Es gibt Bikes, die stehen auf der Haben-will-Liste einfach ganz oben: ein Yeti SB6C zum Beispiel, wegen des Kult-Images gepaart mit einem exzellenten Fahrwerk. Oder das Top-Modell von Scotts neuem Ransom, weil es trotz potentem 170er-Federweg super leicht bleibt. Das Snabb von NS Bikes spielte bisher auf meiner Wunschliste keine Rolle. Entsprechend nüchtern fiel meine Reaktion aus, als ich das schwarze Carbon-Enduro vom scheidenden BIKE-Mechaniker Dan als Dauertest-Bike übernehmen sollte.
Doch gleich die erste Ausfahrt hob die Mundwinkel. Das Snabb ist bergab eine echte Vollgas-Maschine. Noch überraschender: Dank sehr stabilem und antriebsneutralem Hinterbau lässt es sich auch effizient bergauf kurbeln – wenn auch das hohe Laufradgewicht den Drang nach Bestzeiten zügelt. Für meine Zwecke entpuppte sich das Bike mit seinen 160 Millimetern als echtes Allzweckgerät. Auf anspruchsvollen Trail-Touren im Wetterstein und im Karwendel gab es bergab die nötige Sicherheit, und bergauf kletterte es brav. Richtig aufblühen kann das 27,5er-Enduro in schnellem, ruppigem Geläuf. Von Finale Ligure, über den Vinschgau bis hin zu den schnellen Trails im portugiesischen Sintra hat das Bike auf Enduro-Ausflügen kräftig einstecken müssen – und dabei geglänzt.
Nachdem das Snabb über eine Saison von einem Enduro-Highlight zum nächsten gescheucht wurde, zeigte es sich von den Belastungen unbeeindruckt. Insbesondere die robusten Laufräder trotzten jedem Steinfeld. Hut ab! Für Ärger sorgten eher Kleinigkeiten: Nach kurzer Zeit zeigten einige Schrauben an Bremshebeln und -zangen etwas Rost. Wenig später legte ein gebrochener Distanzring aus Plastik den Steuersatz lahm, dann verweigerte ein Bremshebel den geschmeidigen Lauf. Gegen Ende des Testzeitraums sackte die Reverb-Sattelstütze um ca. einen Zentimeter ab – ein bekanntes Problem, das nur durch einen Service bei Sram zu beheben ist. Schade, denn ansonsten überzeugt die Reverb mit top Funktion.
Starkes Enduro-Bike, das für wilde Trails gewappnet ist – auch in puncto Haltbarkeit. Nerven kosteten eher kleine Probleme mit den Anbauteilen.
Funktionalität 5 von 6 Punkten
Haltbarkeit 5 von 6 Punkten
• 710 km – Steuersatz: Lahmgelegt
Ein Distanzring aus Plastik war gebrochen und behinderte den runden Lauf des FSA-Steuersatzes. Ein Austausch schaffte Abhilfe.
• 900 km – Bremshebel läuft zäh:
Es begann mit einem rauen, knarzigen Gefühl beim Bremsen und entwickelte sich zu einem zäh laufenden Bremshebel. Teilweise blieb der Hebel von Srams Guide komplett in angezogener Position hängen. Ein Spaßkiller.
• 1700 km – Absinken der Reverb-Sattelstütze:
Leider ein altbekanntes Problem: Die Reverb-Teleskopstütze sackte unter Belastung rund einen Zentimeter ein. Nur ein Service bei Rockshox löst das Problem: einschicken, warten, ärgern! Schade, denn ansonsten überzeugt die Reverb mit super Funktion.
Material Carbon
Preis / Gewicht 4999 Euro / 13,6 kg o. Ped.
Federweg (vo. / hi.) 160 mm / 165 mm
Laufradgröße 27,5 Zoll
Gabel Rockshox Pike RC
Dämpfer Rockshox Deluxe RT3
Alter / Größe / Gewicht 34 Jahre / 1,93 m / 85 kg
Fahrerprofil Trails, Trails, Trails, von flowig bis ruppig und anspruchsvoll. Ab und zu auch mit Lift- oder Shuttle.
Lieblingsreviere Finale Ligure, Toskana, bayerische Voralpen
Diesen Artikel finden Sie in BIKE 11/2018. Die gesamte Digital-Ausgabe können Sie in der BIKE-App (iTunes und Google Play) lesen oder die Print-Ausgabe im DK-Shop nachbestellen – solange der Vorrat reicht: