Adrian Kaether
· 04.10.2023
Motocrossern ist Gasgas schon länger ein Begriff. Jetzt will die spanische Marke auch mit hochwertigen E-Mountainbikes richtig Gas geben und stellt ihr erstes exklusiv für Gasgas entwickeltes E-MTB vor: Das ECC ist ein auf Racing getrimmtes E-Enduro mit dem neuen Sram-Antrieb. Hier geht´s zum ausführlichen Test des neuen Sram Powertrain.
Dabei war das Bike schon vor der offiziellen Vorstellung ein offenes Geheimnis: Seit Anfang des Jahres waren Racer wie der Deutsche Johannes Fischbach damit bereits im E-Enduro-Worldcup unterwegs. Mit einem eigens entwickelten Fahrwerk und aufgeclipsten Rahmenverkleidungen wie im Motocross geht das eigenständige Bike jetzt in Serie.
Mit dem ersten eigens für Gasgas entwickelten E-MTB wollen die Spanier ein Ausrufezeichen in Sachen Performance setzen. E-Racing stand deswegen vor allem im Lastenheft der Entwickler, die Konstruktion des ECC soll davon besonders geprägt sein.
Der Rahmen besteht vollständig aus Carbon, Laufräder in 29 Zoll und eine lange Geometrie (s. u.) sollen das Bike bergauf wie bergab so schnell wie möglich machen. Akkucover und Oberrohr-Verkleidung werden wie im Motocross auf den Rahmen aufgeclipst. Sie sollen den eigentlichen Rahmen schützen und bei Bedarf besonders leicht zu tauschen sein. Das kennt man so von einem E-MTB noch nicht. Auch optische Anpassungen und Auffrischungen sind damit möglich.
Für Schub sorgt beim ECC der neue E-Antrieb Sram Eagle Powertrain mit einem 630-Wh-Akku, der klassisch nach vorne aus dem Unterrohr klappt. Kern dieses Systems ist eine komplette Vernetzung des gesamten Antriebs - inklusive der Schaltung. Akku, Bedienelemente, Display, Software - alles kommt aus dem Hause Sram.
Dazu setzt Sram auf Motor-Hardware von Brose mit dem Drive SMag. Besonderheit ist die Kombination mit der Eagle Transmission-Schaltung, wodurch automatische Schaltfunktionen möglich sind. Wie das System im Detail funktioniert und wie sich die Schaltautomatik im Gelände schlägt, steht in unserer ausführlichen Vorstellung des Sram Eagle Powertrain.
Seit 2019 gehört Gasgas zur österreichischen Pierer Gruppe (u. a. KTM Motorrad, Husquvarna). Damit steht bei der kleinen Marke ein großer Konzern im Hintergrund, was dem ECC in der Entwicklung zu Gute kam. So erhält der Gasgas-Racer ein Spezialfahrwerk von DVO mit 38er Onyx-Gabel und Coil-Dämpfer. Die Besonderheit: In den Mountainbike-Federelementen steckt speziell für den E-MTB-Einsatz getunte Motorrad-Dämpfungstechnik von WP. Die Marke kennt mancher von KTM Motorrad, sie gehört ebenfalls zum Pierer Konzern.
Der Clou an den Federelemente ist die spezielle Dämpfungstechnik von WP mit einem sogenannten Cone-Valve, das die Federelemente besonders hoch im Federweg halten soll. WP verspricht so mehr Kontrolle bergab, ohne Einbußen bei Komfort und Sensiblität. Die Luftfedergabel und der Stahlfederdämpfer sind klassisch in High- und Lowspeed-Druckstufe (Compression) und in der Zugstufe (Rebound) einstellbar.
Mit relativ langen, mitwachsenden Kettenstreben von 461 bis 469 Millimetern und tiefem Tretlager ist das ECC auf viel Fahrstabilität bergab ausgelegt. Ein moderater Reach verbunden mit einem sehr hohen Stack dürfte das Bike kompakt wirken lassen. Der Lenkwinkel von 64 Grad ist modern, ein auffällig steiler Sitzwinkel sollte in Kombination mit dem langen Heck für gute Klettereigenschaften und eine entspannte Sitzposition sorgen.
Das ECC wird es in drei Ausführungen geben, automatische Schalt-Features und das DVO-WP-Fahrwerk gibt’s aber nur bei den zwei teureren Modellen. Los geht’s mit dem Gasgas ECC 4 für 7999 Euro. Hier kommt mit der Zeb Select+ und dem Superdeluxe Coil Select+ ein klassisches Rockshox-Fahrwerk zum Einsatz. Die mechanische GX-Schaltung lässt sich nicht automatisch Schalten. Gebremst wird das Bike von Srams DB8: schwer, aber solide.
Erst das Gasgas ECC 5 für 8999 Euro kommt mit der Spezialfederung und dank GX-Transmission auch automatischen Schalt-Features. Hauseigene Alu-Laufräder und eher schwächere Sram-G2-Bremsen lassen aber nur begrenzte Euphorie aufkommen.
Code-RSC-Bremsen, wertige Newmen-Laufräder und die X0-Transmission zeichnen das Topmodell Gasgas ECC 6 für 9999 Euro aus. Unser Fotobike war entgegen der Serienausstattung mit Luftdämpfer und Carbon-Laufrädern ausgestattet. So wog das ECC in Größe M/L 23,3 Kilogramm. Das Topmodell ECC 6 dürfte da mit Alu-Laufrädern und Stahlfederdämpfer etwas schwerer sein.