Günstige Enduros 20246 Enduros bis 4000 Euro im Test

Peter Nilges

 · 05.11.2023

Wie viel Geld muss man eigentlich für ein gutes Enduro in die Hand nehmen?  Um diese Frage zu beantworten, haben wir unser Testfeld aus sechs Enduros bei 4000 Euro gedeckelt.
Foto: Max Fuchs
Mit langem Vorlauf haben wir diesen Vergleichstest preiswerter Enduros geplant. Maximales Budget damals: 4000 Euro. Zum Herbst wurden die meisten Bikes kräftig reduziert – bei gleicher Leistung natürlich. Mit diesen Modellen können Sie richtig sparen.

Diese 6 Enduros haben wir getestet:

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Die Testbikes im Überblick

Die Frage ist nicht wirklich neu und lässt sich beliebig auf jede Mountainbike-Kategorie anwenden. Doch gerade im Hinblick auf das aktuelle Umfeld aus Inflation und Teuerung an jeder Ecke drängt sie aktueller den je: Wie viel Geld muss man eigentlich für ein gutes Enduro in die Hand nehmen?

Schnäppchen: Die Preise fallen im Herbst

Um diese Frage zu beantworten, haben wir unser Testfeld aus sechs Enduros ursprünglich bei 4000 Euro gedeckelt. Da der Test bereits von langer Hand geplant war und wir die Fotos für diese Testgruppe schon im vergangenen Jahr im herbstlichen Livigno produziert haben, hat sich zwischenzeitlich bei den Preisen noch einiges getan. Aufgrund der aktuell meist noch gut gefüllten Lager lockt die Mehrheit der Hersteller mit fetten Rabatten, wie unsere Recherche auf den jeweiligen Webseiten bestätigt. So gibt es das Radon Jab 10.0 für gerade mal 3199 Euro, das Specialized Status 160 für 3300 Euro, und auch das Canyon Torque 29 CF 7 wurde noch mal um 700 Euro auf 3299 Euro reduziert. YT bietet das Capra 29 Core 2 sogar für unglaublich günstige 2599 Euro an. Propain und Cube bleiben preisstabil.

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Aber Vorsicht: Viele der Modelle sind zum Ende der Saison hin üblicherweise nicht mehr in allen Rahmengrößen oder teilweise in nur noch begrenzten Stückzahlen verfügbar.
Zudem kann sich der Lagerbestand rasch ändern, sodass man bei dem ein oder anderen Angebot schnell sein muss, um noch ein passendes Exemplar zu ergattern. Da sich derzeit aufgrund der bereits erwähnten Lagerproblematik die Modellzyklen aber etwas verlängern, liefert dieser Test dennoch wertvolle Informationen zu dem gewünschten Bike, auch wenn es sich vielleicht nicht mehr um die exakt gleiche Ausstattung handelt. Die Rahmen der meisten Modelle bleiben fürs Erste wohl identisch.

Das günstigste Enduro im Test: YT Capra 29 Core 2, 2599 EuroFoto: Adrian KaetherDas günstigste Enduro im Test: YT Capra 29 Core 2, 2599 Euro

Die meisten Enduro-Rahmen sind noch aus Alu

Womit wir bereits beim Herzstück der Testkandidaten angekommen wären. Carbon als Rahmenmaterial kann man im Preisbereich bis 4000 Euro noch nicht flächendeckend erwarten. Lediglich die beiden Versender Radon und Canyon statten ihre Modelle Jab und Torque mit Kohlefaserrahmen aus. Der Rest des Feldes vertraut auf Aluminium. Beim Blick auf die Waage macht sich die Wahl des Rahmenmaterials deutlich bemerkbar. Beide Kohlefaserrahmen bleiben unter der 3000-Gramm-Marke und liegen zusätzlich im STW-Ranking (Rahmengewicht in Relation zur Steifigkeit), wenn auch nur knapp, vorne. Mit zum Teil fast vier Kilo wiegen die Alu-Rahmen der Konkurrenz bis zu 1,3 Kilo mehr. Der Nachteil der Carbon-Rahmen sind ihre höheren Herstellungskosten.

Carbon-Rahmen oder bessere Ausstattung?

