Was für ein Timing! Das Science-Fiction-Epos “Dune 2” kommt in die Kinos und das Superenduro Mondraker Dune mit Boschs SX-Motor auf den Markt – auch in zweiter Auflage. Nein, die Spanier haben den Namen nicht geklaut – sie waren früher dran.
Bereits 2009 launchte der Hersteller aus Alicante ein Enduro namens Dune, damals noch mit 26-Zoll-Laufrädern und aus heutiger Sicht lustig geschwungenen Alu-Rohren aus der Hydroforming-Presse. Jetzt erlebt das Dune sein Revival als Light-E-Enduro mit chic designtem Rahmen aus Vollcarbon. Selbst die Wippe besteht aus der schwarzen Wunderfaser.
Drei Modelle gibt’s: das Dune R mit Fox-Fahrwerk für 7999 Euro, das RR mit Öhlins-Federelementen (9499 Euro) und das Top-Modell XR in Edelausstattung für schwindelerregende 11.999 Euro. Alle Modelle wiegen um 20 Kilo, sind mit Mullet-Bereifung ausgestattet und werden mit Boschs SX-Motor angetrieben, der sich dezent, aber deutlich sichtbar ums Tretlager schmiegt.
Der SX von Bosch (400 Wh, 55 Nm) ist ein Zwitter: Er ist mit circa zwei Kilo Gewicht nicht superleicht, doch dafür mit mehr Power ausgestattet. So sind sogar gemeinsame Touren mit Full-Power-E-MTBs möglich. Gespeist wird der SX von einem integrierten, sprich nicht entnehmbaren 400-Wh-Akku. Der 400er soll genug Saft liefern für 1500 Höhenmeter oder zwei bis drei Stunden lange Rides. “Die meisten sind eh nicht länger unterwegs”, rechtfertigt Mondraker den Kompromiss, um Gewicht zu sparen – entweder mit einem superleichten Motor mit weniger Drehzahl oder einem kleineren Akku. Da fiel die Entscheidung für den kleinen Akku.
Wer doch länger unterwegs sein und mehr Höhenmeter knacken will, kann die Reichweite mit einem optionalen Extender pimpen. Bosch bietet dafür den 1,6 Kilo schweren PowerMore Range Extender mit 250 Wh an. Er wird in die Wasserflaschen-Halterung gesteckt und soll 60 Prozent länger Juice liefern in Parallel-Entladung. Das heißt: Beide Akkus sind zur gleichen Zeit leer. Der Extender wird in die Wasserflaschenhalterung geschoben und muss für 469 Euro extra dazugekauft werden.
Der satte Federweg (170/165 Millimeter bei R und RR, 180/165 beim Top-Modell) signalisiert den Einsatzzweck: full gravity. Freeride hätte man früher dazu gesagt; heute heißt das: Enduro plus. Sprich: keine Limits bergab, Stunteinlagen erwünscht! Auch die sonstige Ausstattung ist auf Geländegängigkeit ausgelegt: die bissige und sehr standfeste Vierkolbenbremse Sram Code und ein extra zäher Downhill-Reifen von Maxxis, wo es am meisten zählt: im Heck in “Double Down”-Ausführung. Dass die Edel-Ausstattung des getesteten Top-Modells mit Srams Elektroschaltung, E-Vario-Stütze, Carbon-Laufrädern etc. über jede Kritik erhaben ist, wundert nicht bei dem Kaufpreis. Das Mondraker Dune XR ist sogar 2000 Euro teurer als Europas beliebtestes Straßenmotorrad mit knapp 100 PS (Honda CBR 650 R, 9800 Euro).
Auch bergauf lautet die Devise: Freeride! Dafür sorgt Boschs SX-Motor. Er liefert mit 55 Newtonmetern ordentlich Drehmoment, um Trial-Passagen zu meistern, wo selbst Vertikal-Künstler Braydon Bringhurst stecken bleiben würde. Vorausgesetzt, die Trittfrequenz ist hoch, dann unterstützt der circa zwei Kilo leichte Antrieb überproportional. Das bedeutet: Du kannst auch mithalten, wenn die Freunde mit Full-Power-Bikes unterwegs sind; das können die wenigsten Light-EMTBs von sich behaupten. Angenehm: das geringe Motorengeräusch. Der Bosch SX ist nicht so leise wie z. B. der Leicht-Motor TQ, verrichtet seine Arbeit aber mit dezenter Geräuschkulisse. Pfiffig: Per App lassen sich viele Einstellungen individualisieren.
