das Einstiegsmodell der Slash+ Serie. Das ist ambitioniert. Die Ausstattung fällt im Vergleich mit anderen E-Bikes der 8000-Euro-Klasse nur mäßig glänzend aus. Das Fox-Fahrwerk stammt aus der günstigen Performance-Linie, die Gabel hat sogar das Einstiegslabel “Rythm” aufgeklebt. Auch die Deore-Bremsen sind nicht gerade Highend-Produkte – auch wenn sie auf dem Trail nicht negativ auffallen.

Die gelungene Reifenkombi von Conti gehört nicht zur Serienausstattung. Die schwachen Bontrager-Pneus mussten weichen, um das Potenzial des Slash+ realistisch einschätzen zu können.Foto: Max FuchsDie gelungene Reifenkombi von Conti gehört nicht zur Serienausstattung. Die schwachen Bontrager-Pneus mussten weichen, um das Potenzial des Slash+ realistisch einschätzen zu können.

Negativ aufgefallen ist bei unserem ersten Testausflug im Bikepark Oberammergau jedoch die Serienbereifung von Bontrager. Für ein dickes Enduro bieten die Reifen eine zu schwache Dämpfung und nur mäßig Grip. Damit beschneiden sie das Potenzial des Bikes! Für die nächsten Testtage haben wir dem Bike ein solide Conti-Bereifung spendiert, um einen ordentlichen Vergleich mit anderen Bikes möglich zu machen. Das Mehrgewicht bleibt mit 130 Gramm fürs Paar (Kryptotal, Enduro-Karkasse) überschaubar, Sicherheitsempfinden und Abfahrtsstärke steigen massiv!

Die Fox 38 Rythm mit einfacher FIT-Dämpfung kann mit dem starken Hinterbau nicht mithalten. Die zweite spürbare Schwäche in der Ausstattung des Trek Slash+ 9.7.Foto: Max FuchsDie Fox 38 Rythm mit einfacher FIT-Dämpfung kann mit dem starken Hinterbau nicht mithalten. Die zweite spürbare Schwäche in der Ausstattung des Trek Slash+ 9.7.Wenig glanzvoll, aber funktional in Ordnung: Deore-Bremsen von Shimano am 8000-Euro-Bike.Foto: Max FuchsWenig glanzvoll, aber funktional in Ordnung: Deore-Bremsen von Shimano am 8000-Euro-Bike.
  • Gabel / Dämpfer: Fox 38 Rhythm / Float X Performance
  • Schaltung: Shimano XT
  • Bremsen: Shimano Deore, 203/203 mm
  • Laufräder: Bontrager Line Comp 30
  • Reifen: Bontrager Team Issue XR5 TR, 29/27,5 x 2,9"
  • Sattelstütze / Hub: Bontrager Line Drop / 170 mm
  • Besonderheiten: Flipchip zur Anpassung der Progression
Die Shimano XT wechselt gewohnt zuverlässig die 12 Gänge.Foto: Max FuchsDie Shimano XT wechselt gewohnt zuverlässig die 12 Gänge.Ein Tool-Mount unter dem Oberrohr schafft Platz für Zubehör am Bike.Foto: Max FuchsEin Tool-Mount unter dem Oberrohr schafft Platz für Zubehör am Bike.

Praxistest: So fährt sich das Trek Slash+ 9.7

Die Sitzposition entspricht ziemlich genau dem, was man als modernen Enduro-Standard bezeichnen könnte: weit vorne im Bike und trotz langem Reach eher komfortabel und kompakt. Im Uphill gibt sich das Trek somit keine Blöße. Trotz sehr kurzem Hinterbau steigt das Vorderrad erst spät. Die Heckfederung generiert massig Traktion, so kann man auch richtig fiese Anstiege angehen. Mit dem dezenten Schub des TQ HPR 50 kostet das allerdings deutlich mehr Körner als mit einem Power-Motor oder auch dem Fazua Ride 60, wie er im YT Decoy SN steckt. Auffällig: Der Motor ist so leise, dass das leichte Rasseln der Kettenumlenkung fast dominiert.

