Fünf Bikes im TestWer liefert das beste Enduro um 3000 Euro?

Max Fuchs

 · 27.11.2025

Unser Testrevier des Vertrauens: der Bikepark Oberammergau. Jumps, Wurzeln, Highspeed – die Strecken am Kolbensattel bieten alles, um Enduros auf die Probe zu stellen. Im Bild fräst Tester Laurin mit Dimi im Schlepptau durch den Wurzelsepp.
Foto: Max Fuchs
​Für etwa 3000 Euro kann man bei den meisten Herstellern das Ticket in die Welt abfahrtsstarker Enduros lösen. Reicht das für echte Trail-Action? Oder nimmt man besser gleich einen Tausender mehr in die Hand? Um das herauszufinden, haben wir vier Einsteiger-Enduros von Cube, Propain, Merida und Dartmoor sowie ein Referenz-Bike von Haro zum Test gebeten.

​Dass teure Enduros mit High-End-Fahrwerken zuverlässig für satte Downhill-Action sorgen, ist klar. Aber was, wenn man nicht bereit ist, gleich fünf Riesen auf den Tisch zu blättern? Bedeutet das automatisch weniger Trail-Vergnügen? Muss man sein frisch gekauftes Bike früher oder später aufmotzen, um das Spaßbarometer nach ganz oben zu treiben? Oder ist man besser damit beraten, direkt etwas tiefer in die Tasche zu greifen?

Dieser Frage wollten wir auf den Grund gehen und haben vier Enduros mit 160 bis 170 Millimetern Federweg ausgesucht – Preislimit: 3200 Euro. Bei Propain mussten wir allerdings ein Auge zudrücken: Das Tyee AL kostet – sofern man im Online-Konfigurator zur Teleskopstütze greift – 3234 Euro. Um außerdem zu klären, ob sich ein etwas großzügiger Preisrahmen lohnt, tritt das 4299 Euro teure Haro Greer Alloy LTD 2 als Referenz-Bike an.

Alle Bikes und Fakten in der Bildergallerie

Cube Stereo One77 Pro 29 / 16,2 kg / 170/170 mm / 29" / 2799 Euro / Alu
Foto: Max Fuchs
Die Testgruppe im Überblick.

Hier geht´s zu den ausführlichen Tests der fünf Enduros

Die Preisfrage

​Ja, die Diskussion ist uralt. Aber mal ehrlich: Etwas Vernunft vorausgesetzt, dürfte man diesen Vergleich eigentlich gar nicht als Einsteiger-Test bezeichnen. Punkt. Wer sich heutzutage für ein Enduro interessiert, steht vor Preisschildern, die vor ein paar Jahren noch an renntauglichem Material prangten. In einem Einsteiger-Enduro-Test unseres ehemaligen Schwester-Magazins FREERIDE aus dem Jahr 2017 beispielsweise lag die Preisgrenze bei 2500 Euro – und das Ausstattungsniveau durch die Bank eine Stufe höher. Heute zwingt der finanzielle Druck, der durch Lieferengpässe, Inflation und steigende Energiekosten entstanden ist, auch die Mountainbike-Industrie dazu, das Preisniveau nach oben zu schrauben.

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Die Testgruppe im Labor-Check

Gewichte der getesteten Enduro-Bikes ohne Pedale. Laufradgewicht pro Satz mit Reifen, Kassette, ­Bremsscheiben.Foto: BIKE GrafikGewichte der getesteten Enduro-Bikes ohne Pedale. Laufradgewicht pro Satz mit Reifen, Kassette, ­Bremsscheiben.

​Laufradträgheit

Aufgrund der kleinen 27,5-Zoll-Hinterräder fällt die Laufradträgheit bei den Mullet-Bikes von Merida, Dartmoor und Haro geringer aus als bei den 29-Zoll-Kandidaten. Die Newmen-Laufräder am Cube liefern den Bestwert in Sachen Gewicht ab. Die schwersten Laufräder spezifiziert Propain. Hier treiben vor allem die schweren Schwalbe-Reifen mit stabiler Gravity-Karkasse sowie die massive S1000-Kassette der Transmission-Schaltgruppe das Gewicht nach oben.