Da man Geld bekanntlich nicht zweimal ausgeben kann, stellt sich daher für jeden Produkt-Manager die Frage: Stecke ich das Geld in den teureren Rahmen, oder investiere ich in eine hochwertigere Ausstattung? Eine grundsätzlich berechtigte Frage, die im Falle von Canyon und Radon allerdings nicht zum Tragen kommt. Weder das von uns getestete Jab noch das Torque patzen bei der Ausstattung und können sich im Testfeld behaupten. Lediglich Cube schraubt nochmals hochwertigere Teile an den Alu-Rahmen seines Preis-Leistungs-Krachers und überrascht mit einem erstklassigen Fahrwerk aus dem Hause Rockshox. Die zweite Fachhandelsmarke im Bunde fällt beim Ausstattungsniveau deutlich ab. Das Specialized bietet trotz seines immerhin recht leichten Alu-Rahmens weniger Ausstattung fürs Geld. Eine Fox-36-Rhythm-Federgabel sowie eine Sram-NX-Schaltung mit geringer Bandbreite sind Schlusslicht in diesem Vergleich.

Platzhirsche: Fox- und Rockshox-Gabeln

Neben dem Rahmen und seiner Geometrie entscheidet das Fahrwerk maßgeblich über die Fähigkeiten eines Enduros. Ein Blick auf die Ausstattungsliste unserer Test-Bikes zeigt, dass sich Fox und Rockshox hier die Waage halten. Bei den Federgabeln dominiert die Rockshox ZEB mit dicken 38er-Standrohren, während nur im YT das Pendant von Fox mit ebenfalls 38-Millimeter-Standrohren zum Einsatz kommt. Weil das Jab bereits einige Jahre auf dem Buckel hat und sich zudem zum Freerider Swoop abgrenzen soll, federt hier noch die schlankere Fox 36 mit 170 Millimetern Federweg – noch vor wenigen Jahren die Benchmark im Enduro-Segment. Im Specialized Status steckt ebenfalls eine Fox 36. Hier sogar mit nur 160 Millimetern Federweg und einfacher Dämpfungskartusche. Im Vergleich klar die schwächste Gabel.

Ein seltener Gast in der Klasse unter 4000 Euro. Cube spezifiziert ein Rockshox-Fahrwerk in der höchsten Ultimate-Güte. Die Bandbreite im Testfeld reicht bis zur weniger wertigen Fox-Rhythm-Federgabel im Specialized herunter.Foto: Adrian KaetherEin seltener Gast in der Klasse unter 4000 Euro. Cube spezifiziert ein Rockshox-Fahrwerk in der höchsten Ultimate-Güte. Die Bandbreite im Testfeld reicht bis zur weniger wertigen Fox-Rhythm-Federgabel im Specialized herunter.

Dämpfer meist ohne einstellbare Druckstufe

Auch bei den Dämpfern teilen Fox und Rockshox das Feld unter sich auf. Interessant: Bei keinem der Fox-Enduros kommt der voluminöse und leistungsstarke, aber auch sehr teure X2-Dämpfer zum Einsatz. Hier sind der schlankere Float X und der DPX2 die Mittel der Wahl, die beide noch Luft nach oben lassen. Durch sein größeres Ölvolumen böte der X2 auch auf langen Abfahrten eine konstantere Dämpfung und ließe sich zudem vielfältiger einstellen. So muss man in dieser Preisklasse häufig auf eine einstellbare Druckstufe verzichten. Bei den Rockshox-Hinterbauten verdaut jeweils ein Super-Deluxe-Dämpfer die Schläge. Das per Konfigurator individuell zusammenstellbare Propain Tyee besitzt als einziges Enduro im Vergleich einen Stahlfederdämpfer. Rund 400 Gramm mehr bringt der Coil-Shock auf die Waage, arbeitet dafür aber schön linear und reagiert sehr aktiv und feinfühlig.

Tuning-Potenzial bei Laufrädern und Reifen

Beim Blick auf die Laufräder sucht man Preistreiber wie Carbon-Felgen vergebens. Hier schlummert zwar noch geringfügig Tuning-Potenzial für einen leichteren Antritt, da die Reifen aber ohnehin den Löwenanteil der Trägheit bei den Laufrädern ausmachen, ist Carbon im Enduro-Einsatz verzichtbar. Sollen die Reifen dem brutalen Einsatz standhalten, ist ein gewisser Pannenschutz unumgänglich, was sich zwangsläufig negativ aufs Gewicht auswirkt.

In Summe zeigt sich also, dass bei den Enduros aus diesem Vergleich nur wenig Luft nach oben ist – und jede kleine Verbesserung teuer bezahlt werden müsste. Außerdem: Bei den aktuellen Hammerangeboten kann man über kleine Defizite auch leichter mal hinwegschauen.

