Jan Timmermann
· 06.07.2024
Enduro-Mountainbikes sind krasse Abfahrtsmaschinen, die sich trotzdem noch bergauf treten lassen. Potente Fullys mit 160 bis 170 Millimetern Federweg, radikalen Geometrien und einem soliden Ausstattungspaket. Böse Zungen mögen behaupten, dass die Blütezeit der Enduro-Kategorie inzwischen vorüber ist. Abfahrtshungrige All Mountains graben den Enduros immer mehr das Wasser ab.
Nichtsdestotrotz sind Enduro-Bikes extrem spannend und noch lange nicht zur Nische verkommen. Auf richtig anspruchsvollen Trails und bei Bikepark-Besuchen macht ihnen so schnell kein anderes Bike etwas vor. Die Hersteller bespielen den Markt mit immer neuen aufregenden Modellen, und auch das Interesse der BIKE-Leser an Enduro-MTBs ist weiter ungebrochen. Bei der Wahl zum beliebtesten Enduro gaben 5556 BIKE-Leser ihre Stimme ab. Manege frei für das Bike Of The Year in der Kategorie Enduro.
Das Propain Tyee ist das beliebteste Enduro des Jahres und darf sich Bike Of The Year nennen. Beim Tyee scheint alles zu passen: Fahrleistung, Look und Preis. Kein Wunder also, dass sich das Enduro vom deutschen Versender in unserer Leser-Umfrage den ersten Platz sichert. Letztes Jahr legte Propain das Tyee mit optimierter Kinematik, angepasster Geometrie, leichterem Rahmen und zahlreichen Detailverbesserungen neu auf. Basis ist ein rundum überarbeitetes Chassis, wahlweise aus Aluminium oder Carbon und mit 160 Millimetern Federweg im Heck. Ins Steuerrohr passt entweder eine 160er- oder eine 170er-Gabel. Mit letzterer steht der Lenkwinkel 62,9 Grad flach. In Größe L trifft ein 460 Millimeter langer Reach auf ein 455 Millimeter langes Sitzrohr.
Je nach Präferenz lässt sich das Propain Tyee 6 als 29er Enduro oder im Mullet-Setup mit kleinerem Hinterrad fahren. Natürlich ist der Hinterbau auch für die Verwendung mit Stahlfederdämpfern freigegeben. Ein bekanntes Alleinstellungsmerkmal der Propain-Bikes ist der Online-Konfigurator. Damit lässt sich die Ausstattung des Tyee von der Farbe bis zu den Komponenten vollständig individualisieren. Wer alle Regler auf Maximum stellt, landet am Carbon-Bike bei 8335 Euro.
Wir haben das Propain Tyee bereits ausführlich getestet. Je nachdem, welches Häkchen man im Konfigurator setzt, gibt sich das Tyee sehr wandlungsfähig. Das Propain ist kein auf Vollgas getrimmtes Ballergerät. Ist das schlimm? Ich finde nicht. Schließlich will ich mich nicht mit Vmax die EWS-Tracks runterstürzen, sondern ein quirliges Handling und einen möglichst breiten Einsatzbereich. Mir war das Tyee ausreichend schnell. Die Kettenstreben dürften allerdings kürzer ausfallen. - Dimitri Lehner, Chefredakteur FREERIDE
Kaum eine Bike-Marke steht so für die konsequente technische Weiterentwicklung ihrer Aluminiumrahmen wie Liteville. Zwar schoben die Allgäuer erst kürzlich ihr erstes unmotorisiertes Carbon-Bike an den Start, bekannt ist Liteville jedoch für die unermüdliche Optimierung der Alu-Fullys mit leichten, runden Rohren. Dem Kult-Bike 301 stellten die Entwickler vergangenes Jahr einen abfahrtslastigen Bruder, das Liteville 303 MK1 an die Seite.
Im neuen Enduro steckt jede Menge Liteville-DNA, die bei den BIKE-Lesern nach wie vor sehr beliebt ist. Hinten stehen 160 Millimeter Federweg zur Verfügung. Vorne sind es wahlweise 160 oder 170 Millimeter Hub. Der Lenkwinkel misst flache 63,9 Grad. Zwischen den 443 Millimeter langen Kettenstreben findet entweder ein 29 Zoll oder - zusätzlicher Bohrung sei Dank - ein 27,5 Zoll großes Hinterrad Platz.
Natürlich verzichtet auch das 303 nicht auf lieb gewonnene Liteville-Features und Details wie geringes Gewicht, tadellose Verarbeitungsqualität, eine vollintegrierte Eightpins-Variostütze und einem Tool in der Hinterradachse. Für 8999 Euro wechselt die edelste Ausstattungsvariante des Liteville 303 den Besitzer.