Im Uphill sticht die massive Traktion am Hinterrad heraus.Foto: Max FuchsIm Uphill sticht die massive Traktion am Hinterrad heraus.

Im Downhill kann das Slash+ so richtig punkten. Der schluckfreudige Hinterbau gibt dabei den Ton an. Er arbeitet komfortabel, ohne durch den Hub zu rauschen, und pariert kleine wie große Schläge richtig souverän. Gerade wenn es im Gelände zur Sache geht, gibt er das Gefühl, schier endlos Federweg bereitzustellen. Laufruhig und fahrsicher geht’s dadurch über fiese Steinfelder und knifflige Sektionen.

Bergab zeigt das Trek Slash+ auch mit günstiger Ausstattung richtig viel Schluckvermögen.Foto: Max FuchsBergab zeigt das Trek Slash+ auch mit günstiger Ausstattung richtig viel Schluckvermögen.

Die Gabel kann dem Heck allerdings nicht das Wasser reichen. Die günstige Rhythm-Forke steht dem 8000-Euro-Bike nicht gut zu Gesicht und verhindert Bestnoten im Downhill. Je nach Einstellung fehlt es ihr entweder an Gegenhalt oder an Sensibilität. Der Hinterbau bietet auch mit dem Performance-Dämpfer von Fox genug Support, um dem Trek ein lebhaftes Handling zu bewahren. Auch die Geometrie fällt nicht zu extrem aus. So lässt sich das Slash+ agil bewegen und spaßig über die Trails werfen. Nach 21 Kilo Lebendgewicht fühlt sich das Light-Enduro dabei nicht an.

Doch je mehr es bergab geht, desto wohler fühlt sich das Enduro. Für zahme und flache Wege eignen sich kurzhubigere und dadurch spritzigere Light-Bikes, wie der hauseigene Konkurrent Fuel EXe, freilich besser. Schade: Zu Beginn des Tests flubberte unser Testbike leise über den Trail. Doch mit der Zeit stellte sich ein deutliches Klappern ein, das wir trotz intensiver Versuche nicht eliminieren konnten. Ähnliche Geräusche erlebten wir an zwei unterschiedlichen Testbikes des Slash+.

BIKE-Bewertung des Trek Slash+ 9.7

Stärken

  • Potente Heckfederung
  • Gelungenes Handling
  • Leiser Antrieb
  • Top-Reichweite und Wechsel-Akku

Schwächen

  • Gabel schwächt Abfahrtsstärke
  • Schwache Reifen und Bremsen
  • Klappern bergab
Das Trek Slash+ 9.7 im BIKE Test: Schwächen bei der Ausstattung, Extrapunkte bei der Reichweite, ausgewogene Fahreigenschaften.Foto: BIKE MagazinDas Trek Slash+ 9.7 im BIKE Test: Schwächen bei der Ausstattung, Extrapunkte bei der Reichweite, ausgewogene Fahreigenschaften.Durch sein starkes Fahrverhalten schafft es das Trek Slash+ trotz Schwächen bei der Ausstattung auf eine starke 2,0. Die gute Reichweite gibt viele Punkte in der Laborwertung.Foto: BIKE MagazinDurch sein starkes Fahrverhalten schafft es das Trek Slash+ trotz Schwächen bei der Ausstattung auf eine starke 2,0. Die gute Reichweite gibt viele Punkte in der Laborwertung.

Das BIKE Fazit

Das Trek Slash+ 9.7 profitiert von seinem schluckfreudigen Hinterbau und dem ausgewogenen Trail-Handling. Mit TQ-Motor und großer Batterie ist das Bike perfekt gewappnet für lange Ausflüge ins raue Gelände. Schade: Gabel und Reifen der Serienausstattung beschränken das Potenzial des Bikes deutlich. Für volle Performance muss man zum teureren Modell greifen - dann ist nochmal mehr drin! – Florentin Vesenbeckh, Testredakteur BIKE Magazin
BIKE Redakteur Florentin Vesenbeckh mit dem Trek Slash+ 9.7.Foto: Max FuchsBIKE Redakteur Florentin Vesenbeckh mit dem Trek Slash+ 9.7.

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