Auch bei seinem günstigsten Enduro geht Giant keine Kompromisse ein. Das Sitzrohr steht fast senkrecht, der Lenkwinkel ist superflach, der Radstand extrem lang. Pure Überforderung für preisbewusste Biker und E-Einsteiger? Keineswegs. Denn auf Tour und Trail gibt sich das Giant erstaunlich umgänglich.
Die kompakte Sitzposition gefällt, das sensible Fahrwerk und die dicken 2,6-Zoll-Reifen verleihen dem Reign E+ einen komfortablen Charakter. Dazu passend setzt es auf die neue 800-Wattstunden-Batterie. Akku sparen muss man hier erst bei sehr langen Touren.
Seinen komfortablen Charakter kann das Bike auch in steilen Uphills noch aufrechterhalten. Einfach im Sattel sitzen bleiben und treten, den Rest erledigen das gute Fahrwerk und die moderne Geometrie fast von alleine. Die Front führt trotz des flachen Lenkwinkels gut durch enge Kurven, das Vorderrad steigt erst sehr spät. Trotz des etwas schwächeren Motors eine starke Performance, die nahtlos an die vielen weiteren Kletterkünstler in Giants Portfolio anknüpfen kann.
Da mag man kaum glauben, dass das Bike vor allem für Fahrspaß bergab gebaut wurde. Doch auch hier enttäuscht das günstige Reign E+ nicht. In kurvigen Trails fährt sich das Giant im E-Enduro-Vergleich spritzig, nur in engen Kehren und bei Manual oder Bunny Hop kann es Gewicht und Radstand nicht verbergen. Dafür kann man auch in fiesem Gelände lange die Bremsen offen lassen.
Schluckfreudig und souverän animiert das Reign E+ zu hohen Geschwindigkeiten, auch wenn die Ausstattung mit dem breiten Vorderreifen, dem Dämpfer ohne Ausgleichsbehälter und der komfortabel abgestimmten Gabel nicht für Renntempo gemacht ist. Kleine Kompromisse bei einem gelungenen Bike, die wohl die allermeisten Biker durchaus verkraften können.
Der Syncdrive basiert auf der Hardware von Yamahas PW-X3-Motor. Nicht der kräftigste Antrieb am Markt, aber mit 2,7 Kilogramm recht leicht. Von Giant stammt die Software, die App und das Feintuning der Unterstützung, außerdem kommt der Syncdrive mit eigenen Displays und Remotes. Etwas speziell: Sobald der Fuß auf dem Pedal steht, zuckt der Motor schon leicht. Diese extrem direkte Reaktion hilft in technischem Gelände und beim Anfahren am Berg.
Trotz extremer Geometrie und wenig luxuriöser Ausstattung: Giants Reign E+ 3* macht fast überall eine gute Figur. Uphill, Downhill, Reichweite – hier passt so ziemlich alles. Klarer Duellsieger. – Adrian Kaether, Redakteur EMTB
¹Die Reichhöhe wurde bei standardisierten Messfahrten an einem Asphaltanstieg mit 12,2 Prozent Steigung ermittelt. Höchste Unterstützungsstufe, 150 Watt Tretleistung des Fahrers, Fahrergewicht inkl. Ausrüstung 89 kg. In Klammern die Höhenmeter im deutlich gedrosselten Notlauf-Modus. Die Durchschnittsgeschwindigkeit bezieht sich auf die Fahrt bei voller Unterstützung.
²Ermittelt auf den Prüfständen im EMTB-Testlabor, Gewicht ohne Pedale. Akku-Gewicht ggf. inkl. verschraubtem Cover.
³Herstellerangabe
⁴Stufentest, gemessen mit 36 Zentimeter erhöhtem Hinterrad
⁵Das Urteil gibt den subjektiven Eindruck der Tester und die Ergebnisse der Reichhöhenmessung und der Labortests wieder. Das EMTB-Urteil ist preisunabhängig. EMTB-Urteile: super (ab 9,0), sehr gut (ab 8,0), gut (ab 7,0), befriedigend (ab 6,0), mit Schwächen (ab 5,0), darunter ungenügend.
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