Adrian Kaether
· 11.07.2024
Das fieseste Gelände, bergauf wie bergab. E-Enduros sind gebaut für üble Rumpel-Trails und große Sprünge. Dank dem E-Racing spielt bei der traditionell abfahrtslastigen Kategorie aber auch der Uphill eine immer größere Rolle. So werden E-Enduros immer mehr zu Alleskönnern und laufen hier den All Mountains immer mehr den Rang ab. Was auf der Strecke bleibt, ist der Komfort und ein unkompliziertes Handling, Performance-Fans dürfte das aber herzlich wurscht sein. Und so ist es kein Wunder, dass sich in der Leserwahl am Ende zwei besonders rennsportorientierte und kompromisslose Kandidaten durchsetzen. Am Ende siegt das supersteife und leichte Orbea Wild hauchdünn vor dem neuen Strive:On von Canyon. Rang drei geht mit dem Ekano 2 an einen modernen Freerider.
Kompromisslos auf Abfahrtsstärke ausgelegt, das ist die Marschroute bei Orbeas neuem Wild. Das Konzept hat entsprechend radikale Ansätze. Allen voran der fest verbaute Akku könnte bei E-Mountainbikern für Gegenwind sorgen. Doch das Ergebnis kann sich sehen lassen: Mit weniger als 22 Kilo ist das Topmodell des Wild für ein Bosch-Bike (750 Wh) dieses Kalibers extrem leicht. Und das mit 160 mm Federweg, 29er-Laufrädern, und robuster Enduro-Ausstattung. Wer es noch leichter will, kann einen 625er-Akku ordern – und so nochmal 800 Gramm sparen. Im Gelände überzeugen Geometrie und Fahrwerk mit erstklassiger Funktion, auch das geringe Gewicht macht sich im Test positiv bemerkbar. Die leichten Carbon-Modelle kosten zwischen 7299 und 11999 Euro, mit Alu-Rahmen geht´s bei 5699 Euro los.
Das neue Orbea Wild ist ein Charakterkopf. Der fehlende Wechselakku verprellt praktisch Veranlagte und so manchen Tourenfahrer, das schwere Bosch-System begrenzt die Gewichts- und Handling-Ambitionen in der Theorie. Vor diesem Hintergrund zeigt sich das Wild aber als erstaunlich leichtes und durchdachtes E-Enduro, dem ein eindrucksvoller Spagat aus direktem, leichtfüßigem Fahrverhalten und massiven Nehmerqualitäten bergab gelingt. - Adrian Kaether, Redakteur Test und Technik bei BIKE und EMTB
Das Strive:On CFR ist das erste E-MTB von Canyon, das mit Boschs Performance CX an den Start geht. Das Enduro mit 170/165 mm Federweg und Mullet-Laufrädern wurde für lange und anspruchsvolle Abfahrten entwickelt. Doch das Strive:On kann mit seiner modernen Geometrie, dem traktionsstarken Heck und dem starken Motor auch in richtig anspruchsvollen Anstiegen punkten. Kein Wunder, denn die Entwickler hatten auch den Race-Einsatz im Enduro-Worldcup im Lastenheft. Das Carbon-Chassis fällt extrem lang aus, das gibt richtig viel Sicherheit. Das fluffige Fahrwerk kann ebenso auf anspruchsvollen Strecken richtig Punkte sammeln. Das Preis-Leistungsverhältnis ist – typisch Versender – richtig gut. Drei Modelle zwischen 5799 und 9699 Euro – jeweils wahlweise mit 625 oder 750 Wh.
Mit dem Strive:On CFR hat Canyon ein kompromissloses Race-Enduro auf die Beine gestellt. Massig Fahrsicherheit für Highspeed im anspruchsvollen Gelände ist bei diesem Paket inklusive! Auch bergauf macht diesem Bike so schnell keiner etwas vor. Für gemütliche Trail- und Tourenfahrten ist das extreme Bike allerdings weder besonders komfortabel, noch übermäßig handlich. - Florentin Vesenbeckh, Testleiter EMTB Magazin
Technisch gesehen ist das neue Ekano von Propain keine Sensation. Ein robuster Alu-Rahmen mit bekanntem Shimano-Motor und klassisch entnehmbarem, aber vergleichsweise kleinem 626er-Akku. Bemerkenswert ist hingegen die Integration des Pro10-Hinterbausystems, das die abfahrtslastigen Bikes des Versenders Propain seit Jahren auszeichnet. Aufgrund des Motors ist der Bauraum dafür eng und das Ekano 2 Al ist das erste E-Bike, bei dem die Kinematik dennoch implementiert ist. Wirklich besonders sind jedoch die Fahreigenschaften des Alu-Boliden vom Bodensee. Der Abfahrer mit 180/170 mm Federweg vermittelt im Test unfassbar viel Fahrsicherheit im schweren Gelände. Das tolle dabei: Für ein Bike dieser Hub-Klasse bleibt es richtig schön handlich und verspielt, sodass auch bei gemäßigter Fahrweise viel Fahrspaß aufkommt. Ein klasse Gravity-Allrounder. Die Preise starten im Konfigurator ab 4995 Euro. Die günstigste der drei sinnvoll vorkonfigurierten Basisvarianten kostet 5960, die teuerste 9000 Euro. Neben der Alu-Version gibt’s das Propain auch noch mit Carbon-Rahmen und Srams Eagle Powertrain Antrieb.
Der Begriff Freeride scheint wie gemacht für das Propain Ekano 2 AL. Egal welche Abfahrtshürde ansteht: Der Alu-Bolide gibt dem Fahrer richtig viel Sicherheit und Vertrauen. Fahrspaß steht dabei vor purem Speedrausch. Propain hat ein echtes Party-Boot mit integriertem Shuttle geschaffen - da kann (oder muss) man über den eher kleinen Akku hinwegsehen! - Florentin Vesenbeckh, EMTB Magazin