Kaum eine andere Bike-Gattung hatte ein so breites Einsatzspektrum wie Enduros. Die Betonung liegt auf “hatte”. Inzwischen sind Enduros überzüchtet und zu Mini-Bigbikes mutiert. Ist das schlecht? Nein, nicht unbedingt. Man muss es nur wissen. Die Allround-Krone darf sich jetzt die Bike-Kategorie Trailduro / All Mountain aufsetzen.
In der Abfahrt hingegen gewinnen die Enduros und kommen der nächsthöheren Bike-Kategorie Freeride sehr nahe. Sowohl beim Abfahrtsspaß als auch bei der Robustheit. Hier unsere Favoriten (ohne Wertung). Weitere Enduro-Favoriten findet ihr weiter unten im Artikel.
Das Altitude hat sich in der Vergangenheit gleich in mehreren Vergleichstest durchgesetzt und den Sieg abgesahnt – darunter auch gegen Schwergewichte wie Specialized Enduro S‑Works, YT Capra, Cannondale Jekyll und Co. Die schlechte Nachricht: Das Altitude hat einen Nachfolger bekommen, den wir noch nicht getestet haben.
Die gute Nachricht: Das „alte“ Modell ist teils noch verfügbar. Nach dem Test waren sich alle einig: Das Altitude ist eines der besten Enduros, die wir in den letzten Jahren fuhren. Das Besondere: Dem Bike gelingt der Spagat zwischen schnell und verspielt auf erstaunliche Weise. Selbst Promi-Tester Christian Textor schwärmte damals (FR 1/22). Die Ride-9-Verstellung bietet dem Fahrer etliche Verstellmöglichkeiten: Lenkwinkel, Tretlager, Kettenstrebenlänge – you name it. Das Altitude steuert sich freudig durch Turns, pumpt mühelos über Bodenwellen und besitzt viel Popp, wenn der Pilot bei Geländekanten abziehen möchte. Die Geometrie positioniert den Fahrer tief im Rad und verleiht massig Sicherheit im Downhill. Das Fox-Performance-Fahrwerk in unserem Modell leistet ganze Arbeit, bügelt alles glatt und gibt dabei immer noch angenehmes Feedback. Auch Touren funktionieren sehr gut. Der Hinterbau neigt im offenen Modus leicht zum Wippen, die Plattform könnte effizienter sein. Frech: Rocky verlangt mehr als noch damals für dieses Auslaufmodell. Damals kostete das Bike 6700 €.
FAZIT: Das Altitude ist schnell, verspielt, handlich und damit eines der besten Enduros auf dem Markt. Super!
STÄRKEN
> Handling
> Fahrwerk
> Ride-9-Geometrie
SCHWÄCHEN
> Preis des Auslaufmodells
Gibt es für den Preis ähnlich gute Bikes? Ja, es gibt sogar welche*, die für weniger als die Hälfte von dem Yeti SB 165 T3 zu haben sind. Doch wenn der Preis keine Rolle spielt, liegt das Yeti ganz oben in unserer Gunst. Das SB 165 T3 ist das dickhubigste Modell im Portfolio der Kultmarke.
Das Fahrwerk spricht superfeinfühlig an, liegt auch in Highspeed-Passagen souverän und bietet dennoch einen definierten Gegenhalt, um aktiv zu pushen und Geschwindigkeit zu generieren. So soll das sein! Auch die Geometrie gefällt auf Anhieb und braucht wenig Eingewöhnungszeit. Reach, Radstand und Lenk-winkel liegen in der goldenen Mitte und sorgen für Laufruhe, ohne in Extreme abzudriften oder zu sperrig zu werden. Einziges Manko sind die etwas zahm spezifizierten Reifen. Uphills gelingen trotz 16 Kilo gut – dank wippfreiem Hinterbau. Auch die leicht sportliche Sitzposition gefällt und steigert den Vortrieb.
FAZIT: Das Yeti SB 165 ist sündhaft teuer, doch auch verdammt spaßig zu fahren. Super: der Switch-Infinity-Link-Hinterbau
STÄRKEN
> Handling
> Fahrwerk
> Hinterbau
SCHWÄCHEN
> Exorbitanter Preis
> Günstige Laufräder
Die Schotten-Marke gibt es erst seit 2016. Ein Maschinenbauingenieur und ein Bike-Guide verwirklichten ihren Traum. So stampften die zwei Freunde eine eigene Bike-Marke aus dem Boden – mit Erfolg.
Das Claymore war eine der großen Überraschungen der letzten Jahre. Die gefällige Geometrie positioniert den Piloten tief im Rad. Mit dem Bike ist man schlichtweg schneller unterwegs als gewohnt. Das Claymore gibt den Federweg willig frei und sorgt selbst in rüpelhaftem Geläuf für Ruhe. Dabei arbeitet besonders der Hinterbau sehr sensibel und behält stets Bodenhaftung.
Super: Gegen Ende des Federwegs reagiert das Heck angenehm progressiv. Die Federgabel gerät da ins Hintertreffen und kann nicht mit dem Heck mithalten. In zahmeren Trail-Passagen steuert sich das Claymore präzise und lässt sich mit viel Druck auf dem Vorderrad in Turns steuern – und das trotz des langen Hauptrahmens. Auf Tour gefielen die kompakte Sitzposition und der antriebsneutrale Hinterbau.
FAZIT: Der Underdog überzeugte auf ganzer Linie. Das Claymore ist eines der ganz wenigen Enduros, die in der Abfahrt und im Uphill überzeugen
STÄRKEN
> Hinterbau
> Geometrie
> Einsatzbereich
SCHWÄCHEN
> Verfügbarbare Komplettbikes
> Gabel