Enduro-EinzeltestIbis HD6

Max Fuchs

 · 26.01.2024

Ibis HD6: 15,3 kg / 180/165 mm / 29/27,5" / 8548 Euro / Carbon
Foto: Max Fuchs
Ibis HD6: 15,3 kg / 180/165 mm / 29/27,5" / 8548 Euro / Carbon
Mit dem Ibis HD6 übernimmt endlich wieder ein waschechtes Enduro den Platz des federwegsstärksten Bikes in der Modellpalette der Kalifornier. Wir haben die Mixtur aus 180 Millimetern Federweg an der Gabel, Mullet-Bereifung und dem DW-Link-Hinterbau im BIKE-Einzeltest auf die Probe gestellt.

Das amerikanische Label Ibis hat bereits über 40 Jahre Firmengeschichte auf dem Kerbholz. Auf den europäischen Trails rollen einem die besonderen Bikes aus Kalifornien aber trotzdem nur selten über den Weg. Das könnte sich aber bald ändern – zumindest in den Kreisen von Enduristen. Im Juni 2023 hat Ibis mit dem HD6 seinen Nachfolger für das Enduro Mojo HD5 eingeführt. Gut so. Das Mojo aus dem Jahr 2019 hatte nämlich bereits so viel Staub angesetzt, dass Abfahrtshungrige inzwischen lieber zum moderneren All Mountain Ripmo griffen.

Kein leichtes Unterfangen: Das Ibis HD6 musste seine Fähigkeiten auf den zerklüfteten Gardasee-Trails unter Beweis stellen.Foto: Max FuchsKein leichtes Unterfangen: Das Ibis HD6 musste seine Fähigkeiten auf den zerklüfteten Gardasee-Trails unter Beweis stellen.

Nach diesem ungewöhnlich langen Produktzyklus eint das HD6 und seinen Vorgänger kaum mehr als das Ibis-Logo auf dem Steuerrohr. Darüber hinaus haben die Entwickler alle Hebel in Bewegung gesetzt, um den Neuling auf alle Anforderungen an ein modernes Enduro anzupassen. So wächst der Federweg an der Gabel von 170 auf 180 Millimeter. Heckseitig bohren die Ingenieure den Federweg von 158 auf 165 Millimeter auf. Die 27,5-Zoll-Laufräder weichen zudem einem Laufradgrößen-Mix mit 29er am Vorderrad und 27,5 Zoll am Hinterrad. Aber auch die Ibis-typische Formensprache mit zweigeteiltem Hauptrahmen und geschwungenem Oberrohr werfen die Kalifornier über Bord. Stattdessen prägen das Design nun gerade Linien und scharfe Kanten. Einziges Überbleibsel aus dem traditionellen Genpool von Ibis: Das Hinterbausystem mit DW-Link-Anlenkung, welches das geschlossene hintere Rahmendreieck mit zwei Wippen an den Hauptrahmen koppelt.

Meistgelesene Artikel

1

2

3

Das Ibis HD6 im Praxis-Test

Damit wären wir auch schon bei der größten Stärke des Ibis HD6 angekommen: Das Ansprechverhalten des Hinterbaus hinterließ bei allen Testfahrern einen erstklassigen Eindruck. Egal, ob bergauf oder bergab – das Heck generiert in jeder Lebenslage hervorragende Traktion und überzeugt mit überragendem Schluckvermögen und Komfort. Selbst fieseste Felspassagen löst das Fahrwerk förmlich in Luft auf. Das ermöglicht rasante Geschwindigkeiten und verleiht viel Sicherheit. Für etwas mehr Gegenhalt raten wir Piloten mit aktivem Fahrstil beim Setup allerdings zu etwas weniger SAG (25 Prozent) und mehr Druckstufen-Dämpfung als gewohnt. Ansonsten verpufft zu viel Körpereinsatz im plüschigen Fahrwerk.

Liebe im Detail: Dank dem Mini-Schutzblech sammelt sich kein Dreck in der unteren Hebelage des Hinterbaus.
Foto: Max Fuchs

Lob ernten auch die 35 Millimeter breiten Alu-Felgen, auf denen die Maxxis-Reifen sehr voluminös ausfallen. Das garantiert auch bei niedrigeren Luftdrücken Stabilität, Präzision und beste Traktion. Die Fahrposition fällt für unseren Geschmack etwas zu sportlich aus. Durch das auffällig kurze Steuerrohr und den kurzen Gabelschaft baut die Front trotz der langen 180er-Gabel sehr niedrig. Mit dem Ergebnis: Im steilen Gelände zwingt einen die frontlastige Fahrposition, den Körperschwerpunkt früh in Richtung Hinterrad zu verschieben. Das entzieht dem Fahrer die Kontrolle am Vorderrad und erschwert das Handling. Ein Lenker mit mehr Rise würde hier Abhilfe schaffen.

Bergauf platziert einen die Kombination aus langem Reach, moderatem Sitzwinkel und etwas längerem Vorbau ebenfalls sportlich im Bike. Wer ungern gedrungen sitzt, bekommt bei Ibis für längere Touren ein Enduro mit angemessener Sitzlänge. Auch das anständige Gesamtgewicht (15,25 Kilo) ermutigt zu Einsätzen abseits liftbetriebener Bikepark-Strecken oder Shuttle-Touren. Einziges Manko: Der Hinterbau wippt im Wiegetritt spürbar. Auch das Aktivieren der Plattform-Funktion zeigt kaum Wirkung. Schrauber freuen sich zudem über die hervorragende Service-Freundlichkeit. Die einlaminierten Zugführungen im Rahmeninneren, das geschraubte Tretlager sowie eingelegte Steuersatzlager erleichtern Wartungsarbeiten.

Fazit von Max Fuchs, BIKE-Testredakteur

Max Fuchs, BIKE-TestredakteurFoto: Dan GriffithsMax Fuchs, BIKE-Testredakteur
Das Ibis HD6 ist der perfekte Spielkamerad für versierte Enduristen. Das hervorragende Fahrwerk und der sportliche Charakter locken den Fahrer bergauf wie bergab aus seiner Komfortzone.

Bewertung, Test-Daten und die Ausstattung des Ibis HD6 im Überblick

Die Ausstattung des Ibis HD6.
Foto: Mediengruppe Klambt (Grafik)

Meistgelesen in der Rubrik Fahrräder