Merida eOne-Eighty 400 im TestGünstiges E-Enduro für Trail & Bikepark

Adrian Kaether

 · 04.04.2025

Das Merida eOne-Eighty 400 setzt mit großem Federweg und günstigem Preis Freeride-Akzente auch jenseits des Bikeparks.
Foto: Max Fuchs
Mit dem neuen Bosch-CX-Motor und satten 180 Millimetern Federweg, aber ohne Einschränkungen beim Downhill-Einsatz: Das neue Merida eOne-Eighty 400 ist nahe dran am perfekten Bikepark-E-Bike und dazu noch relativ günstig. Wir konnten das Einstiegsmodell bereits testen.

Schon die Fakten machen das neue Merida eOne-Eighty einzigartig. Kein Bike am Markt bietet so eine hohe Gewichtszulassung in Kombination mit einer uneingeschränkten Freigabe für Downhill und Bikepark. Ideal für schwere Stunt-Freaks!

Doch die Konstrukteure des Merida eOne-Eighty haben sich noch mehr einfallen lassen. Superkurze Kettenstreben sollen Handling-Fans den Mund wässrig machen, Lenkwinkel und Radstand meiden die Extreme. Merida fährt damit eine konsequente Linie: Das eOne-Eighty ist schwer, aber stabil und soll handlich, aber abfahrtsstark sein. Ein waschechter Freerider im modernen Gewand.


Merida eOne-Eighty 400: Bosch CX // 600 Wh // 180/180 mm // 29/27,5 Zoll // 4999 Euro // 26,1 kg.Foto: Max FuchsMerida eOne-Eighty 400: Bosch CX // 600 Wh // 180/180 mm // 29/27,5 Zoll // 4999 Euro // 26,1 kg.

Die Fakten zum Merida eOne-Eighty 400

  • Motor: Bosch CX, 85 Nm max. Drehmoment
  • Akku: 600 Wh (entnehmbar)
  • Rahmenmaterial: Aluminium
  • Federweg: 180/180 mm
  • Laufradgröße: 29/27,5 Zoll
  • Rahmengrößen: S, M, L, XL
  • Preis: 4999 Euro
  • Gewicht: 26,1 kg (Testbike in Größe M, EMTB-Messung)
  • Max. Systemgewicht: 140 kg
  • Garantie: 5 Jahre

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Bosch-CX-Motor der neuesten Generation

Im Unterrohr des Merida eOne-Sixty steckt auch schon beim günstigsten Modell 400 in unserem Testbike der neue Top-Motor Bosch Performance Line CX. Gegenüber dem ohnehin schon sehr guten Vorgänger bringt der neue ein nochmal verbessertes Ansprechverhalten und klappert bergab nicht mehr. Der 600er Akku ist nominell eher klein, bringt aber schon eine gute Reichweite. Die Batterie kann benutzerfreundlich nach vorne herausgeklappt werden.

Leise, feinfühlig, dynamisch: Der Bosch CX gehört zu unseren absoluten Favoriten am E-Mountainbike.Foto: Max FuchsLeise, feinfühlig, dynamisch: Der Bosch CX gehört zu unseren absoluten Favoriten am E-Mountainbike.Neben dem 600er passt auch der 800er Bosch-Akku (im Bild) in das Unterrohr des Merida eOne-Eighty.Foto: Max FuchsNeben dem 600er passt auch der 800er Bosch-Akku (im Bild) in das Unterrohr des Merida eOne-Eighty.

Ausstattung: Suntour-Fahrwerk und Cues-Schaltung

Der Bosch-Motor ist top, die Ausstattung mit SR Suntour-Fahrwerk, Tektro-Bremsen und günstiger 9-fach Cues hinterlässt da schon eher Fragezeichen. Ein aufgedruckter Setup-Guide für die Federelemente fehlt. Vor dem Test heißt es also erstmal: Bedienungsanleitung wälzen. Von der Cues-Schaltung hätten wir uns in der Praxis etwas mehr Präzision und Schnelligkeit erwartet. Lob gibt’s dafür für den wertigen Scheinwerfer von Lezyne die Maxxis-Reifen: Weicher MaxxGrip-Gummi vorne und pannensichere Double-Down-Karkasse hinten, so wünschen wir uns das an einem E-Enduro.

  • Gabel / Dämpfer: SR Suntour Aion 38X Air / Tri Air 2R
  • Schaltung: Shimano Cues U4000 (9-fach)
  • Bremsen: Tektro Gemini / 203/203 mm
  • Laufräder: Merida-Felgen mit Shimano TC-500 Naben
  • Reifen: Maxxis Assegai Maxxgrip Exo+ / DHR II DD 29/27,5 x 2,5/2,4
  • Besonderheiten: Fest installiertes Frontlicht von Lezyne
Optisch macht die kräftige SR Suntour Aion einen guten Eindruck. Leider ist die Druckstufe zu straff, die Zugstufe zu langsam. Dem Untergrund folgt die Gabel so nur unwillig.Foto: Max FuchsOptisch macht die kräftige SR Suntour Aion einen guten Eindruck. Leider ist die Druckstufe zu straff, die Zugstufe zu langsam. Dem Untergrund folgt die Gabel so nur unwillig.Die Shimano Cues aus der günstigsten 4000er Serie bietet neun Gänge und keine Schaltwerksdämpfung.Foto: Max FuchsDie Shimano Cues aus der günstigsten 4000er Serie bietet neun Gänge und keine Schaltwerksdämpfung.

