Ursprünglich hatten wir das Spindrift vom deutschen Versender Propain als Seitenblick mit mehr Federweg eingeplant. Wie schlägt sich ein 180er Bike mit Freeride-Genen im Enduro-Testfeld? Da jedoch auch die Konkurrenz zum Teil Enduros mit 180 Millimeter Federweg anlieferte, rutschte das Spindrift nicht nur mit ins Hauptfeld, sondern kämpfte am Ende sogar mit um den Testsieg.
Doch immer der Reihe nach. In der Modellpalette von Propain gäbe es selbstverständlich auch das Tyee, das dank des umfassenden Konfigurators die komplette Bandbreite von All-Mountain bis Enduro abdeckt. Bei 160 Millimeter Federweg am Heck ist jedoch Schluss und ab dort übernimmt das Spindrift mit 20 Millimeter mehr Hub im Gepäck.
Mit 7029 Euro muss man für das Propain Spindrift 5 CF nur minimal mehr investieren als für das Lapierre Spicy. Dank der Versender-Power ist das Spindrift aber trotzdem sehr hochwertig ausgestattet. Sram X0 Transmission, Rockshox-Ultimate-Fahrwerk und AXS-Reverb-Teleskopstütze lassen keine Wünsche offen und verhelfen dem großkalibrigen Spindrift zu einem immer noch konkurrenzfähigen Gewicht von 16,25 Kilo ohne Pedale – und das sogar mit fetten Conti- Kryptotal-Schlappen mit dicker Karkasse. Auch bei der Geometrie schwimmt das Spindrift unauffällig mit und schlägt in keinem Bereich über die Stränge. Mit 444er Kettenstreben und der langen Federgabel zählt das Propain aber selbstredend zu den laufruhigen Kandidaten im Testfeld.
Mit einer gewissen Vorfreude fiebert man auf dem Spindrift den steilen und mit fiesen Stufen durchsetzten Passagen unserer Teststrecke entgegen. Dank der hohen Front, den potenten Reifen und dem beachtlichen Schluckvermögen liefert das Propain jederzeit ab und flubbert souverän über jede Rumpelsektion hinweg. Nichts kann das Spindrift aus der Ruhe bringen. In flachen und engen Abschnitten gehen die Laufruhe und das Plus an Federweg jedoch etwas zulasten der Agilität. Gerade bei softem Setup fällt es schwer, Geschwindigkeit zu konservieren oder das Bike durch Pushen zu beschleunigen. Hier hilft nur ein etwas strafferes Setup mit weniger SAG.
Selbst bergauf überrascht der „Langbeiner“ mit einer ordentlichen Performance. Durch den steilen Sitzwinkel und den kurzen Stummelvorbau sitzt man sehr kompakt, aber weit vorne im Bike. So sind selbst technische Kletterstücke ohne große Gewichtsverlagerung möglich. Das Bike nimmt einem also selbst im Anstieg eine Menge ab. Das Pumpen im Wiegetritt hält sich in Grenzen und ist absolut akzeptabel. Details wie das Staufach im Unterrohr (fehlt beim Tyee) und die aufgeräumte Kabelführung überzeugen. Der SQlab-Sattel fällt für unsere Anatomie aber zu breit aus und schränkt die Bewegungsfreiheit ein.
Mit 180 Millimeter Federweg besitzt das Propain Spindrift 5 CF mehr als genug Reserven für den Enduro-Einsatz und lange Tage im Bikepark. Dennoch überraschen die Uphill-Fähigkeit und der damit verbundene breite Einsatzbereich des vermeintlich spitz ausgelegten Spezialisten.