Fazit von Peter Nilges, Testchef BIKE:

Das Canyon Torque schnappt sich mit klarem Vorsprung den Testsieg und erreicht als einziges Enduro im Feld die Note Sehr Gut. Trotz des teuren Carbon-Rahmens fällt die Ausstattung hochwertig und das Fahrwerk überdurchschnittlich gut aus. Auch das Propain Tyee liefert bergab eine starke Performance ab, gibt sich durch das hohe Gewicht aber wenig ausgewogen. Das vielseitige YT Capra macht hoch wie runter eine tolle Figur und überzeugt durch sein intuitives Handling.
Peter Nilges, Testchef BIKEFoto: Georg GrieshaberPeter Nilges, Testchef BIKE

Das sagen die Tester

Laurin Lehner, FREERIDE-Testredakteur:

Wenn es darum geht, im Park Spaß zu haben, würde ich zum Propain Tyee greifen. Das Fahrwerk arbeitet souverän, und das Bike fährt sich trotz des hohen Gewichts etwas handlicher als das Canyon Torque.
Laurin Lehner, FREERIDE-TestredakteurFoto: Dimitri LehnerLaurin Lehner, FREERIDE-Testredakteur

Dimitri Lehner, FREERIDE-Testredakteur:

Auch wenn das Radon Jab im Downhill Federn lässt und nicht mehr vorne mitmischt, schätze ich die Touren-Qualitäten und die Bandbreite des Leicht-Enduros. Wer will schon 17 Kilo aus eigener Kraft bewegen müssen?
Dimitri Lehner, FREERIDE-TestredakteurFoto: Andreas ViglDimitri Lehner, FREERIDE-Testredakteur

Das ist uns bei den Details aufgefallen:

Die meisten Hersteller setzen am Vorderrad auf eine griffigere Gummi­mischung, hinten dagegen auf mehr Pannenschutz. YT patzt bei der Reifenwahl.
Foto: Adrian Kaether

Zahlen, Daten, Fakten zu den 6 Enduros im Test

Punktetabelle

Das Canyon Torque sammelt bergab die meisten Punkte und fährt auch noch passabel bergauf. In der Praxiswertung liegt es damit vorne und heimst auch bei Ausstattung, Qualität und Garantie ordentlich Punkte ein. Das YT Capra kommt Dank seiner Allround-Qualitäten auf den zweiten Platz, dicht gefolgt vom abfahrtslastigen Propain Tyee.

Die Punkte der getesteten Enduros im ÜberblickFoto: BIKE-TestabteilungDie Punkte der getesteten Enduros im Überblick

Steifigkeiten

Die Carbon-Rahmen von Canyon und Radon bieten die in Relation zum Gewicht höchste Steifigkeit. Der absolut gesehen steifste Cube-Alu-Rahmen liegt bereits knapp dahinter.Foto: BIKE-TestabteilungDie Carbon-Rahmen von Canyon und Radon bieten die in Relation zum Gewicht höchste Steifigkeit. Der absolut gesehen steifste Cube-Alu-Rahmen liegt bereits knapp dahinter.

Steifigkeit: Grau: Stiffness-to-Weight (STW), der Quotient aus Steifigkeit und Rahmengewicht weiß: absolute Steifigkeit in Newton pro mm Auslenkung. Die Messungen wurden auf einem Prüfstand des Zedler-Instituts ermittelt. Trägheitsmoment Laufräder: Je niedriger der Wert, desto besser lassen sich die Laufräder beschleunigen.

Laufradträgheit

Leichte Reifen in Größe 27,5 Zoll sorgen beim Radon für einen schnellen Antritt. Die schweren Freeride-Laufräder im Canyon kommen nur zäh auf Touren.Foto: BIKE-TestabteilungLeichte Reifen in Größe 27,5 Zoll sorgen beim Radon für einen schnellen Antritt. Die schweren Freeride-Laufräder im Canyon kommen nur zäh auf Touren.

Gewichte¹

Radon lässt sich beim Gewicht nicht die Butter vom Brot nehmen, muss jedoch deutliche Abstriche in der DH-Performance in Kauf nehmen. Propain wiegt zwei Kilo mehr.Foto: BIKE-TestabteilungRadon lässt sich beim Gewicht nicht die Butter vom Brot nehmen, muss jedoch deutliche Abstriche in der DH-Performance in Kauf nehmen. Propain wiegt zwei Kilo mehr.

¹ Gewicht: BIKE-Messwerte, ² mit Pedalen (350 g), ³ ohne Dämpfer, mit Steckachse hinten, mit Reifen, Kassette und Bremsscheiben.

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