Haro Greer Alloy LTD 2 im TestLohnt sich der Aufpreis im günstigen Testfeld?

Max Fuchs

 · 19.11.2025

Haro Greer Alloy LTD 2 / 17,6 kg1 / 170/160 mm / 29/ 27,5" / 4299 Euro / Alu
Foto: Max Fuchs
Edel-Fahrwerk, starke Komponenten, aber ein massiver Gewichtsnachteil: Das Haro Greer Alloy LTD 2 überragt das Preisniveau unserer günstigen Enduro-Runde um satte 1100 Euro. Bleibt die Frage: Kann das teure Setup auf dem Trail wirklich besser performen? Oder sind die Bikes unterhalb der 3200-Euro-Schwelle am Ende die cleverere Wahl? Unser Praxistest zeigt, was Sache ist!

​Haro Bikes – ein Name, der tief in den wilden 80ern verwurzelt ist. Doch in den letzten Jahren wurde es still um die Kalifornier: kaum Neuheiten, wenig Präsenz im Mountainbike-Kosmos. Letztes Jahr aber blies Haro zum Comeback und präsentierte eine komplett neue MTB-Familie: Das Trailbike Daley, das Enduro Greer und das Hardtail Saguaro markieren den Neustart auf dem Mountainbike-Markt.

EigenschaftHaro Greer Alloy LTD 2
Gesamtgewicht (ohne Pedale)17,62 kg
Federweg (vorne / hinten)170 / 160 mm
Laufradgröße (vorne / hinten)29" / 27,5"
Preis4.299 €
RahmenmaterialAluminium
Laufradgewicht5.894 g
Laufradträgheit4.533 kg·cm²


Trotz seines üppigen Gewichts fährt sich das Enduro von Haro erstaunlich agil, lässt sich willig aufs Hinterrad ziehen, sendet über Jumps und wedelt flink um enge Turns.Foto: Max FuchsTrotz seines üppigen Gewichts fährt sich das Enduro von Haro erstaunlich agil, lässt sich willig aufs Hinterrad ziehen, sendet über Jumps und wedelt flink um enge Turns.

Aufpreis fürs Fahrwerk

Mit einem Preis von 4299 Euro tritt das Greer Alloy LTD 2 als Referenz-Bike außer Konkurrenz an. Es soll zeigen, was in der Mittelklasse geht, wenn man ein etwas tiefer in die Tasche greift. Die Eckdaten: ein massiver Alu-Rahmen mit klassischem Viergelenk-Hinterbau, Mullet-Laufräder, 170 Millimeter an der Front, 160 Millimeter am Heck. So weit, so gewöhnlich. Erst beim Blick auf die Ausstattung hebt sich das Greer von den Einsteiger-Enduros ab. Shimanos XT-Schaltung und kräftige TRP-Stopper sind deutlich wertiger als die Parts der Einsteiger-Modelle.

Wer die 190 mm lange Stütze komplett versenkt, erlebt ein kleines Drama: Der Seilzug klemmt am Knick des Sitzrohrs, und die Stütze streikt. Fahrer mit kurzen Beinen tun sich so schwer, die richtige Sitzhöhe zu finden.
Foto: Max Fuchs
AusstattungDetails
Gabel / DämpferFox 38 Performance Elite / Float X2 Performance Elite
Schaltung / BandbreiteShimano XT 1x12 / 510 %
BremsenTRP Trail Evo E.2.3 203/203 mm
LaufräderDT Swiss E 1900
Reifen (vorne / hinten)Vittoria Mazza Graphene 2.0 29 x 2,40 / Vittoria Martello Graphene Enduro 27,5 x 2,40
Sattelstütze / HubKS Rage I-Dropper / 190 mm
Max. Systemgewicht130 kg
Garantie6 Jahre
Besonderheitenkeine

Wirklich bezahlt macht sich der Aufpreis aber erst beim Fahrwerk: Die Fox-38-Performance-Elite-Gabel teilt sich das Innenleben mit der sündhaft teuren Factory-Version. Für maximale Dämpfungskontrolle werden hier Zug- und Druckstufe zusätzlich in High- und Lowspeed unterteilt – perfekt für alle, die beim Setup gerne bis ins letzte Klickdetail gehen. Im Heck arbeitet der X2-Dämpfer in der Performance-Variante. Er bietet zwar „nur“ eine Low-Speed-Verstellung für Druck- und Zugstufe, hebt sich dafür mit sattem Luftvolumen und hochwertiger Verarbeitung von den Federbeinen der übrigen Testbikes ab.