Laufradträgheit: Je niedriger der Messwert, desto leichter zu beschleunigen.Foto: BIKE GrafikLaufradträgheit: Je niedriger der Messwert, desto leichter zu beschleunigen.

Steifigkeit

Propain, Cube, Merida und Dartmoor bewegen sich sowohl beim Hauptrahmen als auch beim Hinterbau auf ähnlichem Niveau und verhalten sich unauffällig. Das Propain besitzt insgesamt das weichste Chassis , filtert Vibrationen dafür am besten heraus und sorgt so auf langen Abfahrten für weniger Ermüdung. Einziger Ausreißer: der Hinterbau des Haro. Aufgrund einer massiven Verstrebung zwischen den Kettenstreben fällt der Steifigkeitswert am Heck extrem hoch aus. Auf dem Trail merkt man davon allerdings kaum etwas. Das überaus sensible Fahrwerk kann mit viel Traktion und Komfort gut über den fehlenden Flex hinwegtäuschen.

Rahmensteifigkeit: Seitensteifigkeit  in N/mm getrennt für das vordere Rahmendreieck inkl. der verbauten Gabel (vorne) und dem Hinterbau (hinten).Foto: BIKE GrafikRahmensteifigkeit: Seitensteifigkeit in N/mm getrennt für das vordere Rahmendreieck inkl. der verbauten Gabel (vorne) und dem Hinterbau (hinten).

​Gewicht spielt (k)eine Rolle

Um noch eine alte Wunde aufzureißen: Das durchschnittliche Gewicht der damaligen Testgruppe lag bei 14,1 Kilo – damit waren die Bikes leicht genug, um sie auch auf Touren einzusetzen, so wie es der ursprüngliche Enduro-Gedanke vorgesehen hat.

Bei technischen Uphills sorgt die kompakte Sitzposition für Druck auf dem Vorderrad und ermöglicht viel Kontrolle sowie Bewegungsfreiheit für Ausgleichsbewegungen. Lust auf lange Touren macht das Merida One-Sixty 500 trotzdem nicht – dafür ist es, genau wie der Rest der Testgruppe, schlicht zu träge und zu schwer.Foto: Max FuchsBei technischen Uphills sorgt die kompakte Sitzposition für Druck auf dem Vorderrad und ermöglicht viel Kontrolle sowie Bewegungsfreiheit für Ausgleichsbewegungen. Lust auf lange Touren macht das Merida One-Sixty 500 trotzdem nicht – dafür ist es, genau wie der Rest der Testgruppe, schlicht zu träge und zu schwer.

​Unsere aktuelle Testgruppe bringt im Schnitt satte 16,2 Kilo auf die Waage. Klar, größere Laufräder, dickere Federgabeln und immer robustere Komponenten zahlen ordentlich aufs Baller-Potenzial ein. Für alle, die auch abseits von Lift und Shuttle unterwegs sind, haben die Bikes in Sachen Gewicht aber längst die Schmerzgrenze überschritten. Unsere Tester sind sich einig: Wer damals noch den perfekten Allrounder unter den Enduros gefunden hat, flüchtet heute – zumindest in dieser Preisklasse – vor den Wuchtbrummen besser in die Trailbike-Sparte.

​Wer billig kauft, zahlt doppelt?

​Um zurück zur Einstiegsfrage zu kommen: Taugen die 3000-Euro-Enduros etwas, oder greift man lieber gleich zum 1100 Euro teureren Haro, um dann aber richtig auf seine Kosten zu kommen? Die Antwort ist so simpel wie bitter: 3200 Euro können sich lohnen – aber nur, wenn man zu Kompromissen bereit ist. Cube ist dafür das Paradebeispiel: Das Fahrwerk arbeitet top – schluckfreudig, traktionsstark und mit genau der richtigen Portion Pop. Also, Haro oder Cube? In Sachen Performance sind die Bikes auf gleichem Niveau. Auch das Handling gibt keinen Anlass zur Kritik. Kompromissloser Fahrspaß? Check!

