FREERIDE DauertestRocky Mountain Altitude Powerplay C70 – der Abschlussbericht

Laurin Lehner

 · 28.09.2023

In Action: Solche Trails sind fast zu zahm für das abfahrtsstarke Altitude Powerplay.
Foto: Max Fuchs / Mediengruppe Klambt
Das Rocky Mountain Altitude sorgte bei vergangenen Tests für viele Aha-Effekte: weil handlich, schnell, verspielt. FREERIDE-Redakteur Laurin Lehner wählte das E-Pendant als Dauertest-Bike – und tat sich damit schwer.

Warum haben manche Dinge einen so hohen Haben-wollen-Faktor, obwohl sie für einen selbst wenig praktisch sind oder gerade dann? Beispiele: Eine Uhr, die bis 100 Meter wasserdicht ist, obwohl man kein Expeditionstaucher ist. Oder ein Landrover Defender, wenn man in der Innenstadt wohnt. Oder ein schwerer E-Freerider, wenn man gerne mit leichten Bikes auf zahmen Trails jibbt. Das Bio-Enduro Altitude hatte mich begeistert, und so reizte mich die E-Variante. Ich bekam ein Rocky Mountain Altitude Powerplay C70 als Dauertest-Bike.

Kontrollzentrum: Das Tacho liefert alle Daten, die der Fahrer braucht. Vier Modi stehen zur Auswahl. Alles individuell anpassbar.Foto: Laurin Lehner / Mediengruppe KlambtKontrollzentrum: Das Tacho liefert alle Daten, die der Fahrer braucht. Vier Modi stehen zur Auswahl. Alles individuell anpassbar.
Bewertung
Super: Auf Shimanos XT Bremsen war während der gesamten Einsatzzeit Verlass. Kaufempfehlung!Foto: Laurin Lehner / Mediengruppe KlambtSuper: Auf Shimanos XT Bremsen war während der gesamten Einsatzzeit Verlass. Kaufempfehlung!

Das Altitude Powerplay ist ein klassischer E-Freerider: viel Federweg, viel Akku, viel Power! Die Ausstattung des C70-Modells ist solide, aber für den Preis nichts Besonderes. Positiv fallen die standhaften XT-Bremsen von Shimano auf. Im Tretlager sorgt der hauseigene Motor von Rocky für kräftigen Vortrieb. Der herausnehmbare 720-Wh-Akku erzeugt eine große Reichweite. Top! Weniger gefallen hat mir die eher unsensible Motoransteuerung und das raue Tretgefühl.

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Flipchip: Die Kettenstreben lassen sich per Flipchip auf kurze 436 Millimeter verkürzen. Eine Manual-Maschine ist das Altitude trotzdem nicht. Die Schaltung muss danach neu eingestellt werden.Foto: Laurin Lehner / Mediengruppe KlambtFlipchip: Die Kettenstreben lassen sich per Flipchip auf kurze 436 Millimeter verkürzen. Eine Manual-Maschine ist das Altitude trotzdem nicht. Die Schaltung muss danach neu eingestellt werden.

Neben Trail-Touren in den Voralpen und auf Trails im Schwarzwald habe ich den E-Freerider als ganzjähriges Pendlerrad für die Arbeit zweckentfremdet. Das heißt: 30 Kilometer am Tag bei Schnee, Matsch und Regen. So sammelte ich im Einsatzjahr insgesamt über 5500 Kilometer. Ohne Defekt kam ich nicht davon.

Im Mai drang Feuchtigkeit ins Display, dann streikte der Motor: Steuergerät kaputt. Rocky tauschte die Teile im Rahmen der 3-Jahres-Garantie kostenlos aus. Auch die Vario-Stütze Race Face Aeffect zickte ab und an, ließ sich aber mit etwas Öl wieder in Gang bringen.

Trotz des nominell langen Reachs bin ich (1,78 Meter) mit der Rahmengröße (L) gut zurechtgekommen. Das Altitude Powerplay positioniert den Fahrer tief im Bike. Die Geo lässt sich dank der Ride-Four-Geometrieverstellung leicht verändern. So oder so bleibt es flach und abfahrtsorientiert.

Dicke Kiste: Der hauseigene Motor Dyname 4.0 Mountain Bike Drive gehört zu den stärksten auf dem Markt. Allerdings sorgt die Umlenkrolle für ein raues Kurbelgefühl und Geräusche. Der dicken 720-Wh-Akku ermöglicht eine hohe Reichweite.Foto: Laurin Lehner / Mediengruppe KlambtDicke Kiste: Der hauseigene Motor Dyname 4.0 Mountain Bike Drive gehört zu den stärksten auf dem Markt. Allerdings sorgt die Umlenkrolle für ein raues Kurbelgefühl und Geräusche. Der dicken 720-Wh-Akku ermöglicht eine hohe Reichweite.Dicke Pneus: Rocky verbaut die Maxxis Assegai 2.5 WT 3C MaxxGrip DD vorne und die Maxxis Minion DHR II 2.4 WT 3C MaxxTerra DD hinten.Foto: Laurin Lehner / Mediengruppe KlambtDicke Pneus: Rocky verbaut die Maxxis Assegai 2.5 WT 3C MaxxGrip DD vorne und die Maxxis Minion DHR II 2.4 WT 3C MaxxTerra DD hinten.

