Wer ein potentes E-Enduro zum fairen Preis sucht, ist traditionell mit dem Deft von Radon sehr gut beraten. Jetzt hat der Direktversender sein abfahrtsstarkes E-MTB neu aufgelegt. Neben einigen Änderungen bleibt das Radon Deft 800 auch vielen seiner bekannten Tugenden treu. Optisch unterscheidet sich die Neuauflage erstmal kaum von seinem Vorgänger. Doch neben einem neuen E-Antrieb wurden auch am Rahmen entscheidende Updates vorgenommen.
Seinem angestammten Motorenlieferanten Bosch bleibt Radon treu. Es ist nur logisch, dass das neue Deft vom überarbeiteten Performance CX angetrieben wird. Denn bisher hatten das All Mountain Render und das Enduro Deft den Vorgänger CX im Chassis sitzen. Gemeinsam mit dem neuen Motor kommt auch der neue Akku zum Einsatz. Der Powertube 800 liefert nicht nur mehr Energie als der alte Powertube 750. Er ist dabei sogar noch leichter. Satte 400 Gramm spart die neue Batterie, die in allen drei Modellen zum Einsatz kommt. Damit liefert das Deft eine starke Reichweite.
Bei der Entnahme bleibt Radon seiner komfortablen Handhabung treu. Der Akku ist mit einem Schloss gesichert und kann nach vorne aus dem Unterrohr geklappt werden. Das Cover wird nicht mehr von einem Gummiband gehalten, sondern hat eine Druckknopf spendiert bekommen.
Bei den Bedienelementen für den Bosch-Antrieb geht Radon in die Vollen. Das Deft hat den schlanken Systemcontroller im Oberrohr integriert. Am Lenker sitzt die kabellose Mini-Remote, über die die Unterstützungsstufen und die Schiebehilfe des Motors gesteuert werden kann. Das Topmodell Deft 10.0 hat zusätzlich das Purion 400 Display an Bord. Der neue Screen sitzt gut geschützt vor Fremdeinwirkungen hinter dem Lenker und zeigt die wichtigsten Informationen gut ablesbar an.
Optisch ist der Rahmen des neuen Radon Deft seinem Vorgänger zum Verwechseln ähnlich. Doch Radon hat auch an der Geometrie gedreht. Die Änderungen sind nicht drastisch, machen das Deft aber definitiv eine Ecke moderner. Der Reach ist länger geworden und reicht jetzt von 455 bis 505 Millimeter.
Während die Größe M für kleinere Fahrer beim alten Maß bleibt, sind die Größen L und XL nun deutlich länger. Außerdem hat das Deft drehbare Lagerschalen zur Verstellung des Lenkwinkels spendiert bekommen. In der steilen Einstellung beträgt der Lenkwinkel 64,5 Grad und bleibt damit zum Vorgänger unverändert. Die flache Position senkt den Winkel auf 63,7 Grad. In Summe wird der Radstand dadurch deutlich länger, wenn es Fahrer auf Laufruhe und Fahrsicherheit abgesehen haben.
Außerdem sind die Sitzrohre am neuen Radon Deft etwas kürzer und der Sitzwinkel etwas steiler. Mit 76,5 Grad fällt der Sitzwinkel aber immer noch gemäßigt aus. Auch die langen Kettenstreben behält das Deft, was dem Bike viel Fahrsicherheit und eine ausgewogene Radlastverteilung geben soll. Seinen zielstrebigen und laufruhigen Charakter konnte der Vorgänger schon in diversen Tests beweisen.
Im Gelände hat das Deft eine Überraschung parat. Auf eher flachen, flowigen Trails sind dicke E-Enduros oftmals zu viel des Guten. Denn der üppige Federweg und das höhere Gewicht hemmen den Fahrspaß und die Agilität. Das ist mit dem Deft nicht so. Denn das Bike bleibt erstaunlich spritzig. Das liegt an der nicht ganz so krassen Geometrie und auch an den richtig leichten Laufrädern, die Radon im Topmodell verbaut. Die Heckfederung arbeitet sensibel und saugt auch kleine Hindernisse gierig auf. Trotzdem bleibt der Popp erhalten und man kann das Bike an Sprüngen noch ordentlich in die Luft ziehen.
