Als vielversprechendes Talent im Cross Country hat Sofia über die Enduro World Series den Weg zum E-MTB-Racing gefunden. Inzwischen gehört sie zu den vielseitigsten E-Racerinnen, mit zahlreichen Erfolgen und einigen WM-Medaillen in der Trikottasche. E-MTB-Racing ist für Sofia „schneller, intensiver und vielseitiger“ als die motorlosen Disziplinen. Ans E-Enduro hat sie ihr Herz verloren, aber auch die E-XC Rennen, wie die WES oder bei Weltmeisterschaften sind für Sofia sehr wichtig.
Kaum zu glauben dabei: Sofia hat mit ihren 28 Lebensjahren schon 20 Jahre Race-Erfahrung. Ihr erstes Rennen überhaupt fuhr sie 2003 in der U9-Kategorie, ihren ersten bedeutenden Titel holte sie 2012 als Vize-Weltmeisterin in der U19-Klasse. Ihre professionelle Laufbahn im XCO (Cross Country) startete sie auf Bikes von Rotwild. Später wechselte sie zur Enduro-Disziplin und fuhr zwei Jahre lang für das Cube Actionteam, wo sie sich den Gesamtsieg der internationalen WES-Rennserie holte. Seit 2021 startet Sofia für das Specialized Racing-Team in der E-Cross-Country-Serie der UCI, der WES, und in der E-Enduro-Rennserie EDR-E (früher EWS-E). Die Saison 2023 schloss die Konstanzerin mit einem starken 2. Rang in der Gesamtwertung der WES ab.
Sofias Stärken sind ihr hohes fahrtechnisches Niveau und ihre Fitness – besonders in technischen Uphills kommen ihr diese Eigenschaften zugute. Während andere MTB-Rennfahrer aus den klassischen Disziplinen dem E-MTB skeptisch gegenüber stehen, konnte sich Sofia früh fürs E-Mountainbike begeistern, findet es „einfach beeindruckend“, was mit modernen E-MTBs alles machbar ist: „Mit dem E-MTB kann man ganz andere Sachen fahren“, schwärmt die Konstanzerin. „Im Downhill liegen die Bikes extrem satt auf dem Trail, und bei den Uphills kann’s für mich eigentlich nicht technisch genug werden.“
Zwar startet Wiedenroth auch manchmal noch bei Rennen mit klassischen Mountainbikes und trainiert auch noch viel auf dem Bike ohne Motor, aber ihren Fokus hat sie längst auf die E-Disziplinen gelegt. Das Training dafür ist speziell - viel Zeit investiert Sofia zum Beispiel ins Training ihrer Uphill-Fahrtechnik: „Das ist eine ganz eigene Art, Rad zu fahren und benötigt viel Übung.“ Im Rennen reizt Sofia dann nicht nur ihre physischen und fahrtechnischen Skills voll aus, auch das Bike muss alles geben. Sofias Strategie: „Immer im Turbo-Modus!“
Äußerlich ist Sofias Specialized Turbo Levo nah am Serientrimm. Die inneren Werte sind allerdings etwas frisiert. Eine spezielle Race-Software, vom Rennteam gemeinsam mit Specialized-Ingenieuren entwickelt, holt noch mehr aus dem Antrieb heraus. Interessant: Bei E-Cross-Country-Rennen wie den UCI Mountainbike Weltmeisterschaften und der WES sind der Hinterbau und auch die Dämpferaufnahme deutlich angepasst, damit sie ein größeres 29"-Hinterrad fahren kann. Das bringt mehr Performance in den technischen Anstiegen. Um sich zwischen den Rennen nicht zu sehr umgewöhnen zu müssen, fährt sie an beiden Bikes das identische Cockpit und eine 160er-Gabel. Etwas mehr Federweg an der Front sei für die langen Abfahrten im Enduro ein Gewinn, aber das würde die Kletterfähigkeiten des Bikes zu stark beeinträchtigen, sagt Sofia.
Sofia fährt ihr Specialized auch im Enduro mit einer vergleichsweisen kurzen Gabel mit 160 Millimeter Federweg, wo andere auf 170 setzen. Damit fällt der Umstieg zwischen den Disziplinen leichter. Denn so kann sie stets den gleichen Rahmen, den gleichen Federweg und das gleiche Cockpit nutzen. Ob Cross Country oder Enduro. Außerdem wäre eine längere Gabel ein Rückschritt für die Kletterfähigkeit des Turbo Levo.
Trotzdem wechselt sie die Gabel zwischen den Disziplinen: Im Cross Country kommt die leichtere Rockshox Lyrik zum Einsatz, die steifere Zeb in Enduro-Rennen. Da in den Cross-Country-Rennen der WES der Schwerpunkt weniger stark auf Downhill liegt wie im Enduro-Racing, wechselt Sofia in der WES auf ein 29-Zoll-Hinterrad - das in der Serie fürs Specialized Turbo Levo übrigens nicht freigegeben ist. Um die Geometrieveränderung zu kompensieren, nutzt sie die serienmäßigen Flipchips, die das Carbon-Chassis bereithält. Zudem kommen im Cross Country leichtere Reifen zum Einsatz.