Centurion No Pogo R2000 im TestStark, ausdauernd, besonders - das etwas andere E-Enduro

Alu-Chassis und 170 Millimeter Federweg aus einem DVO-Fahrwerk. Ist der Allround-Klassiker No Pogo in seiner neuesten Ausbaustufe ein Gelände-Extremo?
Foto: Max Fuchs
In seiner neuesten Ausbaustufe kommt der Centurion-Klassiker No Pogo mit massig Federweg. Wird das E-Bike mit Bosch-Antrieb dadurch zum Gelände-Extremo - oder behält es seine Allround-Qualitäten? Wir haben das Centurion No Pogo R2000 mit Alu-Chassis und Spezial-Fahrwerk getestet.

Das No Pogo ist ein echter Klassiker. Ende der 90er war der Urahn mit quietschgelbem Y-Rahmen auf Testsiege abonniert und hat maßgeblich zum Erfolg vollgefederter Mountainbikes in Deutschland beigetragen. Mit der Zeit wurde der Federweg länger, das Reifenmaß größer und der Motor kam hinzu. Die aktuelle Ausbaustufe des No Pogo rollt deshalb als modernes E-Enduro mit 170 Millimetern Federweg und Mullet-Laufradmix zum Test. Mit Alu-Rahmen und großem Akku fällt das Gewicht recht üppig aus – für ein E-Enduro ist das jedoch nicht unüblich.

Alu-Chassis und 170 Millimeter Federweg aus einem DVO-Fahrwerk. Ist der Allround-Klassiker No Pogo in seiner neuesten Ausbaustufe ein Gelände-Extremo?Foto: Max FuchsAlu-Chassis und 170 Millimeter Federweg aus einem DVO-Fahrwerk. Ist der Allround-Klassiker No Pogo in seiner neuesten Ausbaustufe ein Gelände-Extremo?Als praktisches Feature gibt es eine Tool-Tasche auf dem Unterrohr. Hier finden Ersatzschlauch und Mini-Tool Schutz vor Schlammbeschuss.Foto: Max FuchsAls praktisches Feature gibt es eine Tool-Tasche auf dem Unterrohr. Hier finden Ersatzschlauch und Mini-Tool Schutz vor Schlammbeschuss.

Die Fakten zum Centurion No Pogo R2000

  • Motor: Bosch Performance Line CX, 85 Nm max. Drehmoment
  • Akku: 800 Wh (entnehmbar)
  • Rahmenmaterial: Aluminium
  • Federweg: 170/170 mm
  • Laufradgröße: 29/27,5 Zoll
  • Rahmengrößen: S, M, L, XL
  • Preis: 6199 Euro
  • Gewicht: 25,7 kg (Testbike in Größe L, BIKE-Messung)
  • Max. Systemgewicht: 150 kg
  • Garantie: 10 Jahre
Alltags-Extra: Centurion spendiert dem No Pogo integrierte Rücklichter. Praktisch im Straßenverkehr.Foto: Max FuchsAlltags-Extra: Centurion spendiert dem No Pogo integrierte Rücklichter. Praktisch im Straßenverkehr.

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Ein Frontlicht von Lezyne ist auch mit an Bord.Foto: Max FuchsEin Frontlicht von Lezyne ist auch mit an Bord.

Bosch Performance Line CX - der Antrieb

Ein absoluter Klassiker ist der Bosch Performance CX (hier im Test!). Nach dem letzten Software-Update auf 100 Nm und 750 W ist der beliebte Schwaben-Motor jetzt noch stärker geworden. Wer in schwierigen Ansteigen die Grenzen des Fahrbaren ausloten möchte, ist mit diesem Motor bestens beraten. Denn neben dem Power-Plus bringt das Software-Update auch den neuen Modus E-MTB+, der mit situativem Nachlauf und super Kontrolle glänzen kann.

Bosch Performance CX // 100 Nm max. Drehmoment // 750 W Spitzenleistung // bis 400 % UnterstützungFoto: Max FuchsBosch Performance CX // 100 Nm max. Drehmoment // 750 W Spitzenleistung // bis 400 % Unterstützung

Aber nicht nur Uphill-Trickser kommen mit dem Bosch CX gut zu Recht. Auch auf klassischen Touren ist er ein Ass. Denn in Kombination mit dem Powertube 800 ist die Reichweite richtig gut. In unseren standardisierten Tests zeigt diese Kombi regelmäßig die größten Reichweiten. Der Akku ist im No Pogo klassisch entnehmbar, kann also schnell und unkompliziert nach vorne aus dem Unterrohr geklappt werden.

