Zusammen mit dem Trailbike Optic ist das Sight die jüngste Auskopplung der Traditionsmarke Norco. Genau wie bei den langhubigen Geschwistern Range und Shore setzen auch Sight und Optic auf einen Highpivot-Hinterbau, mit einer in der Kettenstrebe integrierten Umlenkrolle. Im von uns getesteten Full-29- Setup liefert das Sight 160 Millimeter Federweg an der Gabel und 150 Millimeter am Stahlfeder-Heck. Wer Wippe und untere Dämpferaufnahme tauscht, kann das Sight optional auch mit 27,5-Zoll-Hinterrad fahren.
Trotz der Stahlfederung bietet das Norco Sight C1 eine gewisse Einstellbarkeit. Über die sogenannte Sprindex-Verstellung – ein kleines Kunststoffteil am unteren Ende der Stahlfeder – kann die Federrate in einem definierten Bereich ans Fahrergewicht angepasst werden. Zusätzlich lässt sich auch der SAG per Vorspannung justieren. Damit sich der Kunde nicht im Setup-Dschungel verirrt, bietet Norco eine vorbildliche Anleitung auf der Website. In der Norco-Empfehlung funktioniert das Fahrwerk tadellos. Das Sight reagiert sensibel auf Unebenheiten, verdaut auch schnelle Schlagabfolgen und besitzt viel Popp, was eine aktive Fahrweise unterstützt. Lediglich das Top-out-Klacken des DHX2-Coil-Dämpfers beim maximalen Ausfedern nervte.
Auch bei der Geometrie beweisen die Kanadier ein feines Händchen. „Das Sight fährt sich sehr ausgewogen und macht besonders in den engen Passagen richtig Spaß“, gibt Enduro- Profi und Gast-Tester Texi zu Protokoll. Mit kurzen Kettenstreben und einem nicht zu langen Radstand geht das Sight trotz des sich längenden Highpivot-Hinterbaus gut aufs Hinterrad. Zudem rollt das Norco mit den schnellen wie leichten Maxxterra-Reifen sehr zügig. In rauen, rutschigen Passagen geizen die Reifen jedoch mit Grip und Dämpfung und zeigen dem Sight Grenzen auf. Auch die 36er Fox-Gabel muss in den steilen Steinfeldern der Teststrecke Federn lassen und gibt sich weniger potent als die längeren und dickeren Kollegen der Konkurrenz. Hier macht sich dann doch der kürzere Federweg bemerkbar.
Mit Details, wie Sprindex-Verstellung, Mullet-Kompatibilität, Highpivot-Hinterbau und dem extrem kurzen Sitzrohr mit voll versenkbarem Sattel, ist das Norco Sight komplett auf Fahrspaß und Fahrqualität gepolt. Details, wie ein Staufach im Unterrohr, bietet das Sight hingegen nicht. Mit nur 15,68 Kilo zählt das Norco zu den leichteren Bikes im Vergleich. Zusammen mit den leicht rollenden Reifen wandelt das Sight zwischen den Kategorien All-Mountain und Enduro und kann mit einem breiten Einsatzbereich überzeugen. Bei Antritten im Wiegetritt ist dennoch die Plattform erforderlich. Das Stahlfederheck pumpt deutlich. Seitens der Steifigkeit bietet der Rahmen einen gutmütigen Flex am Hinterbau und ausreichend Präzision an der Front.
Rein vom Federweg her bewegt sich das Norco Sight C1 etwas unterhalb der Enduro-Kategorie. Bis auf Gabel und Reifen kann das Bike aber sehr gut mithalten. Mir haben vor allem das ausgewogene Handling und der gute Hinterbau gefallen, wodurch sich das Bike richtig schnell fahren lässt.