Mit dem Deft stellt Radon dem ursprünglichen Topseller Render seit einigen Jahren einen großen Bruder zur Seite. Gerade erst bekam das Bike eine wichtige Frischzellenkur. Im Unterrohr steckt nun der neue Bosch CX 5 samt Power-Update und dickem 800er Akku. Geblieben ist das Radon-typische Preis-Leistungs-Verhältnis. Kein anderes Bike in unserem Vergleichstest ist so gut ausgestattet wie das Bonner E-Enduro. Und damit nicht genug: Aktuell ist das Bike sogar nochmal deutlich reduziert. 5669 statt 6299 kostet das aktuelle Deft 9.0 im Online-Shop des Direktversenders.
Dieser Test ist im Rahmen eines großen Vergleichs von fünf E-Enduros unter 6500 Euro entstanden.
Traditionell kommen die E-Mountainbikes von Radon mit dem Bosch Performance Line CX (hier im Test!). Der Klassiker liefert nach dem letzten Software-Update auf 100 Nm und 750 W inzwischen noch mehr Souveränität und Power. Für schwierige Anstiege ist er ein ideales Tool, gerade auch durch den neuen Modus E-MTB+ - der ebenfalls Teil des Updates ist.
Bei den Bedienelementen setzt Radon auf die kabellose Mini-Remote am Lenker. Zusätzlich zur LED-Anzeige auf dem Oberrohr spendiert der Versender ein Purion 400 Display. Das sitzt gut geschützt hinter dem Lenker und gibt eine gute Übersicht über diverse Fahrdaten. Der Rahmen ist bereits für das ganz neue Kiox 400C vorbereitet. Dieser Screen findet im größeren Ausschnitt im Oberrohr Platz und liefert dann noch mehr Informationen, inklusive Navigationsansicht. Das Kiox 400C kann nachgerüstet werden.
Akkuseitig hat Radon für Touren mit Extralänge vorgesorgt. Im Unterrohr sitzt der Powertube 800. Die große Batterie ist leicht herausnehmbar und ein Garant für starke Reichweiten. In unseren Tests setzt diese Kombi regelmäßig die Bestmarke.
Typisch Radon! Die Bonner spendieren ihrem Rad als einzige innerhalb der Testgruppe die elektronische Schaltung Sram GX Transmission. Außerdem bekommt das Radon Deft ein hochwertiges Cockpit von Raceface, wertige Laufräder von DT Swiss, eine Magura MT7 und das Performance-Elite-Fahrwerk von Fox. Kurzum: Radon greift fast überall weit oben ins Regal. Oder wie Radon selbst sagt: Braucht man mehr? Aktuell hat der Versender den Preis für das Deft 9.0 sogar um über 600 Euro reduziert. Das macht das Verhältnis aus Preis und Ausstattung nahezu unschlagbar.
Im Zuge der Rahmen-Anpassung wurde die Geometrie des Radon Deft spürbar überarbeitet. Vor allem Reach und Stack sind im Vergleich zum Vorgänger angewachsen. Schade, dass der Sitzwinkel bei einem konservativen Maß von unter 76 Grad geblieben ist. In Kombination mit dem deutlichen Knick im Sitzrohr nimmt man bei längerem Sattelauszug eher gestreckt und etwas zu hecklastig auf dem Bike Platz.
Auffällig ist die bereits angesprochene, recht lange Sitzposition. Wenn es steil bergauf geht, sitzt man etwas hecklastig auf dem Bike. Lange Kettenstreben halten das Vorderrad in steilem Gelände dennoch im Zaum. Für eine aktive Fahrposition bergauf muss man aber weit nach vorne rutschen. Hier kann es helfen, den Sattel weiter nach vorne zu schieben. Mit Unterstützung des tollen Bosch-Motors und des guten Fahrwerks gelingen dann aber auch schwierige Schlüsselstellen im Anstieg.
Bergab profitiert das Radon von den Updates bei der Geometrie. Grundsätzlich fährt sich das Deft sicher und unkompliziert. Auch schnellere Geraden mit rauem Untergrund bringen das Rad nicht aus dem Konzept. Der Fahrer steht jedoch nicht immer optimal integriert. Die Teleskopstütze ist relativ kurz und das Sitzrohr eher lang. Bergab ist der Sattel dadurch schneller im Weg als bei anderen Kandidaten. Fahrsicherheit und Spieltrieb leiden.
Highlight für Enduro-Fans ist die hochwertige 38er Grip X von Fox. Die Gabel steht nicht ganz so hoch im Federweg wie eine Grip X2, trifft dafür aber einen gelungenen Mix aus sportlichem Gegenhalt und hohem Fahrkomfort. Auch das Heck arbeitet gut. Erst bei sehr hohem Tempo und harten Schlägen kann der Hinterbau der starken Gabel nicht mehr folgen – das ist jedoch Jammern auf hohem Niveau.
Die griffigen Reifen überzeugen mit viel Traktion und gutem Pannenschutz am Heck, Maguras MT7 verzögern zuverlässig und mit gut modulierbarem, bewusst weichem Druckpunkt. Das Gewicht des Deft hält sich im Rahmen, auf engen und kurvigen Strecken wirkt das Rad tendenziell aber etwas sperrig. So überzeugt das Deft eher Alpen-Biker, die einen ausdauernden Partner für anspruchsvolle Touren suchen, als ambitionierte Bikepark-Fans.
Dank aktuellem Rabatt ist das Radon Deft sowohl das günstigste Rad in unserem Vergleichstest, als auch das mit der besten Ausstattung. Von Funkschaltung und Grip-X-Gabel können andere nur träumen. Die Fahreigenschaften sind grundsolide. Bei Details wie dem Sitzwinkel und der nicht optimal integrierten Fahrposition sollte Radon aber nochmal nachschärfen. - Adrian Kaether, BIKE-Redakteur