Handlich mit kurzen Kettenstreben

Moderne Enduro-Bikes werden immer länger und flacher. Das eOne-Eighty ist hier die Ausnahme. Bewusst setzt Merida auf kompakte Maße und einen nicht zu extremen Lenkwinkel. Das soll dem Bike ein aktives Handling bringen.

Kurzes Heck, moderater Radstand. Das Merida eOne-Eighty meidet die Extreme.Foto: BIKE TestabteilungKurzes Heck, moderater Radstand. Das Merida eOne-Eighty meidet die Extreme.

Auf dem Trail: Traktionsstark im Uphill

Der Sitzwinkel des Merida ist zwar steil, trotzdem sitzt man nicht zu extrem auf dem E-Freerider. In richtig steilen Kletterstücken nimmt man sogar eine leicht hecklastige Position ein, da der Dämpfer ohne Druckstufenverstellung recht weit einsackt. Für die Kontrolle und Lenkung bergauf ist das nicht ideal. Dafür steht beim eOne-Eight jederzeit massig Traktion zur Verfügung. Die Leistung des Bosch-Motors wird schlupffrei auf den Boden gebracht.

Auf ausgedehnten Touren bietet das E-Enduro dank der ausgewogenen Sitzposition viel Komfort. Auch die Reichweite gefällt. Boschs 600er Batterie liefert einen großen Aktionsradius, eher auf dem Niveau vieler Konkurrenten mit über 700 Wattstunden.

Die Traktion ist stark, im Uphill wird aber die Front manchmal leicht. Hier ist aktiv Gegenarbeiten angesagt.Foto: Max FuchsDie Traktion ist stark, im Uphill wird aber die Front manchmal leicht. Hier ist aktiv Gegenarbeiten angesagt.

Bergab: Handlich, aber mit Schwächen im Fahrwerk

Bergab ist das Merida für ein Bike mit extremen 180 Millimetern Hub recht handlich und belohnt aktive Piloten. Etwas überraschend: Manuals oder Bunny-Hops brauchen trotz kurzer Kettenstreben viel Einsatz. Dafür liegt das schwere Bike sicher auf dem Trail.

Bei der Funktion des SR Suntour-Fahrwerks gibt es Defizite. Während das Heck angenehmen Komfort bietet, beim maximalen Ausfedern aber nervig klackt, arbeitet die Gabel überdämpft. Die 180er Aion steht zwar souverän im Hub, spricht aber wenig sensibel an und gibt den Federweg nur unwillig frei. Dieses Phänomen kennen wir schon von anderen Suntour-Gabeln in dieser Preisklasse, etwa aus unserem Test des Bulls Sonic. Eine echte Balance zwischen Front und Heck konnten wir in unserem Test des Merida so auch nach diversen Setup-Versuchen nicht herstellen.

Gerade bei kleinen, schnellen Schlägen kommt die straffe Gabel nicht mit und reicht viele Schläge an die Hände des Piloten weiter. Nur bei hohem Tempo und einzelnen großen Hindernissen vermittelt die Aion Reserven. Das besser ausgestattete Modell eOne-Eighty 700 mit Rockshox-Fahrwerk wäre vermutlich die Lösung für das Fahrwerks-Problem, kostet aber ganze 1500 Euro mehr. Viel Sicherheit im flotten Bergab-Modus vermitteln dagegen die griffigen Maxxis-Reifen mit DD-Karkasse am Hinterrad und die grundsätzlich gelungene Geometrie.

Schnelle Wechselkurven im Downhill? Hier punktet das Merida mit Geometrie und Reifen.Foto: Max FuchsSchnelle Wechselkurven im Downhill? Hier punktet das Merida mit Geometrie und Reifen.

BIKE-Bewertung des eOne-Eighty 400

Stärken

  • handliche Geometrie
  • Bosch-System
  • Downhill- und Bikepark-Freigabe

Schwächen

  • überdämpfte Gabel
  • schwer, einfache Parts
  • Klacken und Klappern bergab
Das Merida punktet mit guter Reichweite und soliden Uphill-Fähigkeiten. Das hohe Gewicht und das Fahrwerk hemmen die Trail-Performance.Foto: BIKE TestabteilungDas Merida punktet mit guter Reichweite und soliden Uphill-Fähigkeiten. Das hohe Gewicht und das Fahrwerk hemmen die Trail-Performance.Das ist sonst noch aufgefallen: Die Sitzposition ist nicht extrem, die Reichweite liegt im guten Mittelfeld. Bei der Servicefreundlichkeit schlägt die Zugführung durch den Steuersatz zu.Foto: BIKE TestabteilungDas ist sonst noch aufgefallen: Die Sitzposition ist nicht extrem, die Reichweite liegt im guten Mittelfeld. Bei der Servicefreundlichkeit schlägt die Zugführung durch den Steuersatz zu.

Das BIKE Fazit

Das Merida eOne-Eighty hat das Zeug zum perfekten Bikepark-E-Bike und macht dank des starken Bosch-Aggregats und den ordentlichen Klettereigenschaften auch ohne Lift eine gute Figur. Die schlichte Ausstattung geht allerdings zulasten der Trail-Performance. Insbesondere die SR-Suntour-Gabel bremst das Merida bergab ein. - Adrian Kaether, Redakteur Test & Technik
Adrian Kaether ist Redakteur für Test & Technik bei BIKE.Foto: Georg GrieshaberAdrian Kaether ist Redakteur für Test & Technik bei BIKE.

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