Natürlich haben wir auch das Liteville 303 bereits durch den BIKE-Test gejagt. Mit seinem unkomplizierten Handling und tollen Touren-Eigenschaften knüpft das Liteville 303 an die Stärken des 301 an. Für technisch verwinkelte Trails ohne Zeitdruck ist der Neuling eine gute Wahl. Auf der Hatz über heftige Kurse gibt es souveränere Enduros. Dafür zeichnet sich das Bike durch seine Allround-Qualitäten aus. Liteville-Fans werden das 303 für seine Zuverlässigkeit und die durchdachten Detaillösungen zu schätzen wissen. - Jan Timmermann, BIKE-Testredakteur
Das Trek Slash hat sich in der Enduro-Kategorie fest etabliert und beweist mit einem dritten Platz bei der Wahl zum Bike Of The Year ein weiteres Mal, dass es zu den beliebtesten Enduro-Fullys überhaupt gehört. Das letzte Update am Tausendsassa der Amis war ein großes und umfasste unter anderem ein High-Pivot-Hinterbau-Design. Zudem gab’s eine neue Vollgas-Geometrie und etwas mehr Federweg. Dieser ist mittlerweile auf je 170 Millimeter vorne wie hinten gewachsen.
Mit 63,9 Grad liegt der Lenkwinkel standesgemäß flach. In Größe L misst der Reach beeindruckende 490 Millimeter, während das Sitzrohr mit 440 Millimetern kurz ausfällt. Die Kettenstrebenlänge wächst mit der Rahmengröße, um jedem Fahrer dieselben Fahreigenschaften zu bieten.
In der sechsten Generation setzt das Trek Slash auf einen Laufradgrößen-Mix mit 29er-Vorderrad und 27,5-Zoll am Hinterrad. Via Flip-Chip und Steuersatz-Schalen lassen sich Geometrie und Hinterbau-Progression anpassen. Im Unterrohr sitzt ein praktisches Staufach. Auf der Rechnung fürs teuerste Modell stehen 12.499 Euro.
Unser Testeindruck des neusten Trek Slash Enduros lässt sich einfach aber präzise zusammenfassen: Im Prinzip ist das Bike mit dem gut funktionierenden High-Pivot-Hinterbau, wie ein Flugzeugträger - lang, hoch-technologisiert und sauteuer. - Jan Timmermann, BIKE-Testredakteur
Mit durchdachten Alu-Rahmen und ohne viel Firlefanz hat sich Raaw unter Enduro-Bikern inzwischen einen Namen gemacht. Auch die neueste Version des beliebten Enduros Madonna macht da keine Ausnahme. Das Raaw Madonna V3 präsentiert sich mit einer extra robusten Hardware bombenstabil. 170 Millimeter Federweg vorne und 160 Millimeter hinten glätten jeden noch so anspruchsvollen Trail. Alle, die aufs Ganze gehen wollen, freut die Doppelbrücken-Freigabe des Rahmens.
Mittels weniger Handgriffe lassen sich die Hinterbau-Progression und die Geometrie individualisieren. Dahinter steht das sogenannte Toolbox-Konzept, welches sich bereits am Downhill-Bike von Raaw bewährt hat. Der Lenkwinkel steht bereits in der Grundeinstellung mit 64 Grad flach, der Sitzwinkel mit 78 Grad steil. 29 Zoll Laufräder oder Mullet-Setup, Luft- oder Stahlfederdämpfer sind möglich. Komplettbikes vertreibt die deutsche Marke nicht. Ein Rahmenset kostet 2790 Euro.
Mit dem Ibis HD6 übernimmt endlich wieder ein waschechtes Enduro den Platz des federwegsstärksten Bikes in der Modellpalette der Kalifornier. Ibis hat über 40 Jahre Firmengeschichte auf dem Kerbholz und auch das HD6 geizt nicht mit Kult-Faktor. Das Hinterbau-System mit Dave-Weagle-Anlenkung gibt 165 Millimeter Federweg frei. Vorne ergänzt eine Gabel mit 170 Millimetern Hub das Enduro. Wer will, kann auch eine 180er Gabel spezifizieren.
Mit 63,7 Grad Lenkwinkel reiht sich das HD6 perfekt in den anhaltenden Enduro-Trend ein. Die Rahmengröße L zeichnet sich durch ein 405 Millimeter kurzes Sitzrohr und einen 473 Millimeter langen Reach aus. Ab Werk kommt das Ibis mit Mullet-Laufradsatz. Für schlanke Preise ist die Edel-Marke nicht bekannt. Dafür freuen sich Schrauber über die einlaminierten Züge und die ausgezeichnete Service-Freundlichkeit des HD6. Mit Luxus-Ausstattung bringt es das Bike auf bis zu 12.548 Euro.
BIKE hat dem Ibis HD6 bereits auf den Zahn gefühlt. Das edle Bike ist der perfekte Spielkamerad für versierte Enduristen. Das hervorragende Fahrwerk und der sportliche Charakter locken den Fahrer bergauf wie bergab aus seiner Komfortzone. - Max Fuchs, BIKE-Testredakteur
Kurz nachdem die BIKE Leserumfrage live ging, stellten auch weitere namhafte Hersteller ihre Enduros fürs aktuelle Modelljahr vor. Diese flossen zwar noch nicht alle in die Umfrage mit ein, sind aber nicht minder spannend. Wir haben die aktuellsten Enduro-Neuheiten hier nochmals zusammengetragen und teilweise auch bereits getestet: