Peter Nilges
· 11.05.2025
Die kleine, in Andorra beheimatete Marke Forestal werden wohl die wenigsten auf dem Schirm haben, vor allem in Bezug auf Mountainbikes ohne E-Antrieb. Zusammen mit dem Marathonbike Cygnus ist das Siryon Diode Forestals Erstauskopplung ohne Motor. Dabei lehnt sich der Eingelenker mit Bananenschwinge optisch sehr nah am bestehenden Light-E-MTB Siryon Neon an. Dieses Bike erregte bereits in E-MTB Aufsehen und glänzte mit seinem potenten Fahrwerk. Wir waren also gespannt, wie sich das neue Enduro Siryon in diesem Vergleich schlagen würde.
Bereits optisch sticht das Siryon aus der Masse dieses Testfelds heraus und setzt auf ein vergleichsweise simples Hinterbaukonzept. Kein Highpivot mit Umlenkrolle, kein Floating Pivot mit einem von beiden Seiten angelenkten Dämpfer, ja nicht einmal ein Viergelenker. Das Siryon kommt als abgestützter Eingelenker und verfügt über eine massive Bananenschwinge, die das Hinterrad auf einer Kreisbahn führt. Für eine höhere Steifigkeit und eine optimierte Kinematik ist die Schwinge über eine zusätzliche Wippe mit dem Hauptrahmen verbunden. Unser Steifigkeitsprüfstand bestätigt dem Siryon eine gute Steifigkeit am Hauptrahmen und einen angenehmen Flex am Hinterbau. Eine, wie wir finden, perfekte Symbiose aus Präzision und Spurtreue an der Front und einem fehlerverzeihenden, traktionsstarken Heck. Auch die Hinterbau-Performance des Enduros aus Andorra trifft ins Schwarze.
Das Siryon besitzt den im Vergleich besten Hinterbau. Das Fahrwerk arbeitet feinfühlig, steht dennoch gut im Hub, verdaut auch grobe Schläge und bietet dem Fahrer genügend Gegendruck. Ebenfalls überraschend gut: die Traktion des Eingelenkers beim Anbremsen. Zu dem klasse Fahrwerk und der perfekten Steifigkeitsverteilung kommt eine ausgewogene Geometrie hinzu, die viel Sicherheit vermittelt und den Fahrer schön zwischen den Rädern integriert. Was will man mehr? Lediglich die langen Kettenstreben verhindern, dass das Enduro leicht aufs Hinterrad geht, machen es dafür aber Vollgas-fest.
Während die auffallend gripstarken Schwalbe-Radial-Reifen bergab für eine top Traktion sorgen, rollen sie bergauf eher zäh. Mit 76,5 Grad liegt der Sitzwinkel im Vergleich bereits auf der flachen Seite und erfordert zusammen mit der hohen Front und dem etwas eigentümlich gebogenen Lenker eine aktive Gewichtsverlagerung, wenn es wirklich steil zur Sache geht. Die Crankbrothers-Laufräder sind die schwersten in diesem Vergleich, was etwas zulasten des Antritts geht. Mit 450 Millimetern fällt das Sitzrohr relativ lang aus. Auch die Überstandshöhe könnte besser sein und lässt wenig Bewegungsfreiheit.
Forestals Erstlingswerk verkörpert den maximalen Enduro-Spirit und setzt sich mit seinem außergewöhnlich guten Fahrwerk und ausgewogenem Handling mit knappem Vorsprung gegen die Konkurrenz durch. Testsieg! - Max Fuchs, BIKE-Testredakteur