Seit seinem Debüt 2010 hat sich das Tues („Tu es!“) im Downhill-Genre zum Evergreen gemausert – von Testsiegen im FREERIDE Magazin über Rampage-Triumphe mit Andreu Lacondeguy bis zu Worldcup-Siegen unter den Fittichen von Aaron Gwin und Vali Höll. Letztes Jahr zündete YT mit dem Mark 4 die nächste Stufe: ein neuer Vollcarbon-Rahmen, wahlweise 29er- oder Mullet-Setup und viel Tuningpotential bei der Geometrie. Für diesen Vergleich schickt das Gravity-Label aus Forchheim das Core-2-Modell ins Rennen: 4299 Euro teuer und auf Einheitslaufrädern (29 Zoll). Für 1000 Euro weniger gibt es das Tues Core 1 übrigens als Freeride-Edition mit Alu-Rahmen und Mullet-Bereifung.
Dieser Test ist im Rahmen eines Shootouts dreier günstiger Bigbikes entstanden. Die andere Artikel dieser Serie gibt’s direkt hier in den Links:
Kategorie | Details |
Gewicht (Herstellerangabe) | 17,4 kg |
Federweg (v/h) | 200/200 mm |
Laufradgröße | 29" |
Preis | 4.299 Euro |
Rahmenmaterial | Carbon |
Gesamtgewicht | 17,38 kg ohne Pedale |
Gewicht Laufräder | 6.271 g |
Laufradträgheit | 5.270 kg × cm² |
Kategorie | Details |
Gabel / Dämpfer | Rock Shox Boxxer Base / Vivid Coil Base |
Schaltung / Bandbreite | Sram GX DH 7-Speed / 227 % |
Bremsen | Sram DB8 / 220/220 mm |
Laufräder | Sun Ringle SR 309 DH |
Reifen | Maxxis Assegai MaxxGrip DH 29x2,50 |
Max. Systemgewicht | k.A. |
Garantie | 5 Jahre |
Besonderheiten | 29er-Laufräder, Flipchip für Mullet-Setup |
Preislich liegt das YT Tues im Mittelfeld – und überrascht ausnahmsweise nicht als Preis-Leistungs-Wunder. YT ist sonst bekannt für viel Bike fürs Geld. Doch hier frisst der edle Carbon-Rahmen das Budget. Kein Wunder, schließlich setzen die YT-Profis im Downhill-Weltcup auf genau diese Plattform: Flipchip für zwei Laufradgrößen, zweistufig verstellbare Kettenstreben, justierbarer Lenkwinkel.
Dagegen wirkt der simple Alu-Rahmen des Propain fast spartanisch, schafft aber Luft im Geldbeutel für Highend-Parts. Diesen Luxus muss das Tues wegen des Carbon-Chassis leider missen. Schade, denn RockShox-Federelemente in der billigsten Base-Ausführung, schwache Sram DB8-Bremsen und klobige Laufräder kosten wichtige Ausstattungspunkte.
Das Canyon fühlt sich auf groben Highspeed-Strecken pudelwohl, das Propain tanzt am liebsten ausgelassen über Stunts und quirlige Downhillstrecken. Und das YT? Es kann alles sehr gut. Über Wurzelteppiche, Steinfelder und Bremswellen rollt das Tues wie ein Monstertruck im Feierabendverkehr: Walzt alles platt, ohne zu murren – die lange Geometrie, das große Hinterrad und das schluckfreudiges Fahrwerk machen’s möglich. Aber: klatscht man nach dicken Sprüngen ins Flat, fallen die Basic-Federelemente negativ auf. Mangels Dämpfungskontrolle steht das Bike tief im Federweg und schlägt bei harten Landungen früher durch als die Konkurrenz.
Anfangs brachte das Handling alle Tester zum Schwitzen – die frontlastige Fahrposition verlangte stramme Muckis an der Steuerzentrale. Also zogen wir die Gabelholme maximal aus der Doppelbrücke, um die Front anzuheben. Das Ergebnis: eine zentrale, aufrechte und souveräne Fahrposition, die sowohl bei Vollgas als auch in technischen Passagen für ein intuitives, präzises Handling sorgt – genau das, was man von einem Downhiller mit Renn-DNA erwartet. Sprünge, Manuals und Spielereien am Streckenrand gelingen dem YT ebenfalls gut, wenn auch nicht ganz so lässig wie dem poppigen Propain. Unser Tipp: Wer den Spieltrieb des YT ankurbeln will, greift zu einem progressiveren Luftdämpfer und einem kleineren 27-Zoll-Hinterrad.
Kategorie | Note / Bewertung | Bemerkungen |
Fahrverhalten | 2,23 | Ausgewogenes Handling, komfortables Fahrwerk, breiter Einsatzbereich |
Labor | 4,00 | – |
Ausstattung | 2,68 | Schwache Ausstattung, Kettenführung klappert |
Gesamtnote | 2,5 | – |
Vielseitiger Carbonrahmen, ausgewogene Fahreigenschaften und intuitives Handling machen das Tues fit für jedes Terrain – Highspeed oder technisch, ganz egal. Damit sichert es sich den Punktesieg in der Praxis-Wertung. Leider kann die günstige Ausstattung das Potenzial der Plattform nicht ganz ausschöpfen. Ein einfacherer Alurahmen mit besseren Komponenten wäre in dieser Preisklasse die bessere Wahl gewesen.