Zuverlässig, wartungsarm und erschwinglich – nach diesem Motto will Privateer den überteuerten Hyper-Bikes im Enduro-Segment den Kampf ansagen. Wie man am Namen unschwer erkennen kann, fassen die Briten dabei eine ganz bestimmte Zielgruppe ins Auge: private Enduro-Racer. Jene, die auch ohne Sponsoren in den Genuss von erstklassigem Material kommen wollen. Unser Testbike macht hier keine Ausnahme.
Würde Sylvester Stallone in der Rolle von Rambo Fahrrad fahren, würde er sich garantiert mit dem Privateer 161 ins Gefecht stürzen. Alles an diesem Bike ist darauf ausgelegt, harte Prügel einzustecken. Die wuchtige Maxxis-Reifenkombi mit DH-Karkasse am Hinterrad ist quasi kugelsicher. Die überdimensionierten Hinterbaulager versprechen lange Wartungsintervalle. Und die externe Kabelführung erleichtert schnelle Reparaturen. Das Alu-Chassis an sich erweckt ebenfalls einen unverwüstlichen Eindruck: üppige Schweißnähte und Rohrquerschnitte, zusätzliche Verstrebungen. Die Kettenstreben wachsen dabei mit der Rahmengröße. So stellt Privateer sicher, dass Biker jeder Körpergröße in den Genuss einer perfekt ausbalancierten Geometrie kommen. So weit, so gut. Für Negativschlagzeilen sorgt das extrem hohe Gewicht. 17,91 Kilo ohne Pedale – damit ist das 161 das zweitschwerste Enduro, das jemals an unserer Waage hing.
Auf zahmen Trails oder bergan kommt die Kehrseite der laufruhigen Geometrie und des hohen Gewichts zum Vorschein. Das Bike wirkt behäbig und lässt sich nur mit viel Schmackes auf Tempo halten. Lange Anstiege oder kurze Zwischensprints meidet man mit dem Privateer besser. Zu zäh rollen die groben Reifen mit klebriger Maxx-Grip-Gummimischung. Schade eigentlich, denn die Sitzposition ist auf Vortrieb getrimmt. Der lange Reach und der steile Sitzwinkel positionieren den Piloten weit vorn im Bike und bringen viel Druck aufs Vorderrad. Knifflige Uphill-Trails klettert man so auch trotz der vielen Pfunde locker empor.
Sobald die Schwerkraft bergab ausreichend am Privateer zieht, bricht es wie eine Lawine gen Tal. Die Kombi aus der superhohen Front, dem langen Reach und den üppigen Kettenstreben ist über jeden Zweifel erhaben. Das gilt auch für das gelungene Fahrwerk. Sowohl die 38er-Fox- Gabel als auch der Float-X2-Dämpfer besitzt verstellbare Zug- und Druckstufen, die jeweils zwischen High- und Lowspeed-Dämpfung differenzieren – in dieser Preisklasse ein absolutes Highlight. Nur so lässt sich das Fahrwerk perfekt an unterschiedliche Bedingungen oder den persönlichen Fahrstil anpassen. Einmal abgestimmt nimmt das Privateer selbst den garstigsten Downhills den Schrecken. Sogar Findlinge, groß wie Straußeneier, saugt das 161 gierig in sich auf. Das sensible Ansprechverhalten generiert dabei Traktion en masse. Mit diesen Attributen scheint das Privateer auch den Anforderungen preisbewusster Enduro-Racer wie auf den Leib geschneidert – nicht nur denen von Rambo.
Es ist beeindruckend, wie viel Privateer für 3289 Euro in den Versandkarton packt. Das gilt sowohl für die Ausstattung als auch für die Performance. Im Downhill gehört das 161 zu den souveränsten Modellen am Markt; die robuste Bauart und die Servicefreundlichkeit suchen ihresgleichen. Für verspielte Piloten oder Enduristen, die auch gerne auf Tour gehen, ist das Bike zu träge und zu schwer.