Wir testeten das Dune im perfekten “Ich bring dich ans Limit”-Gelände: auf den Sintra-Trails nahe Lissabon. Dort gibt es alles, um ein Enduro-Bike so richtig durchzuprügeln und aufs sprichwörtliche Glatteis zu führen: Schlangen-Trails im Wald mit engen Schlingen und spitzen Kehren – hier muss das Bike agil sein, sich schnell umlegen lassen von einem Turn in den nächsten und präzise steuern, sonst wird’s mühsam. Wurzelfelder, Sprünge, Blitzdrops über Kanten – ohne ein sattes, sensibles Fahrwerk gehen Grip und Kontrolle verloren. Felsabfahrten, kniffelige Trial-Passagen und Steilrutschen – easy Handling, gute Gewichtsverteilung und ein direktes Fahrgefühl sind ein Must, um diese Herausforderungen mit Bravour zu meistern. Vollgas-Passagen mit Geröll und verblocktem Geläuf – hier muss das Fahrwerk Traktion erzeugen und die Launen des Trails besänftigen, will man Vmax erreichen.
Erste Amtshandlung, bevor es losgeht: Das klobige Display muss weg vom sonst schicken Cockpit mit breitem 800er-Lenker im Stummelvorbau (30 mm), der Info-Kasten lässt sich zum Glück schnell ausstöpseln. Durch die hauseigene “Fast-Forward-Geometrie” wirken Mondraker-Bikes ohnehin immer etwas länger, so passte Größe Medium bei einer Fahrergröße von 1,78 Meter sehr gut – das Bike ist so handlich genug und dennoch ausreichend spurstabil für Highspeed-Geblockere.
Und richtig Gas geben will man mit dem Dune. Dafür ist es konzipiert und bietet in der Top-Version ein schluckfreudiges Öhlins-Fahrwerk mit Stahldämpfer im Heck inklusive der markanten gelben Schweden-Feder. Während die Gabel eher unauffällig ihre Arbeit verrichtet, spürt man die Extra-Portion Komfort des Hinterbaus. Doch das Bike ist keine Saugglocke, die am Boden klebt. Das Fahrwerk liefert angenehmen Gegendruck, um spritzig zu bleiben. Und Pop für Geländesprünge und Faxen auf dem Trail. Hier unterstützt das knappe Gewicht des Dune. Es kommt mit 20 Kilo zwar nicht an die reinrassigen Light-Bikes ran, doch panzert es auch nicht durchs Gelände wie die Full-Power-Fraktion.
Seine Agilität demonstrierte das Dune hoch oben an der Kapelle de Nossa, wo Felsen wie riesige Hinkelsteine im Wald liegen. Während die dicken Kisten eher gegen das Hindernis prallen, lässt sich das Dune entlasten und mit Hüfteinsatz auf Steinbrocken heben. Die Kettenstreben (445 mm) sind kurz genug, um das Dune willig aufs Hinterrad zu ziehen. Zwar mit Körpereinsatz, doch ohne sich den Bizeps zu zerren. Das Bike ist gut ausbalanciert, das spürt man bei Manuals: Es surft stabil auf dem Hinterrad, ohne rumzuzicken – top!
Ich mag Federweg und das agile Feeling eines Bio-Bikes, daher kommt mir das Dune sehr entgegen. Alle Schikanen der Sintra-Trails meisterte das Dune mit Bravour. Die knappere Reichweite im Vergleich mit einem Full-EMTB nehme ich gerne in Kauf für mehr Leichtigkeit auf dem Trail. Das Top-Modell fährt sich schnell, potent und lenkpräzise – top! Doch der Preis ist gesalzen!
Hoher Preis, kompromisslose Ausstattung. Das Top-Modell Dune XR ist mit 180er-Öhlins-Gabel und Öhlins-Stahlfederdämpfer noch mehr auf Abfahrt getrimmt. Carbon-Felgen drücken das Gewicht unter 20 Kilo.
Das Dune RR bekam ebenfalls das schwedische Öhlins-Fahrwerk spendiert, allerdings mit Luftdämpfer TTX Air. Bremsanlage: Sram Code Bronze. Geschaltet wird elektrisch mit Sram GX Eagle AXS – die Laufräder sind aus Alu.
Das günstigste Modell Dune R besitzt ein Fox-Fahrwerk (Fox 38 Performance, 170 mm/Fox Float X Performance), Srams GX-Eagle-Schaltung, die Bremsanlage Sram DB8 und Alu-Laufräder.