Adrian Kaether
· 25.07.2024
Ziemlich genau zwei Jahre ist es her, dass Trek und TQ Systems mit dem Fuel EXe leichte E-Mountainbikes noch einmal neu definiert haben. Als exklusiver Launchpartner waren die Amerikaner die ersten, die den Mini-Antrieb vom Ammersee (hier im Test) in einem Bike verbauen durften. Und obwohl es am HPR 50 seither durchaus auch Kritik gibt, ist eines klar: So unauffällig, leise und direkt waren E-Motoren noch nie.
Nach dem Trailbike Fuel EXe zündet Trek mit dem Slash+ nun eine zweite Evolutionsstufe. Das Bike ist in Sachen Geometrie und Kinematik (High-Pivot!) ebenso eng an das klassische Slash ohne Motor (hier im Test) angelehnt wie damals das Fuel EXe. Mit mehr Federweg und mehr Akkuleistung spricht das Slash+ aber eine andere Zielgruppe an. Ob das Konzept aufgeht? Wir geben einen Überblick, über alles, was wichtig ist.
Mit dem Slash+ setzt Trek nach eigenen Angaben fast dieselbe Geometrie um, wie beim klassischen Slash. Das heißt: Der Lenkwinkel fällt für maximale Laufruhe bergab flach aus (63,5 Grad) kann aber per Winkelsteuersatz um plus/minus ein Grad angepasst werden. Der Reach liegt bei rund 480 Millimeter in Größe L, die Kettenstreben wachsen mit den Rahmengrößen und messen 435, 440 oder 445 Millimeter. In Kombination mit einem steilen Sitzwinkel von 77 Grad ergibt sich also eine moderne Enduro-Geometrie mit ordentlichem Radstand.
Der Rahmen selbst besteht vollständig aus Carbon, Umlenkrolle und Kettenspanner für den High-Pivot-Hinterbau wurden aber nochmal leicht angepasst. Die Hinterbau-Progression ist weiterhin per Flip-Chip einstellbar. So lässt sich das Heck auch mit linearen Stahlfederdämpfern kombinieren. Wichtigster Unterschied zum Slash ohne Motor: Beim Slash+ gibt es wegen des Akkus kein Staufach im Unterrohr und die Zwischengröße M/L entfällt. Eine Alu-Version des Bikes ist erstmal nicht in Sicht.
Wie schon beim Fuel EXe entscheidet sich Trek auch beim leichten E-Enduro Slash+ ebenfalls für den minimalistischen TQ HPR 50. Der Motor (hier im Test) ist nur knapp faustgroß und fällt so in der Seitenlinie des Bikes kaum auf. Außerdem ist er selbst unter Volllast sehr leise und klappert bergab nicht. Gerade für Enduro-Fans, die im Downhill nur das Flubbern von Reifen und Fahrwerk hören wollen, dürfte das ein schlagkräftiges Argument sein.
Die Kehrseite der supergeringen Lautstärke und der kompakten Bauform: In Sachen Spitzenleistung muss sich der TQ anderen Motoren geschlagen geben. Das zeigt unser Motorentest. Mit 300 Watt und 50 Newtonmetern doppelt aber auch der TQ die Tretleistung der meisten Fahrer locker auf und sorgt so für entspannte und zügige Uphills. Ebenfalls schön zu sehen: Trek übernimmt die App und Display-Anordnung vom Fuel EXe auch beim Slash+. Unter allen Display- Lösung für das TQ System hat uns diese Variante immer am besten gefallen.
Der Strom für den Motor kommt aus einem neuen TQ-Akku, der 580 Wattstunden liefert. Für Light-Verhältnisse ist das richtig viel und sollte je nach Fahrergewicht und Tretleistung auch lange Touren möglich machen. Der Akku wiegt dafür mit rund 2,7 Kilo etwas mehr als bei Light-Bikes üblich und treibt das Gewicht des Trek über die 20-Kilo-Marke. Bei Bedarf kann die Batterie nach unten aus dem Bike gezogen werden. Für eine tägliche Entnahme ist die Lösung mit den filigranen Halteschrauben aber vermutlich nicht gedacht.
Das Trek Slash+ wird es vorerst nur mit Vollcarbon-Rahmen und in zwei eher hochwertigen Ausstattungsvarianten geben. In einem schwächelnden Markt ist der Preis allerdings ambitioniert. Los geht’s mit dem Modell 9.7 für 7999 Euro, das teils noch auf günstige Parts wie eine Deore-Scheibenbremse setzt. Wer Top-Parts will, muss für das Trek Slash+ 9.9 nochmal 4000 Euro drauflegen.
Trek liefert quasi eine direkte Kopie des klassischen Enduros mit leichter Motorunterstützung und setzt damit das Konzept um, das schon mit dem Fuel EXe Erfolg hatte. Wahrscheinlich auch mit knapp über 20 Kilo ein Garant für Fahrspaß bergab, der Einstiegspreis liegt aber erstmal hoch. - Adrian Kaether, Redakteur Test und Technik für BIKE und EMTB