Das One77 ist ein vertrautes Modell im Line-up der Waldershofer und gleichzeitig das langhubigste Fully in der weitgefächerten Stereo-Palette. Mit 3799 Euro ist das Race das teuerste von zwei Alumodellen. Los geht es bereits bei 3199 Euro für das Pro-Modell mit einem Fox-Performance-Fahrwerk. Wer ein üppigeres Budget zur Verfügung hat und auch bei einem Enduro das Gewicht im Auge behält, erhält ab 4399 Euro die günstigste Carbon-Variante des One77 mit leichtem C:68-Rahmen.
Doch auch die Aluvariante schlägt sich in diesem Testfeld sehr ordentlich und bringt nur 15,5 Kilo ohne Pedale auf die Waage. Der Blick auf die Ausstattung verrät, warum: Neben den leichten Newmen-Laufrädern fällt auch die übrige Ausstattung am wertigsten aus. Eine Shimano-XT-Schaltung und XT-Bremsen findet man sonst an keinem Enduro im Vergleich. Zudem spezifiziert Cube das teuerste Fahrwerk von Rockshox. Lediglich die sehr dünnen, wenig dämpfenden SDG-Griffe fallen negativ in der Ausstattungsliste auf. Um maximale Flexibilität zu gewährleisten, verfügt das One77 zudem über je zwei Befestigungspunkte für den Dämpfer. Das hat Einfluss auf die Progression: So kann das Cube wahlweise auch mit einem linearen Stahlfederdämpfer gefahren werden.
Im Praxistest im Bikepark Geisskopf wird schnell klar: Das Cube zählt zu den handlichsten Enduros im Test und ist auf Spieltrieb gepolt. Sprünge, Geländewellen, Abziehen und enge Kehren, alles kein Problem. Der gemäßigte Lenkwinkel von 64 Grad, die kurzen Kettenstreben und der damit eher kompakte Radstand steigern die Manövrierbarkeit. Auch das vergleichsweise niedrige Gewicht erhöht die Agilität. Mit einem Reach von nur 461 Millimetern in Größe L liegt das Stereo auf der kurzen Seite. Im direkten Vergleich fällt auf, dass zudem das Steuerrohr recht kurz und damit die Cockpithöhe niedrig liegt. Das sorgt zwar einerseits für viel Druck auf dem Vorderrad und eine sportliche Kletterposition, andererseits fehlen in steilen Downhills Souveränität und Laufruhe. Das Stereo One77 kommt damit früher ans Limit als die Konkurrenz und bietet weniger Reserven in schnellen oder steilen Passagen. Im Uphill dagegen zählt das Cube zu den stärksten Enduros im Test.
Was die Fahrwerksgüte angeht, zieht Cube selbst in dieser Preisklasse alle Register. Vorne wie hinten ebnet ein Rockshox-Ultimate-Federelement den Trail. Dennoch kann das Fahrwerk nicht mit den besten Bikes im Vergleich mithalten. Es findet zwar viel Federbewegung statt, das One77 verspringt in ruppigen Passagen jedoch häufig und liegt selbst bei unterschiedlichen Set-ups nicht wirklich satt. Auch die ansonsten überzeugende Zeb Ultimate geizt mit Komfort und gibt viel Rückmeldung an den Fahrer weiter, was durch die sehr dünnen Griffe noch verstärkt wird. Für beste Kontrolle sorgen die XT-Bremsen und die Maxxgrip-Gummischung am Vorderrad. Zudem verbaut Cube eine Kettenführung mit Bashguard für sorgenfreien Enduro-Genuss. Ein Staufach oder eine Befestigungsmöglichkeit für einen Ersatzschlauch gibt es nicht.
Das Cube Stereo One77 vereint eine sehr gute Ausstattung mit geringem Gewicht. Beim Fahrwerk bleibt jedoch noch Luft nach oben, sodass das Cube bergab Potenzial auf der Strecke liegen lässt.