Ein richtig verspieltes Trailbike ist das Radon Deft allerdings nicht. Mit den langen Kettenstreben ist es eher schwer aufs Hinterrad zu bewegen. Und enge Kehren brauchen mit dem langen Radstand auch etwas mehr Körpereinsatz. So nimmt das Bike lieber die direkte Linie und fliegt im Race-Style über Sprünge, statt wilde Haken zu schlagen.
Auf krasseren Trails bringt die Länge des Bikes viel Sicherheit und das hochwertige Fahrwerk sorgt für Ruhe. So muss man sich keine Sorgen machen, wenn‘ s mal grob und ruppig wird. Ein richtiges Race-Enduro für die Jagd nach Bestzeiten will das Deft aber nicht sein. Bei Highspeed und im wirklich extremen Geläuf vermag es die Fahrt nicht so souverän zu beruhigen, wie die besten Bikes der E-Enduro-Klasse.
Das Gute daran: Das Bike funktioniert weniger als krasse Maschine für richtig fiese Abfahrten, dafür umso mehr als fahrstarker Allrounder. Vom Hometrail bis zu harten Strecken: Mit dem Deft ist man in Summe gut beraten. Für härtere Einsätze empfiehlt sich die Einstellung auf den flacheren Lenkwinkel über die drehbaren Lagerschalen am Steuersatz.
Auch auf Touren fühlt sich das Bike richtig wohl. Die Sitzposition ist definitiv sportlich angehaucht. Der Sitzwinkel landet auf der flachen Seite. Der Fahrer ist also eher zentral über dem Bike positioniert, als betont weit vorne. Das ist auf längeren Flachpassagen angenehm. Wer für steile Uphills lieber weiter vorne im Bike sitzt, sollte sich den Sattel nach vorne schieben. Dann klettert das Deft auch richtig gut. Wenn es steil wird, spielen natürlich die langen Kettenstreben ihre Stärken aus und das Bike lässt sich entspannt kontrollieren.
Ausstattungsseitig hat Radon an alles gedacht: Maguras Gustav Pro verzögern zuverlässig. Und mit den extradicken Scheiben sind die Stopper extrem standfest. Besonders auf langen und steilen Alpenabfahrten oder auch bei schweren Piloten zahlt sich das aus. Kleiner Patzer: Die Teleskopstütze bietet in Rahmengröße L nur 150 mm Hub, das beschränkt die Bewegungsfreiheit unnötig. Dafür passt die Reifenwahl hervorragend zum Charakter des Bikes. Solide und super griffig, aber nicht unnötig schwer: Am Hinterrad sitzt ein Maxxis-Reifen mit der pannensicheren Doubledown-Karkasse. Und vorne bringt die ganz weiche Maxxgrip-Gummimischung am Maxxis Assegai spürbar mehr Grip und Sicherheit im Gelände.
Mehr Generalist als Spezialist: Die Auslegung des Bikes macht das Radon Deft zum starken Allrounder, der auf Touren genauso überzeugt wie auf gelegentlichen Enduro-Ausritten. Der Preis und die Ausstattung sind Radon-typisch richtig stark und der Bosch-Antrieb mit massig Reichweite ist nicht umsonst so beliebt. Ein starkes Paket! - Florentin Vesenbeckh, stv. Chefredakteur BIKE Magazin
Das neue Deft bietet Radon in drei Ausstattungsvarianten an. Wie beim Direktversender üblich, ist die Ausstattung im Verhältnis zum Preis extrem gut. Das Topmodell mit Fox Factory Fahrwerk kostet 7199 Euro - diese Ausstattung kostet bei vielen Konkurrenten gerne über 10 000 Euro. Der Einstiegspreis liegt mit 5299 Euro nicht ultimativ günstig. Das liegt daran, dass auch hier schon der große 800er-Akku, das Carbon-Chassis und eine wertige Ausstattung mit Fox-Fahrwerk und Shimano-XT-Schaltung zum Einsatz kommen. In Sachen Gewicht liegen die drei Modelle laut Radon nicht weit auseinander. Zwischen 24,15 und 24,45 Kilo gibt der Hersteller an.