Florentin Vesenbeckh
· 18.09.2025
Mit 23,7 Kilo ist das Conway Xyron LT das leichteste Bike in unserem Enduro-Vergleich. Und das, obwohl Conway den reichweitenstarken Bosch Powertube 800 im Chassis unterbringt – und zwar leicht entnehmbar und mit Schloss gesichert. Das ist schon mal ein dickes Plus für lange Touren und für das Alltags-Handling. Auch der Ausstattung mit 38er Gabel und Gravity-Hinterreifen kann man keine Grammschummel-Vorwürfe machen. Bei der Konstruktion des schicken Vollcarbon-Rahmens scheinen die Entwickler also einiges richtig gemacht zu haben.
Welche Richtung schlägt das Xyron LT damit ein? Eine berechtigte Frage, denn unter E-Enduros mit sattem Federweg tummeln sich erfahrungsgemäß ganz unterschiedliche Bikes. Während es manche Hersteller auf extreme Downhills und sportliche Trail-Experten abgesehen haben, nehmen andere Bikes eher Normalo-Radler ins Visier, die sich von den dicken E-MTBs eher viel Komfort und ein Plus an Sicherheit versprechen. Soviel sei verraten: Auf das Xyron LT trifft weder das eine noch das andere Extrem so richtig zu. Das Bike gibt’s übrigens auch in einer Variante mit weniger Federweg. Den Test des Conway Xyron ST 10.0 gibt’s hier im Link.
Die Schaltung übernimmt eine 12-Gang Shimano Deore XT. Für die nötige Verzögerung sorgen hydraulische Scheibenbremsen von Tektro (Slate EVO HD-M807) mit großdimensionierten Bremsscheiben von 220 Millimetern vorne und 203 Millimetern hinten. Diese Kombination verspricht auch bei längeren Abfahrten eine zuverlässige Bremsleistung. Auch bei den Reifen geht Conway keine Kompromisse ein. Vorne beißt sich ein Schwalbe Magic Mary Trail Pro in Ultra Soft Mischung in den Boden, hinten buhlt der Albert Gravity Pro in Soft-Mischung um gute Traktion.
Bei Conway mehr und mehr gesetzt ist der Bosch Performance Line CX (hier im Test!). Nach dem letzten Software-Update auf 100 Nm und 750 W ist der beliebte Schwaben-Motor jetzt noch stärker und souveräner denn je. Auch der neue Modus E-MTB+ ist eine echte Bereicherung. In schwierigen Ansteigen spielt das System seine Stärken besonders aus.
Aber auch auf langen Forstwegetappen überzeugt der Bosch-Antrieb. Denn in Kombination mit dem Powertube 800 ist das Paket extrem reichweitenstark. In unseren Tests setzt diese Kombi regelmäßig die Bestmarke. Im Conway ist die Batterie klassisch entnehmbar verbaut - ein dickes Plus im Alltag oder auf Alpentouren.
Einen “Running Change” gab es beim Display. Die Bikes sollen ab sofort mit dem neuen Kiox 400C ausgeliefert werden. Ein deutliches Update zum Systemcontroller, der lediglich U-Stufe und Akkustand über farbige LEDs anzeigen kann.
Auch auf dem Trail hinterlässt das Xyron LT einen gelungenen Ersteindruck. Die Fahrposition ist besonders ausgewogen und der Druck verteilt sich angenehm auf Vorder- und Hinterrad. Das Handling fühlt sich für ein dickes E-Enduro schön direkt und spritzig an. Das animiert dazu, das Bike aktiv über den Trail zu bewegen und von einer Kurve in die nächste zu schanzen. Hier steckt Fahrspaß drin und das geringe Gewicht scheint sich auch aufs Handling positiv auszuwirken.
Ein echtes Enduro muss aber auch auf harten und schnellen Pisten überzeugen. Genau hier bekommt die Euphorie einen leichten Dämpfer. Prasseln die Schläge schneller auf das Fahrwerk ein, kommt der Hinterbau nicht mehr ganz mit – der ein oder andere Einschlag wird dann auch mal harsch durchgereicht. Die besten Bikes in unserem großen Vergleichstest Test bringen hier mehr Ruhe und Traktion in die Fahrt. Ein Mini-Downhiller mit Vollgas-Ambitionen ist das Xyron LT weniger.
Dafür muss man keine Angst vor langen Touren, flachen Passagen oder alpinen Abenteuer-Trails haben, denn hier lässt sich das Bike präzise und unkompliziert steuern. Reserven für lange Abfahrten und knifflige Stellen hat das Conway ohnehin genug. Das liegt auch an der stimmigen Ausstattung mit robusten Reifen, der soliden 38er Gabel, langer Teleskopstütze und den kräftigen Bremsen mit großen Scheiben. Angenehm: Im Gelände war das Conway das leiseste Bike im Vergleich.
Auch bergauf zeigt das Xyron Licht und Schatten. An steilen Rampen oder Stufen verlangt es einen gewissen Einsatz und eine bewusste Gewichtsverteilung, um die Spur zu halten. Dank Schwalbes Gravity-Pro-Reifen mit Radialkarkasse ist die Traktion gut, und mit dem spritzigen Schub des Bosch CX werden Schlüsselstellen ohnehin zur Spielwiese. Vorausgesetzt, der Pilot weiß sein Bike zu beherrschen. Ein stoischer Selbstläufer ist das Xyron an steilen Rampen nämlich nicht – trotz eher langem Hinterbau. In Summe hat uns das Bike aus der Oberpfalz eine Menge Spaß bereitet. Doch seine Stärken liegen eher im Allround-Einsatz auf spaßigen Trails und anspruchsvollen Touren in den Bergen, als im harten Enduro-Gerumpel.
Leicht, reichweitenstark und spaßig: Das Conway Xyron LT überzeugt mit gelungenem Handling. Im ernsten Downhill-Einsatz beschränkt die Heckfederung das Sicherheitsgefühl, nicht ideal für ein rassiges E-Enduro. Doch als Allrounder mit Gelände-Reserven macht das Conway einen richtig guten Job. - Florentin Vesenbeckh, BIKE-Redakteur