Aufgrund der Geometrieangaben im Datenblatt und der Verfügbarkeit fiel unsere Wahl im Vorfeld auf Rahmengröße M. Laut Hersteller sollte der Reach 470 Millimeter betragen, was unserem Einheits-Wunschmaß von 475 Millimetern am nächsten gekommen wäre. Mit gemessenen 463 Millimetern fällt das Bike jedoch geringfügig kürzer aus, was im Vergleich mit den übrigen Bikes in Größe L die kürzeste Sitzposition ergibt. Der Sprung zur nächsten Größe fällt mit 28 Millimetern mehr Reach schon groß aus.
Im Sattel fällt die Sitzposition in Verbindung mit dem steilen 78er Sitzwinkel daher recht kompakt aus. Hinzu kommt das auffällig kurze Steuerrohr von nur 95 Millimetern, was zu einem sehr niedrigen Stack führt. Um die tiefe Front mit mehr Spacern zu kompensieren, hätten wir uns einen längeren Gabelschaft gewünscht. Wer mit dem Merida One-Sixty liebäugelt, sollte auf diese Eigenheit vor dem Ansetzen der Säge ganz besonders achten. So lastet sehr viel Gewicht auf der Front, was im Flachen gute Traktion in Kurven generiert, ohne dass man dabei das Gewicht verlagern muss. In steilen Downhills zeigte das tiefe Cockpit den größeren Testfahrern allerdings klare Grenzen auf und kostete Punkte. Mit nur 15,61 Kilo ohne Pedale zählt das One-Sixty zu den Leichtgewichten im Test.
Dank des kleinen Hinterrades fällt auch die Trägheit der Laufräder gering aus, was dem Merida einen leichtfüßigen, agilen Charakter beschert. Ab Rahmengröße L kommt das Merida One-Sixty serienmäßig mit 29-Zoll-Hinterrad und zehn Millimeter weniger Federweg. In unserem 170er Setup besitzt das Enduro ein sehr gutes Fahrwerk mit feinfühligem Ansprechverhalten und Schluckvermögen in groben Passagen. Vor allem in den engen Abschnitten unserer Teststrecke in Finale Ligure machte kein Konkurrent dem wuseligen One-Sixty etwas vor, das ohne Aufwand ums Eck zirkelte und sich leicht aufs Hinterrad ziehen ließ.
Auf rutschigem, losem Untergrund erforderten die bissigen Sram-Maven-Bremsen mit 200er Scheiben viel Feingefühl, zumal der Druckpunkt an der vorderen Bremse unangenehm wanderte. Bergauf profitierte das Merida von der schnellen Maxxterra-Mischung am Hinterrad, seinem geringen Gewicht und der tiefen Front. Bei offenem Dämpfer pumpte der Hinterbau jedoch deutlich. Die effektive Plattform am Vivid-Dämpfer konnte das Pumpen komplett verhindern und ist leicht erreichbar.
Das Merida One-Sixty hinterließ bei unserer Testcrew einen zweigeteilten Eindruck. Während die einen das verspielte, agile Handling und das potente Fahrwerk lobten, kritisierten die anderen die gedrungene Fahrposition mit zu viel Druck auf der Front und dadurch wenig Souveränität in steilem Gelände.