​Fahrwerk des Haro Greer Alloy ist Trumpf

Mit 17,6 Kilo ist das Greer das Schwergewicht im Testfeld. Doch wer hier einen trägen Bock vermutet, liegt falsch. Trotz seines üppigen Gewichts fährt sich das Enduro von Haro erstaunlich agil, lässt sich willig aufs Hinterrad ziehen und wedelt flink um enge Turns. Grund dafür sind die kurzen Kettenstreben (433 Millimeter) und das kleine 27,5-Zoll-Hinterrad. Diese Kombination verleiht dem Greer seinen ausgeprägten Spieltrieb. Der im Vergleich eher steile Lenkwinkel ermöglicht präzise Richtungswechsel und ein intuitives Handling auf verwinkelten Trails. Trotzdem mangelt es dem Haro nicht an Laufruhe. Dafür sorgen der lange Reach und das hervorragend abgestimmte Fahrwerk.

Die Geometrie des Haro Greer Alloy LTD 2 aus dem BIKE-Labor.Foto: BIKE-GrafikDie Geometrie des Haro Greer Alloy LTD 2 aus dem BIKE-Labor.

Allen voran die Fox 38 Performance Elite: Sie spricht feinfühlig an, rauscht nicht unkontrolliert durch den Federweg und bügelt kleine wie große Schläge souverän glatt. Ebenso beeindruckend: der Hinterbau. „Das Haro flubbert so satt über Wurzelteppiche, dass man sich spürbar schneller fühlt als mit der günstigeren Konkurrenz“, schwärmt Tester Dimitri. Die Sitzposition fällt kompakt und komfortabel aus – ideal für lange Tage im Sattel. Im offenen Modus wippt der Hinterbau im Wiegetritt zwar spürbar, doch der Plattformhebel am Dämpfer ist gut erreichbar und eliminiert Antriebseinflüsse zuverlässig.

Wie gefällt Ihnen dieser Artikel?

BIKE-Bewertung

KategorieUnterkategorieWertGewichtung / Anmerkung
PreisPreis4299 €
FahrverhaltenUphill – Fahrverhalten38 %
FahrverhaltenUphill – Effizienz Fahrwerk310 %
FahrverhaltenSpieltrieb2,57 %
FahrverhaltenDownhill – Fahrverhalten220 %
FahrverhaltenDownhill – Fahrwerk1,520 %
FahrverhaltenNote Fahrverhalten2,1865 % Gesamt
LaborGesamtgewicht5,756 %
LaborLaufradträgheit44 %
LaborNote Labor5,0510 % Gesamt
AusstattungAusstattungsqualität2,155 %
AusstattungUsability / Mehrwert45 %
AusstattungTransportvolumen Flasche25 %
AusstattungVersenkbarkeit Sattel15 %
AusstattungQualität / Verarbeitung2,755 %
AusstattungNote Ausstattung2,3825 % Gesamt
SonstigesGarantie6 Jahre
SonstigesServicefreundlichkeitmittel
SonstigesRahmensteifigkeit (v/h)8,4 / 42,5 N/mm
GesamtnoteBIKE-Note2,52100 %

Infos zur Punktetabelle: Servicefreundlichkeit: Wie gut ist der Rahmen geschützt, und wie leicht lässt sich das Bike warten. Rahmensteifigkeit: Seitensteifigkeit in N/mm getrennt für das vordere Rahmendreieck inkl. der verbauten Gabel (vorne) und dem Hinterbau (hinten). 2 Die BIKE-Note setzt sich aus Praxiseindrücken der Testfahrer und Labormesswerten zusammen. Die Note ist preisunabhängig. Notenspektrum: 0,5–5,5, analog zum Schulnotensystem.

Fazit von Dimitri Lehner

Dimitri Lehner ist Testredakteur bei BIKE.Foto: Andreas ViglDimitri Lehner ist Testredakteur bei BIKE.

Meistgelesene Artikel

1

2

3

​Was das Greer in der Praxis wirklich aus der Masse heraushebt – sein Fahrwerk – rechtfertigt den Aufpreis nur teilweise. Auf anspruchsvollen Downhills spielt das Enduro in einer eigenen Liga, doch abseits grober Trails bleibt der Vorteil überschaubar. Die übrige Ausstattung bringt keine spürbaren Vorteile, Flipchips oder andere Gimmicks sucht man vergeblich, und mit 17,6 Kilo ist das Greer zudem das schwerste Bike im Test.

Meistgelesen in der Rubrik Fahrräder