Es geht auch günstigHighend-Enduro von Privateer mit Vollgas-Attitüde

Max Fuchs

 · 21.03.2025

Pivateer 161 // 3289 Euro // 17,9 Kilo // 170/160 Millimeter Federweg // 29-Zoll // Aluminium
Foto: Max Fuchs
Großen Fahrspaß zum kleinen Preis – das verspricht das Alu-Enduro Privateer 161 für aktuell 3289 Euro. Unser Test klärt, ob die UK-Schmiede auch wirklich zu ihrem Wort steht.

Zuverlässig, wartungsarm und erschwinglich – nach diesem Motto will Privateer den überteuerten Hyper-Bikes im Enduro-Segment den Kampf ansagen. Wie man am Namen unschwer erkennen kann, fassen die Briten dabei eine ganz bestimmte Zielgruppe ins Auge: private Enduro-Racer. Jene, die auch ohne Sponsoren in den Genuss von erstklassigem Material kommen wollen. Unser Testbike macht hier keine Ausnahme.

Im Downhill hält das 161 mit seiner enorm laufruhigen Geometrie und dem gelungenen Fahrwerk alle Trümpfe in der Hand.Foto: Max FuchsIm Downhill hält das 161 mit seiner enorm laufruhigen Geometrie und dem gelungenen Fahrwerk alle Trümpfe in der Hand.

Die Fakten zum Privateer 161 Enduro

  • Preis: 3289 Euro (UVP)
  • Einsatzbereich: Enduro
  • Rahmenmaterial: Aluminium
  • Federweg: 170 mm vorn / 160 mm hinten
  • Laufradgröße: 29-Zoll
  • Rahmengrößen: S, M, L, XL
  • Gewicht: 17,9 kg in Größe L (BIKE-Messwert)
  • Gewicht Laufräder: 5952 g
  • Beschleunigung Laufräder: 4903 kg x cm² (BIKE-Messwert)
  • Garantie: 5 Jahre
  • Besonderheiten: externe Zugverlegung, Tubeless-Bereifung ab Werk
Das Privateer sammelt mit seinem erstklassigen Fox-Fahrwerk, der guten Verarbeitung und mehreren Flipchips fleißig Ausstattungspunkte.Foto: Max FuchsDas Privateer sammelt mit seinem erstklassigen Fox-Fahrwerk, der guten Verarbeitung und mehreren Flipchips fleißig Ausstattungspunkte.

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Ein Enduro gebaut für die Ewigkeit

Würde Sylvester Stallone in der Rolle von Rambo Fahrrad fahren, würde er sich garantiert mit dem Privateer 161 ins Gefecht stürzen. Alles an diesem Bike ist darauf ausgelegt, harte Prügel einzustecken. Die wuchtige Maxxis-Reifenkombi mit DH-Karkasse am Hinterrad ist quasi kugelsicher. Die überdimensionierten Hinterbaulager versprechen lange Wartungsintervalle. Und die externe Kabelführung erleichtert schnelle Reparaturen. Das Alu-Chassis an sich erweckt ebenfalls einen unverwüstlichen Eindruck: üppige Schweißnähte und Rohrquerschnitte, zusätzliche Verstrebungen. Die Kettenstreben wachsen dabei mit der Rahmengröße. So stellt Privateer sicher, dass Biker jeder Körpergröße in den Genuss einer perfekt ausbalancierten Geometrie kommen. So weit, so gut. Für Negativschlagzeilen sorgt das extrem hohe Gewicht. 17,91 Kilo ohne Pedale – damit ist das 161 das zweitschwerste Enduro, das jemals an unserer Waage hing.

Uphill-Spaß? Vergiss es! Fahrfertig wiegt das Privateer über 18 Kilo. Wo ein leichteres Bike zu Uphill-Challenges ermutigt, möchte das Privateer wegen seines Übergewichts lieber geschoben werden.Foto: Max FuchsUphill-Spaß? Vergiss es! Fahrfertig wiegt das Privateer über 18 Kilo. Wo ein leichteres Bike zu Uphill-Challenges ermutigt, möchte das Privateer wegen seines Übergewichts lieber geschoben werden.