Unter dem Cover steckt der große Powertube 800 von Bosch. Mit einem Schlüssel kann er einfach herausgeklappt werden.Foto: Max FuchsUnter dem Cover steckt der große Powertube 800 von Bosch. Mit einem Schlüssel kann er einfach herausgeklappt werden.Um den optionalen Range Extender (250 Wh) zu verbinden, kann die Abdeckung des Ladeports sicher eingeschoben werden.Foto: Max FuchsUm den optionalen Range Extender (250 Wh) zu verbinden, kann die Abdeckung des Ladeports sicher eingeschoben werden.

Die Ausstattung des Centurion No Pogo R2000

Die Federelemente von DVO findet man sonst an Serienrädern eher selten. Im Test konnten Gabel und Dämpfer durchaus überzeugen.Foto: Max FuchsDie Federelemente von DVO findet man sonst an Serienrädern eher selten. Im Test konnten Gabel und Dämpfer durchaus überzeugen.Der DVO-Dämpfer hat eine zweite Luftkammer. Über die sogenannte Bladder wird die Kennlinie beeinflusst. Mehr Luft bedeutet mehr Gegenhalt.Foto: Max FuchsDer DVO-Dämpfer hat eine zweite Luftkammer. Über die sogenannte Bladder wird die Kennlinie beeinflusst. Mehr Luft bedeutet mehr Gegenhalt.

Die Federelemente von DVO findet man sonst an Serienrädern eher selten. Im Test konnten Gabel und Dämpfer durchaus überzeugen. Die sonstige Ausstattung des Bikes ist konventioneller. Deore-Vierkolben-Stopper packen bewährt zu und fühlen sich fast wie XT-Bremsen an. Die Linkglide-Schaltung mit elf statt zwölf Gängen wurde auf weicheres Schalten unter Last und bessere Haltbarkeit optimiert. Am E-Bike eine gute Wahl. Lichter vorne und hinten sind ab Werk verbaut, sogar ein Ständer wäre an einer versteckten Aufnahme kompatibel.

Die Shimano XT mit Linkglide-Komponenten hat nur 11 Gänge - und soll dafür deutlich robuster und langlebiger ausfallen.Foto: Max FuchsDie Shimano XT mit Linkglide-Komponenten hat nur 11 Gänge - und soll dafür deutlich robuster und langlebiger ausfallen.
  • Gabel / Dämpfer: DVO Onyx 38 D2 / Topaz Pro
  • Schaltung: Shimano XT Linkglide (11-fach)
  • Bremsen: Shimano Deore / 203 mm
  • Laufräder: Procraft-Altitude Felgen mit Shimano-Naben
  • Reifen: Maxxis Assegai MaxxGrip / DHR II, Exo+, 29/27,5 x 2,5/2,4
  • Teleskopstütze: Procraft / 200 mm
  • Besonderheiten: Licht ab Werk; Tool-Tasche
Über ein Kunststoff-Insert kann der Hub der Teleskopstütze werkzeuglos angepasst werden. 170 bis 200 Millimeter sind möglich.Foto: Max FuchsÜber ein Kunststoff-Insert kann der Hub der Teleskopstütze werkzeuglos angepasst werden. 170 bis 200 Millimeter sind möglich.

Centurion No Pogo R2000: Die Geometrie

Auffällig ist das kompakte Heck des No Pogo. Die Kettenstreben messen 439 mm, das ist sehr kurz, vor allem für ein E-MTB mit starkem Motor. Das lässt Agilität vermuten, allerdings auch etwas weniger Souveränität in steilen Anstiegen. Auch der steile Sitzwinkel ist durchaus progressiv. Das verspricht eine zentrale Sitzposition und sollte den nötigen Druck aufs Vorderrad liefern, um den Steigtendenzen des Vorderrad durch das kurze Heck entgegenzuwirken. Der Radstand fällt nicht übermäßig lang aus, was dem Bike ein wendiges Fahrverhalten bescheren soll. Ein guter Gegenpol zum hohen Gewicht des Bikes.

Die Geometriedaten des Centurion No Pogo R2000 haben wir im BIKE Testlabor am Testbike mit Rahmengröße L ermittelt.Foto: BIKE MagazinDie Geometriedaten des Centurion No Pogo R2000 haben wir im BIKE Testlabor am Testbike mit Rahmengröße L ermittelt.

Auf dem Trail: DVO mit Komfort-Plus?

