Das flammneue Radon Jab MX betritt mit einer Kampfansage die Bühne und wurde pünktlich zum Redaktionsschluss um ganze 800 Euro auf 3599 Euro reduziert. Das klingt vielleicht angesichts der aktuellen Rabattschlachten erst mal nicht verwunderlich, wäre da nicht die Tatsache, dass es sich um einen komplett neu entwickelten Vollcarbon-Rahmen handelt, der erst kürzlich auf den Markt kam. Um an die alten Tugenden des noch auf 27,5 Zoll rollenden Vorgängers anzuknüpfen, stand auch beim neuen Jab MX ein attraktives Gewicht im Lastenheft. Mit nur 14,5 Kilo ohne Pedale ist die Mission geglückt. Damit hält das neue Jab selbst mit dem auf 29 Zoll gewachsenen Vorderrad die Konkurrenten um ein Kilo bis sogar drei Kilo auf Distanz.
Diesen Abstand erzielt das Radon Jab nicht nur mit dem Carbon-Rahmen und den leichten Laufrädern, sondern auch dank der schlankeren Rockshox Lyrik mit 160 Millimeter Federweg. Obwohl die Lyrik Federgabel im Vergleich zur Rockshox Zeb oder Fox 38 etwas unterdimensioniert wirkt, zeigte sich die Gabel, die bereits mit der neuen Charger-3.1-Dämpfungskartusche kommt, von ihrer besten Seite und glänzte mit Schluckvermögen und Sensibilität.
Auf der Freeride-Strecke am Geisskopf konnten wir nur in wenigen Abschnitten den knapperen Federweg und die etwas geringere Steifigkeit ausmachen. Als Gegenspieler am Heck setzt Radon bei allen drei Modellvarianten auf einen Fox-Float-X2-Dämpfer. Der liefert Komfort und dennoch genügend Gegendruck. Definitiv eine gute Wahl, mit der die neue Rahmenplattform von Radon zum potentesten Jab aller Zeiten avanciert.
Unser Steifigkeitsprüfstand bestätigt die Eindrücke aus dem Praxistest und attestiert dem Radon Jab MX eine niedrige Rahmensteifigkeit sowohl für den Hauptrahmen inklusive Gabel als auch den Hinterbau. Beide Werte liegen jedoch noch im grünen Bereich und unterstützen das fehlerverzeihende Fahrgefühl. Lediglich besonders schwere aggressive Fahrer könnten etwas Präzision vermissen.
Mit jeder Kurbelumdrehung dominiert das im Vergleich sehr geringe Gewicht. Das Radon Jab MX beschleunigt willig, lässt sich mühelos dirigieren und gefällt mit seinem quirligen Handling. Dabei hat das Bike seitens der Geometrie, durch den flacheren Lenkwinkel und den gewachsenen Reach an Länge und Laufruhe zugelegt Auch die Front fällt hoch genug aus, um in steilen Downhills schön hinterm Cockpit zu stehen. Rahmensteifigkeit, kürzere Gabel und niedriges Gewicht machen das Jab in schnellen Ballerpassagen dann aber doch etwas nervöser als so manchen schwereren Konkurrenten.
Es gibt kein Enduro in diesem Vergleich das Gewicht und Vortrieb besser mit einer anständigen Abfahrtsperformance in Einklang bringt. Wer ein Enduro mit maximal breitem Einsatzbereich sucht kommt am neuen Radon Jab MX daher kaum vorbei. Nur in sehr steilen Kletterpassagen tritt man mit dem neuen Jab leicht von hinten. Hier hilft, den Sattel etwas vorzuschieben and die Dämpferplattform einzulegen Abzüge gibt es für die günstige Schaltung and wenig kraftvolle sowie undefinierte Magura MT5 Bremsen.
BENOTUNG: Das BIKE-Urteil setzt sich aus den subjektiven Eindrücken der Testfahrer und unseren Labormesswerten zusammen. Das Urteil ist preisunabhängig. Notenspektrum: sehr gut (0,5–1,5), gut (1,6–2,5), befriedigend (2,6–3,5), ausreichend (3,6–4,5), mangelhaft (4,6–5,5).
Das neue Radon Jab MX kann an die guten Tugenden des Vorgängers anknüpfen und liefert beste Allround-Eigenschaften bei gesteigerter Abfahrtsleistung.