Das Giant Reign hat bereits eine lange Tradition und ist so etwas wie ein Dauergast in unseren Enduro-Tests. Kein Wunder: Ein Blick auf die Homepage des taiwanesischen Bike-Giganten verrät, dass es ganze zwölf unterschiedliche Modelle von diesem Dauerbrenner gibt. Der Einstieg beim Reign liegt derzeit übrigens bei schlanken 2799 Euro.
Bei unserem Testbike mit der Kennung 1 V2 handelt es sich um die aktuellste Alu-Version für 3999 Euro. Wie bereits von den Carbon-Rahmen bekannt, besitzt jetzt auch die Alu-Variante ein Staufach im Unterrohr. Das schafft Platz für die wichtigsten Utensilien und sammelt Punkte in unserer Usability-Wertung. Zusätzlich lässt sich die Geometrie an der hinteren Wippenaufnahme dreifach verstellen und auf die Bedürfnisse des Fahrers feintunen. Wir fuhren das Giant in der mittleren Einstellung (siehe Geo-Übersicht).
Bei der Ausstattung liegt das Reign im Mittelfeld. Fox-Performance-Elite-Fahrwerk und Shimano-SLX-Schaltung garantieren eine gute Funktion und anhaltenden Fahrspaß. Bequem, aber etwas zu klobig ist der Sattel geraten. Er ist auf einer TranzX‑Stütze verbaut, die über satte 200 Millimeter Hub verfügt. Als reiner 29er ist das Giant Reign in diesem Test allein auf weiter Flur. Der Rest des Feldes kommt mit kleinerem 27,5-Zoll-Hinterrad. Um das große Hinterrad und 160 Millimeter Federweg in Einklang zu bringen, setzt Giant auf verhältnismäßig lange Kettenstreben mit 440 Millimeter Länge. Auch der Reach liegt mit 483 Millimetern in Größe L auf der langen Seite.
In Summe sorgt die Geometrie für ein sehr ausbalanciertes Handling und Kontrolle in jeder Lebenslage. Man steht perfekt im Bike integriert und muss wenig Körpereinsatz bringen, um beide Räder zu belasten und das Reign über anspruchsvolle Trails zu dirigieren. Handlich, trotz des großen Hinterrades. Ein Resultat des über Jahre im Enduro-Racing verfeinerten Rahmens.
Aufgrund des eher moderaten 64,3er Lenkwinkels fällt das Giant dabei nicht zu sperrig aus und bleibt auch beim Radstand im grünen Bereich. Nicht nur bergab kann die Geometrie punkten. Die Sitzposition sorgt auch bergauf für eine Top-Note. Damit setzt sich das Giant beim Fahrverhalten klar an die Spitze des Feldes, was letztendlich zum Punktsieg führt. In der Laborwertung lässt das Giant hingegen Federn: Hohes Gesamtgewicht und träge Laufradbeschleunigung begeistern weniger.
Während die Geometrie auf ganzer Linie überzeugt, kann das Fahrwerk nicht vollständig daran anknüpfen. Zwar spricht der Hinterbau fein an, bietet aber wenig Dämpfungskontrolle, wenn es richtig zur Sache geht. Das Fahrwerk könnte ruhiger liegen. Ein Manko des kleineren Float-X-Dämpfers.
Auch die Fox 38 liefert nicht die gewohnte Performance, macht Geräusche beim Ausfedern und geizt mit Sensibilität. Etwas kurios: Trotz des verstärkten Double-Down-Reifens am Hinterrad walkt die Karkasse bei identischem Luftdruck stärker in Kurven als bei den leichteren Exo+-Reifen im Test.
Aufgrund des besten Fahrverhaltens bergab wie bergauf schnappt sich das Giant Reign den Testsieg. In Sachen Fahrwerk gibt es stärkere Enduros.