Die Enduro-Ausstattung des Privateer 161

  • Gabel / Dämpfer: Fox 38 Performance Elite / Fox Float X2
  • Schaltung / Bandbreite: Shimano SLX 1x12 / 510 %
  • Bremsen: Hayes Dominion A4 / 203/ 180 mm
  • Laufräder: Hunt Endurowide 29 V2
  • Reifen: Maxxis Assegai / Minion DHR II Maxx-Grip DD / DH 29 x 2,5 / 2,4
  • Sattelstütze: One Eighty / 180 mm
  • max. Systemgewicht: 130 kg
Mit einem zweiten Paar Flipchips  an der Dämpferwippe kann die  Geometrie wahlweise für ein kleines 27,5-Zoll-Hinterrad oder ein 29er  Hinterrad angepasst werden. Ein konstruktiver Mangel: Der Lagersitz des  Horstlink-Lagers ist minimal zu groß, weshalb das Lager deutliches Spiel hat. Anziehen? Wirkungslos!
Foto: Max Fuchs

Auf Abfahrt gepolt

Auf zahmen Trails oder bergan kommt die Kehrseite der laufruhigen Geometrie und des hohen Gewichts zum Vorschein. Das Bike wirkt behäbig und lässt sich nur mit viel Schmackes auf Tempo halten. Lange Anstiege oder kurze Zwischensprints meidet man mit dem Privateer besser. Zu zäh rollen die groben Reifen mit klebriger Maxx-Grip-Gummimischung. Schade eigentlich, denn die Sitzposition ist auf Vortrieb getrimmt. Der lange Reach und der steile Sitzwinkel positionieren den Piloten weit vorn im Bike und bringen viel Druck aufs Vorderrad. Knifflige Uphill-Trails klettert man so auch trotz der vielen Pfunde locker empor.

BIKE-Tester und Guide Mario Presi nimmt das Privateer 161 genau unter die Lupe. Dabei fallen sofort die XXL-Lagerungen am Hinterbau und die massive, am Stück geschmiedeten Umlenkwippe auf. Gepaart mit dem soliden Alu-Chassis und den robusten Reifen wiegt das 161 massive 17,9 Kilo.Foto: Max FuchsBIKE-Tester und Guide Mario Presi nimmt das Privateer 161 genau unter die Lupe. Dabei fallen sofort die XXL-Lagerungen am Hinterbau und die massive, am Stück geschmiedeten Umlenkwippe auf. Gepaart mit dem soliden Alu-Chassis und den robusten Reifen wiegt das 161 massive 17,9 Kilo.

Sobald die Schwerkraft bergab ausreichend am Privateer zieht, bricht es wie eine Lawine gen Tal. Die Kombi aus der superhohen Front, dem langen Reach und den üppigen Kettenstreben ist über jeden Zweifel erhaben. Das gilt auch für das gelungene Fahrwerk. Sowohl die 38er-Fox- Gabel als auch der Float-X2-Dämpfer besitzt verstellbare Zug- und Druckstufen, die jeweils zwischen High- und Lowspeed-Dämpfung differenzieren – in dieser Preisklasse ein absolutes Highlight. Nur so lässt sich das Fahrwerk perfekt an unterschiedliche Bedingungen oder den persönlichen Fahrstil anpassen. Einmal abgestimmt nimmt das Privateer selbst den garstigsten Downhills den Schrecken. Sogar Findlinge, groß wie Straußeneier, saugt das 161 gierig in sich auf. Das sensible Ansprechverhalten generiert dabei Traktion en masse. Mit diesen Attributen scheint das Privateer auch den Anforderungen preisbewusster Enduro-Racer wie auf den Leib geschneidert – nicht nur denen von Rambo.

Privateer 161: Laborwerte & BIKE-Bewertung

Die Geometriedaten des Privateer 161 aus dem BIKE-Labor.
Foto: BIKE-Grafik
Die BIKE-Bewertung sowie alle Laborwerte auf einen Blick.

Fazit von Max Fuchs, BIKE-Testredakteur

Es ist beeindruckend, wie viel Privateer für 3289 Euro in den Versandkarton packt. Das gilt sowohl für die Ausstattung als auch für die Performance. Im Downhill gehört das 161 zu den souveränsten Modellen am Markt; die robuste Bauart und die Servicefreundlichkeit suchen ihresgleichen. Für verspielte Piloten oder Enduristen, die auch gerne auf Tour gehen, ist das Bike zu träge und zu schwer.
Max Fuchs, BIKE-Testredakteur und FotografFoto: Dan GriffithsMax Fuchs, BIKE-Testredakteur und Fotograf

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