Marin Alpine Trail 1Das richtige Gerät fürs Grobe - jetzt im Enduro-Test

Peter Nilges

 · 19.08.2024

Mit 17,6 Kilo ohne Pedale bringt das Marin am meisten auf die Waage.
Foto: Max Fuchs
Mit seiner extrem flachen Geometrie und dem stolzen Gewicht ist beim Marin Alpine Trail Laufruhe en masse angesagt. Aber kann das 3499 Euro teure Bike nur im Bikepark brillieren?

Im vergangenen Enduro-Spezial in BIKE 7 konnte sich das brandneue Marine Alpine Trail in der 5059 Euro teuren XR-Ausstattung bereits beweisen. Der 17,5 Kilo schwere Schlitten räumte souverän den Bikepark-Tipp ab und vermittelte dank der extrem flachen Geo­me­trie hohe Laufruhe. Mit Spannung erwarteten wir nun das 3499 Euro teure Alpine ­Trail 1 (>> z. B. hier erhältlich) . Das Bike ist nicht nur das günstigste Alu-Enduro in der neuen Modellpalette von Marin, sondern gleichzeitig zusammen mit dem YT das günstigste Enduro in diesem Vergleich. Auch das Alpine Trail 1 drückt mit 17,6 Kilo ohne Pedale ordentlich auf die Waage. Der robuste und extrem steife Alurahmen sowie die schweren Laufräder treiben das Gewicht in die Höhe.

Ein Grund für das Extra-Gewicht beim Rahmen sind das in­te­grier­te Staufach und die vielfältigen Geometrieverstellungen. So lassen sich beim Marin nicht nur der Lenkwinkel, sondern auch die Hinterbaulänge und die Tretlagerhöhe anpassen. Zusätzlich kann das Al­pine Trail mit 27,5- oder 29-Zoll-Hinterrad gefahren werden. So viele Verstelloptionen bietet ansonsten keines der getesteten Enduros – auch wenn die meisten Optionen im täglichen Gebrauch aus Erfahrung eher ungenutzt bleiben werden.

Ausstattung Marin Alpine Trail 1

  • Gabel: Fox 36 Rhythm
  • Dämpfer: Fox Float Performance
  • Schaltung: Shimano Deore, 1x12
  • Übersetzung / Bandbreite: 32, 10-51 / 510 %
  • Bremsen: TRP Slate Evo 203/203 mm
  • Telestütze/Hub: TranzX / 170 mm
  • Laufräder: Shimano-Naben, Marin Double-Wall-Felgen
  • Reifen: Vee Tire Snap WCE GXE Core 29/27,5 x 2,6

Messwerte

  • Gesamtgewicht: 17,60 kg (ohne Pedale)
  • Gewicht Laufräder: 6250 g
  • Beschleunigung Laufräder: 4568 kg x cm²

Extreme Geo

Seitens der Geometrie lotet das günstige Alpine Trail Extreme aus. Mit einem Lenkwinkel von 62,5 Grad und 443 Millimeter langen Kettenstreben folgt das Marin dem Motto „Länge läuft“. Der mit Abstand längste Radstand lädt geradezu ein, in fiesen Rumpelpassagen einfach mal die Bremse offen zu lassen. Auch das hohe Eigengewicht sorgt für Ruhe und eine stabile Schwerpunktlage. In engen Passagen fährt sich das Enduro dagegen sehr sperrig und will nur unwillig aufs Hinterrad.

Das Marin ist eine waschechte Wuchtbrumme. Schade, dass vor allem das Fahrwerk dem potenziellen Tempo nicht gewachsen ist. Hier spielte das teure Alpine Trail XR mit Stahlfederheck in einer komplett anderen Liga. Der verbaute Fox-Float-Dämpfer ohne Ausgleichsbehälter ist in schnellen Passagen überfordert und lässt sich nur durch den günstigen Preis erklären. Auch bei der Gabel geht das Alpine Trail 1 einen Kompromiss ein: Es kommt eine auf 170 Millimeter erweiterte 36er Fox mit einfacher Rhythm-Dämpfungskartusche zum Einsatz. Beim Fahrwerk landet das Marin daher auf dem letzten Rang.

Der Fleckalm-Trail in Kirchberg macht nicht nur optisch was her, sondern bietet auch Fahrspaß.Foto: Max FuchsDer Fleckalm-Trail in Kirchberg macht nicht nur optisch was her, sondern bietet auch Fahrspaß.

Besser mit Lift

Die Kombi aus steilem Sitzwinkel und kurzem Vorbau erzeugt eine sehr kurze Sitzposition bergauf. Bei langsamer Fahrt kippt die Lenkung aufgrund des flachen Lenkwinkels ab. Hier ist eine ruhige Hand erforderlich. Zusätzlich rollen die griffigen und stabilen Vee-Tire-Reifen recht zäh. Im Wiegetritt pumpt der Hinterbau deutlich und erfordert den Griff zur Plattform.

On top kommt das bereits erwähnte Gewicht von fahrfertig 18 Kilo, was deutlich höher als bei der Konkurrenz ausfällt. Unterm Strich empfiehlt sich das Marin damit ausschließlich für den Bikepark oder Touren mit Aufstiegshilfe, was den Einsatzbereich stark einschränkt. Tretlastige Ausfahrten zählen definitiv nicht zur Paradedisziplin des Alugeschosses.

Bewertung Marin Alpine Trail 1Foto: BIKE GrafikBewertung Marin Alpine Trail 1Bewertung Marin Alpine Trail 1Foto: BIKE GrafikBewertung Marin Alpine Trail 1

Fazit Peter Nilges BIKE-Testleiter

Durch das hohe Gewicht und die extreme Geo braucht das Marin Alpine Trail 1 einen aktiven Fahrer, ansonsten wird man vom Piloten schnell zum Passagier. Tipp: Einen potenteren Dämpfer nachrüsten.
Peter Nilges, BIKE-TestleiterFoto: Georg GrieshaberPeter Nilges, BIKE-Testleiter

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