Cube verzichtet auf ein UDH-Schaltauge. Damit ist das One77 nicht kompatibel mit Srams aktuellen, besonders robusten und präzisen Transmission-Schaltgruppen. Ausgerechnet jetzt, wo Sram mit der Eagle 70 eine preiswerte mechanische T-Type-Schaltung im Portfolio hat, die wie gemacht ist für diese Preisklasse, verzichtet Cube auf dieses starke Verkaufsargument - schade!Foto: Max FuchsCube verzichtet auf ein UDH-Schaltauge. Damit ist das One77 nicht kompatibel mit Srams aktuellen, besonders robusten und präzisen Transmission-Schaltgruppen. Ausgerechnet jetzt, wo Sram mit der Eagle 70 eine preiswerte mechanische T-Type-Schaltung im Portfolio hat, die wie gemacht ist für diese Preisklasse, verzichtet Cube auf dieses starke Verkaufsargument - schade!

Ganz ohne Abstriche geht es aber trotzdem nicht. Wer das Stereo One77 auf einen der robusten und extrem präzisen Sram-Transmission-Antriebe upgraden möchte, schaut in die Röhre – denn Cube hat sich das hierfür nötige UDH-Schaltauge gespart. Technisch gesehen können die übrigen Bikes dem Haro Paroli bieten, doch spätestens auf dem ersten Wurzelteppich zeigt sich, wofür die 1100 Euro Aufpreis gut sind – und: wie stark ein zweitklassiges Fahrwerk den Spaßfaktor beschneidet.

BIKE-Bewertung: Alle Bikes im Vergleich

KategorieUnterkategorieHaroCubePropainDartmoorMeridaGewichtung / Anmerkung
PreisPreis (€)42992799323426992899
FahrverhaltenUphill – Fahrverhalten3322,548 %
FahrverhaltenUphill – Effizienz Fahrwerk32324,510 %
FahrverhaltenSpieltrieb2,523,531,57 %
FahrverhaltenDownhill – Fahrverhalten231,533,520 %
FahrverhaltenDownhill – Fahrwerk1,523,544,520 %
FahrverhaltenNote2,182,432,683,283,6865 % Gesamt
LaborGesamtgewicht5,754,255,54,55,256 %
LaborLaufradträgheit44543,54 %
LaborNote5,054,155,304,304,5510 % Gesamt
AusstattungAusstattungsqualität2,152,792,983,563,745 %
AusstattungUsability / Mehrwert443,254,252,755 %
AusstattungTransportvolumen Flasche2321,535 %
AusstattungVersenkbarkeit Sattel121,5225 %
AusstattungQualität / Verarbeitung2,752,750,54,750,55 %
AusstattungNote2,382,912,053,212,4025 % Gesamt
SonstigesGarantie6 Jahre5 Jahre2 Jahre2 Jahrelebenslang
SonstigesServicefreundlichkeitmittelschwachmittelmittelmittel
SonstigesRahmensteifigkeit (v/h) N/mm8,4 / 42,58,7 / 23,96,4 / 18,16,8 / 28,17,3 / 24,2
GesamtnoteBIKE-Note2,522,722,793,363,45100 %

​Direkt zu den Testartikeln der fünf Enduros

Fazit von BIKE-Redakteur Max Fuchs

Max Fuchs ist Fotograf und Testredakteur bei BIKE.Foto: Moonhead MediaMax Fuchs ist Fotograf und Testredakteur bei BIKE.
​Haro investiert das zusätzliche Budget in ein erstklassiges Fahr- werk und sichert sich so einen soliden Vorsprung. In der Kern-Testgruppe sichert sich das Cube mit spaßigen Fahreigenschaften, guter Ausstattung und gelungenem Fahrwerk den Sieg. Das Propain liefert mit konsequenter Enduro-Geometrie ab, muss sich aber mangels Hinterbaukomfort knapp dem Cube geschlagen geben. Dartmoor und Merida belegen die hinteren Ränge – mit deutlichem Rückstand.

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