Wer an der alltagstauglichen Ausstattung den Charakter des Bikes ablesen will, täuscht sich. Bergauf gibt der starke Bosch-Motor den Ton an und punktet mit neuen Features wie dem Power-Update und dem super dynamischen Modus E-MTB+. Durch das kurze Heck wird in sehr steilen Passagen trotz ausgewogener Fahrposition ab und an die Front leicht, was die Kontrolle in Schlüsselstellen erschwert. Hier will das Bike aktiv dirigiert werden. Die Federung arbeitet sensibel und beschert dem Centurion eine gute Traktion.

In kniffligeren Uphill-Passagen braucht das No Pogo eine bewusste Gewichtsverteilung, um in der Spur zu bleiben.Foto: Max FuchsIn kniffligeren Uphill-Passagen braucht das No Pogo eine bewusste Gewichtsverteilung, um in der Spur zu bleiben.

Handlich und fahrstark

Bergab ist das No Pogo für ein Bike dieser Gewichts- und Federwegsklasse angenehm handlich und wendig. Das liegt auch an der gelungenen Geometrie mit kurzem Heck und kompaktem Radstand. So lässt sich das Rad willig von Kurve zu Kurve werfen. Das würde man bei knapp 26 Kilo so nicht erwarten. Auch die Nehmerqualitäten überzeugen: Das starke Fahrwerk liefert selbst in anspruchsvollen Situationen viel Sicherheit. Schläge werden von der sensiblen DVO-Gabel auffallend deutlich herausgefiltert.

Gute Mischung aus Agilität und Laufruhe: Bergab ist das Centurion No Pogo ein ausgewogener Spaßbringer.Foto: Max FuchsGute Mischung aus Agilität und Laufruhe: Bergab ist das Centurion No Pogo ein ausgewogener Spaßbringer.

Als Setup-Hilfe liefert Centurion eine Luftdrucktabelle für Gabel und Dämpfer. Wir sind das Rad straffer gefahren als vorgeschlagen, trotzdem landete das Fahrwerk auf der schluckfreudigen Seite. Gelungene Reifen und Bremsen zahlen ebenfalls auf die Fahrsicherheit ein. Das hohe Gewicht ist spürbar, wenn man das Rad ohne Absprung in die Luft ziehen will. Kritikpunkte: Im Downhill würde das No Pogo von einem etwas höheren Lenker und einem stabileren Hinterreifen profitieren, die Gabel schmatzt hörbar und geometriebedingt kommt auf langen Geraden bei anderen Kandidaten noch etwas mehr Laufruhe auf. Wer einen ausdauernden Allrounder sucht, liegt mit dem Centurion aber goldrichtig.

BIKE-Bewertung des Centurion No Pogo R2000

Sitzposition, Reichhöhe und Servicefreundlichkeit des Centurion No Pogo R2000. Reichhöhe ermittelt bei Messfahrten auf Asphalt  mit 12,2 Prozent Steigung. Höchste Unterstützungsstufe, 150 Watt Fahrerleistung, Fahrergewicht 90 kg.Foto: BIKE MagazinSitzposition, Reichhöhe und Servicefreundlichkeit des Centurion No Pogo R2000. Reichhöhe ermittelt bei Messfahrten auf Asphalt mit 12,2 Prozent Steigung. Höchste Unterstützungsstufe, 150 Watt Fahrerleistung, Fahrergewicht 90 kg.

Stärken

  • hoher Federungskomfort
  • ausgewogenes Handling
  • reichweitenstarkes Bosch-System

Schwächen

  • hohes Gewicht
  • leichtes Klappern
Der Charakter des Centurion No Pogo R2000 in Bezug auf die Kategorie E-Enduro.Foto: BIKE MagazinDer Charakter des Centurion No Pogo R2000 in Bezug auf die Kategorie E-Enduro.Die BIKE-Note für das Centurion No Pogo R2000 in der Kategorie E-Enduro.Foto: BIKE MagazinDie BIKE-Note für das Centurion No Pogo R2000 in der Kategorie E-Enduro.

Das BIKE Fazit

Das Centurion ist leicht zu fahren, das Fahrwerk gelungen und dabei ausgesprochen komfortabel. Durch die nicht zu extreme Geometrie bleibt das Rad handlich und bietet so einen breiten Einsatzbereich, auch jenseits reiner Abfahrtsmissionen. Doch auch im ernsten Gelände kann das No Pogo abliefern. - Adrian Kaether, BIKE-Redakteur
Adrian Kaether ist BIKE-Redakteur und E-Bike-Spezialist.Foto: Georg GrieshaberAdrian Kaether ist BIKE-Redakteur und E-Bike-Spezialist.

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