Mit dem Uproc 6 läutete Flyer 2020 eine neue Ära ein: Integrierter Akku, sportliche Geometrie und echte Nehmerqualitäten sollten das massive E-Enduro für eine neue, sportliche Zielgruppe attraktiv machen. Nun steht der Nachfolger mit einem ganz neuen Rahmen und Boschs Smart System in den Startlöchern.
Wie das Uproc 6 ist das neue Uproc Evo:X als Flaggschiff der Flyer-Palette auf hohe Geschwindigkeiten und extremes Gelände ausgelegt, dank eines Kniffes in der Konstruktion soll sich das Bike trotzdem noch handlich fahren. Ehrensache bei Flyer: Obwohl das Bike voll auf Trail-Performance ausgelegt ist, bleibt der Akku nach wie vor entnehmbar.
Das bisherige Flyer-Enduro Uproc 6 kam noch mit dem „alten“ Bosch-System und 625er Akku. Um das neue Smart System mit 750er Batterie in das Bike zu integrieren, hat Flyer den Rahmen komplett neu entwickelt und auch die Batterie-Entnahme überarbeitet. Ein Anspruch ist aber gleich geblieben: Das Flyer soll ein betont steifes Bike für maximale Lenkpräzision sein, jetzt ist aber auch die Rede vom richtigen Flex an den richtigen Stellen für einen guten Fahrkomfort. Der Vorgänger galt immer als sehr steif und wenig komfortabel, das dürfte beim neuen Bike also etwas besser sein.
Den Laufradmix mit 29 Zoll vorne und 27,5 Zoll hinten übernimmt das Evo:X vom Vorgänger, ebenso wie die 170 Millimeter Federweg an der Front. Der progressive Viergelenk-Hinterbau stellt jetzt sogar 165 Millimeter Hub bereit und soll speziell für das Evo:X auch nochmal überarbeitet worden sein. Der Akku wird beim Flyer Uproc Evo:X jetzt übrigens nach unten entnommen, statt zur Seite wie beim Vorgängerbike. Das bringt mehr Potential für Leichtbau und verschafft den Konstrukteuren mehr Freiheiten bei der Geometrie. Zu diesem Zweck wurde auch der Motor leicht gedreht verbaut, das spart ebenfalls Platz im Vergleich zur konventionellen Motor-Ausrichtung.
Bei der Geometrie gibt sich Flyer entsprechend modern und nutzt die Vorteile des gedrehten Motors und der neuen Akku-Entnahme gut aus. Vor allem der Hinterbau fällt für ein Bosch-Bike mit viel Federweg mit 445 Millimetern sehr kurz aus. Der Reach ist mit 480 Millimetern in Größe L modern und lang, der moderate Stack sollte auch bergab viel Druck auf die Front bringen und das Flyer gut durch Kurven zischen lassen. Der Lenkwinkel von 64,5 Grad und ein Flip-Chip für die Feinanpassung der Geometrie sind state-of-the Art. So kann man die Winkel am Flyer bei Bedarf auch um ein halbes Grad abflachen.
Aber auch an Tourenfahrer hat Flyer beim Evo:X gedacht. Der Sitzwinkel fällt deswegen mit maximal 76,9 Grad in der steilsten Einstellung nicht zu extrem aus. In Kombination mit dem langen Reach und der moderaten Fronthöhe sollte das auch auf flacheren Passagen noch für eine angenehme Sitzposition ohne zu viel Druck auf den Händen führen.
Das Uproc Evo:X wird es in vier Ausstattungsvarianten zwischen 7399 und 12499 Euro geben. Immerhin kommt schon das günstigste Modell 4.10 mit trailfähiger Ausstattung und Vollcarbonrahmen. Mit der verbauten Domain-Gabel haben wir gute Erfahrungen gemacht, ebenso mit Shimanos MT520 Vierkolben-Bremse. Beim Deluxe-Dämpfer ohne Ausgleichsbehälter, dem kleineren 625er Akku und bei der Elffach-Deore wird aber trotz des Preises etwas Sparzwang sichtbar.
In der Mitte liegen Uproc Evo:X 6:10 und 8:70 für 8199 und 8999 Euro. Beide kommen mit Fox-38-Gabel und 750er Akku. Das 8:70 bekommt aber die bessere Performance-Variante der Gabel, während das 6:10 mit der günstigeren Rhythm auskommen muss. Die Zwölffach-Deore und die MT520-Bremse beim 6:10 trumpft das 8:10 mit XT-Komponenten, auch der Downhill-Dämpfer Float X2 ist nochmal ein Upgrade gegenüber dem kleineren Float X.
Das Topmodell 9:50 bringt dann Fox-Factory-Federelemente, eine kabellose X01-Schaltung von Sram und XTR-Bremsen an den Start. Allerdings: Auch hier ist auf der Seite der Ausstattung noch etwas Luft. Die Deemax-S-Laufräder von Mavic aus Aluminium kann man noch als bewusste Entscheidung gegen Carbon-Laufräder werten, bei einem Bike dieser Preisklasse dürfte dann aber schon Srams neue Transmission verbaut sein. Schick: Alle Bikes kommen mit Boschs sportlicher Kombination aus Mini-Remote und System-Controller, die Downhill-Reifen Aquila von Onza hinterließen bei uns auch einen guten ersten Eindruck.