Das schwere Altitude Powerplay fühlt sich erst in rauem, steilem Gelände wohl – dann, wenn es schnell und ruppig wird. Hier bietet es maximale Traktion und damit Sicherheit. So animiert es den Fahrer, das Gas stehen zu lassen. So lange das Tempo stimmt, lässt sich das Rocky wendig über den Trail steuern.

Auf zahmeren Trails wirkt es dagegen unbeholfen, steuert sich träge und lässt sich nur mit viel Körpereinsatz im Bunny-Hop über Hindernisse bugsieren. Der Umbau auf Mullet hat dem Rad gutgetan. Trotz der sehr kurzen Kettenstreben (einstellbar 436/439 mm) ist das Rocky keine Manual-Maschine.

So richtig warm wurde ich deshalb mit dem Rocky nicht. Aber das kann ich dem Bike nicht vorwerfen. E-Freerider steht drauf, und E-Freerider ist drin. Für meinen Einsatzzweck passt es nicht. Sorry, Altitude Powerplay. Kein Match!

Die Race Face Aeffect R Dropper besitzt im L-Rahmen 175-Millimeter-Hub. Ihr machte der Schlammbeschuss zu schaffen, sie ließ sich aber immer wieder in Gang bringen.Foto: Laurin Lehner / Mediengruppe KlambtDie Race Face Aeffect R Dropper besitzt im L-Rahmen 175-Millimeter-Hub. Ihr machte der Schlammbeschuss zu schaffen, sie ließ sich aber immer wieder in Gang bringen.

Fazit: Das Rocky Mountain Altitude Powerplay im Dauertest

Das Rocky Mountain Altitude Powerplay ist der ideale Park-Freerider. Grob, steil, schnell – hier fühlt es sich pudelwohl. Wer wie ich gerne mit seinem E-MTB auf zahmeren Trails springt, hopst und auf dem Hinterrad fährt, hat mit anderen Bikes deutlich mehr Spaß. - Laurin Lehner, FREERIDE-Redakteur
Tester Laurin Lehner (Körpergröße: 1,78 Meter, Körpergewicht: 73 Kilo) findet, dass die Definition eines Freeriders bei E-MTBs nicht am Federweg festgemacht werden sollte, sondern über die Fähigkeit, mit dem Bike spielen zu können. Light-E-MTBs schaffen das trotz weniger Federweg oft besser, meint er.Foto: Dimitri Lehner / Mediengruppe KlambtTester Laurin Lehner (Körpergröße: 1,78 Meter, Körpergewicht: 73 Kilo) findet, dass die Definition eines Freeriders bei E-MTBs nicht am Federweg festgemacht werden sollte, sondern über die Fähigkeit, mit dem Bike spielen zu können. Light-E-MTBs schaffen das trotz weniger Federweg oft besser, meint er.

Fakten: Rocky Mountain Altitude Powerplay C70

  • Federweg: 170 mm / 160 mm
  • Gabel: Fox 38 Float EVOL GRIP Performance Series 170 mm | 44 mm Offset
  • Dämpfer: Fox Float X2 Performance
  • Bremsen: Shimano XT Trail 4 Piston
  • Antriebssystem: Dyname 4.0 Mountain Bike Drive | 250 w Nominal Power | 108 Nm | Rocky Mountain Micro Remote |
  • Batterie: 720 Wh Removable Integrated Li-Ion | 100 % Charged in 3:55 (4 A) / 7:35 (2 A) | 80 % Charged in 2:55 (4 A) / 6:05 (2 A)
  • Rahmengröße: Large
  • Reach / Stack: 475 mm / 638 mm
  • Gewicht: 24,1 Kilo (ohne Pedale)
  • Preis: 9100 €

Plus

  • Fahrwerk
  • Abfahrts-Geo
  • XT-Bremsen

Minus

  • Spitzer Einsatzbereich
  • Gewicht
  • Preis/Leistung
  • Defekt Steuergerät

Die “trailigere” Alternative - zu dem Modell hätte der Autor lieber gegriffen: Rocky Mountain Instinct Powerplay

Der kleine Bruder: Rocky Mountain Instinct Powerplay. Mit 150 /140 Millimeter Hub besitzt das Bike mehr Trail-Gene. In EMTB 4/23 holte es sich den EMTB-Tipp.Der kleine Bruder: Rocky Mountain Instinct Powerplay. Mit 150 /140 Millimeter Hub besitzt das Bike mehr Trail-Gene. In EMTB 4/23 holte es sich den EMTB-Tipp.

Die Fakten zum Rocky Mountain Instinct Powerplay C70

  • Motor: Rocky Mountain Dyname 4.0, 108 Nm max. Drehmoment
  • Akku: 726 Wh (entnehmbar)
  • Optional: Range-Extender mit 314 Wh
  • Rahmenmaterial: Carbon
  • Federweg: 150 / 140 mm (v./h.)
  • Laufradgröße: 29 Zoll
  • Rahmengrößen: S, M, L, XL
  • Preis: 9900 Euro >> hier erhältlich
  • Gewicht: 23,01 kg (Testbike in Größe L, EMTB-Messung)

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