Satter Federweg, hohe Front, maximale Freigabe für Bikepark- und Downhill-Missionen. Wie der Kontrahent Merida eOne-Eighty 400 hat auch das Propain Ekano 2 AL die Lizenz zum Ballern, hochoffiziell von Herstellerseite.
Ebenso typisch für den Versender vom Bodensee: Die Ausstattung des Bikes kann man sich im Konfigurator relativ frei aussuchen. Und: Schon für gut 5000 Euro ist alles dran, was man braucht. Bei modernen E-Bikes keineswegs selbstverständlich.
Der E-Antrieb, speziell der kleine Akku ist noch am ehesten die Schwachstelle des Propain Ekano 2. Das Bike kommt mit dem nun schon ein paar Jahre alten Shimano EP801. Im Konfigurator ist auch der etwas schwächere und schwerere EP6 anwählbar. Dann kostet das Rad 300 Euro weniger und wiegt 300 Gramm mehr. Wir finden: Der EP801 ist den Aufpreis absolut Wert. Das niedrige Gewicht ist noch immer top, der Shimano-Motor klappert aber teils bergab aus dem Getriebe und ist in Uphill-Challenges nicht ganz so souverän wie etwa der neue Bosch. Die neueste Software hilft aber. Unbedingt aufspielen!
Schon wenn man wenig tritt, schiebt der Shimano kräftig an. Das Problem: Die kleine und wenig reichweitenstarke Batterie mit saugt der Motor relativ schnell leer. In unseren standardisierten Reichweiten-Tests schaffte das Propain nur knappe 1300 Höhenmeter. Kurze Touren sind natürlich kein Problem, wer länger fahren will, muss aber bewusst mit der Energie haushalten. Die Akku-Entnahme ist etwas hakelig. Teils kämpfte Propain auch mit Kontaktschwächen zwischen Batterie und Motor und die Räder ließen sich nicht mehr einschalten. Unser Testbike war davon zum Glück nicht betroffen.
Bei Propain kann man die Ausstattung über einen Konfigurator umfangreich anpassen. Unser Test-Bike rollte mit funktionalen Rockshox-Parts und der neuen mechanischen Transmission in die Redaktion. Mehr Glanz ist natürlich möglich, aber funktional hat uns hier auch im anspruchvollen Trail-Einsatz nichts gestört. Der Preis fällt dafür fair aus.
Für die Neuauflage hat Propain auch dem Ekano das aufwendige Pro-10-Hinterbausystem mit VPP und stehendem Dämpfer gegönnt. Bisher war diese Kinematik den analogen Propain-Bikes vorbehalten gewesen. Nachteil der Konstruktion: Wegen Motor und stehendem Dämpfer fallen Überstandshöhe und Sitzrohr des Bikes eher groß und lang aus. Der Reach ist recht kurz, die Winkel sind modern. Propain setzt nicht auf explizit kurze Kettenstreben.
Passt der Rahmen (langes Sitzrohr!) sitzt man angenehm integriert auf dem Ekano. Ein steiler Sitzwinkel bringt den Fahrer weit nach vorne und begünstigt die Kontrolle in steilen Uphills. Mit der hohen Front ist die Sitzposition trotzdem angenehm und wirkt nicht zu gedrängt. So kann man mit dem Ekano auch anspruchsvoll klettern. Tipp am Rande: Auf die Motor-Software achten. Das neueste Update über die E-Tube-App bringt klare Verbesserungen für Uphill-Fans und war bei unserem Testbike ab Werk noch nicht aufgespielt.
Raue Trails bergab sind aber das eigentlich bevorzugte Revier des Ekano. Hier kann der aufwendige Hinterbau zeigen, was in ihm steckt. Das Heck braucht wenig SAG und eine hohe Federrate, bügelt dann aber selbst grobe Rumpelstrecken eindrucksvoll glatt. Dazu steht man sicher hinter der hohen Front. Durch den kurzen Rahmen und die mittellangen Kettenstreben ist das Bike sehr gut kontrollierbar und an Sprüngen leicht in die Luft zu ziehen. So gehört sich das für einen Freerider!
Die supergriffigen Conti-Reifen und die komfortorientierte ZEB-Gabel passen gut ins Konzept. Nur könnten Park-Fans in harten Anliegern etwas Gegendruck im Hinterbau vermissen. Das Propain-Heck ist eben mehr Staubsauger als Sportskanone. Und wenn wir schon beim Thema Kritik sind: Die Reichweite des Ekano fällt in unserem Standard-Test unterdurchschnittlich aus. Propain kämpfte in letzter Zeit außerdem mit Kontaktproblemen zwischen Motor und Batterie, dieses Bike blieb aber verschont.
Zum Rest: Das Sixpack-Cockpit und Srams neue mechanische Transmission sind gut gewählt. Die leichten Laufräder bringen auf flachen Trails ein direktes Handling. Nur wer das Bike aufs Hinterrad ziehen will, muss beim Ekano Einsatz bringen. Bergab blieb unser Test-Bike trotz Shimano-Motor auffällig leise. Das sonst übliche Klappern aus dem Getriebe war nicht zu hören.
Die kleinen Kritikpunkte können das Gesamtbild kaum trüben. Das Propain Ekano 2 ist ein richtig guter Abfahrer mit absolutem Wohlfühl-Handling. Uneingeschränkte Empfehlung für Adrenalin-Fans! - Florentin Vesenbeckh, stv. Chefredakteur BIKE Magazin