Test Pivot Phoenix ProDas Arbeitsgerät von Downhiller Bernard Kerr

Laurin Lehner

 · 09.12.2024

Definitiv schick! Das neue Pivot Phoenix
Foto: Max Fuchs / Mediengruppe Klambt
Das Pivot Phoenix vom US-Label aus Arizona ist brandneu. Der Downhiller wurde für den Worldcup entwickelt und für dicke Sprünge, wie bei der Red Bull Hardline. Wir haben das Bike über die Bikepark-Abfahrten in Leogang gescheucht und sagen euch, was ihr wissen müsst.

Das brandneue Pivot Phoenix des US-Herstellers aus Arizona kommt mit einer aufwendigen Highpivot-Konstruktion inklusive Doppelkettenantrieb. Pivot nennt das Konzept Mid-High-Pivot DW6. Es soll den Spagat aus feinem Ansprechverhalten und gutem Gegenhalt schaffen. Das Phoenix rollt auf einer Mullet-Bereifung (29/27,5 Zoll).

Mid-Highpivot DW6 nennt Pivot das Konzept in ihrem Phoenix.Foto: Max Fuchs / Mediengruppe KlambtMid-Highpivot DW6 nennt Pivot das Konzept in ihrem Phoenix.Definitiv schick! Das neue Pivot PhoenixFoto: Max Fuchs / Mediengruppe KlambtDefinitiv schick! Das neue Pivot Phoenix

Bikepark oder Rennstrecke?

Auch wenn Downhiller dank ihrer massiven Federwegsreserven ideal für den Bikepark-Einsatz geeignet sind, schlägt die Stunde des Pivot Phoenix auf der Rennstrecke. Das Phoenix ist maximal auf Speed getrimmt und das spürt man dem Bike auch an. Gefahren sind wir das Bike artgerecht auf der Downhill-Strecke in Serfaus-Fiss-Ladis sowie auf der UCI-Worldcup-Strecke in Leogang. Auf den Park-Abfahrten checkten wir Spieltrieb und Wendigkeit des Pivot Phoenix.

Das Phoenix im unteren Teil der UCI Worldcup-Strecke in Leogang. Hier fühlt sich das Race-Bike pudelwohl.Foto: Max Fuchs / Mediengruppe KlambtDas Phoenix im unteren Teil der UCI Worldcup-Strecke in Leogang. Hier fühlt sich das Race-Bike pudelwohl.

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Bist du zu langsam mit diesem Untersatz, dann liegt es sicher nicht am Bike.Foto: Max Fuchs / Mediengruppe KlambtBist du zu langsam mit diesem Untersatz, dann liegt es sicher nicht am Bike.
Das Pivot Phoenix fährt sich so präzise wie eine Rasierklinge. Es ist schnell und entwickelt massig Vortrieb. Dabei gibt es dem Piloten deutliches Feedback vom Untergrund. Das ist geil, das ist racig, doch es ist auch ganz schön anstrengend. - Laurin Lehner, BIKE-Testredakteur

Die Fakten: Pivot Phoenix Pro

  • Gewicht: 16,2 kg
  • Federweg: 200/210 mm
  • Laufräder: 29/27,5" Zoll
  • Preis: 9499 Euro
  • Werkstoff: Carbon

Ausstattung

  • Gabel / Dämpfer: Fox 40 Float Factory / Fox Float X2
  • Schaltung: Shimano Saint
  • Bremsen: Shimano Saint 220/203 mm
  • Laufräder: DT-Swiss-560-Felgen, DT-Swiss-350-Naben
  • Reifen: Continental Kryptotal Fr/Re DH 29/27,5 x 2,4
  • Garantie: 3 Jahre
  • Max. Systemgewicht: Keine Angabe
  • Besonderheiten: Flipchip; kompatibel mit verstellbarer Steuersatzschale

Aus dem Testlabor¹

  • Gesamtgewicht: 16,15 kg
  • Gewicht Laufräder: 5681 g
  • Laufradträgheit: 4490 kg x cm²

¹ BIKE-Messwerte: Laufradträgheit: Je niedriger der Messwert, desto leichter zu beschleunigen. Gewicht ohne Pedale. Laufradgewicht pro Satz mit Reifen, Kassette, Bremsscheiben. Rahmensteifigkeit: Seitensteifigkeit in N/mm getrennt für das vordere Rahmendreieck inkl. der verbauten Gabel (vorne) und dem Hinterbau (hinten)

Servicefreundlichkeit Pivot Phoenix ProFoto: BIKE MagazinServicefreundlichkeit Pivot Phoenix Pro

Good to know!

Der prominenteste Pivot-Racer ist der Brite Bernard Kerr. “BK”, wie er in der Szene genannt wird, gilt als einer der talentiertesten DH-Racer überhaupt. Seit rund zwei Jahren fährt er den Phoenix-Prototyp und startete damit bei Worldcups und der Red Bull Hardline. Jetzt ist das Bike endlich auch für uns Hobby-Racer verfügbar. Der schicke Carbon-Rahmen ist definitiv ein Eyecatcher, das Herzstück ist allerdings die aufwendige Hinterbaukonstruktion.

In dem von Kinematik-Koryphäe Dave Weagle entwickelten 6-Gelenker-System arbeiten zwei Ketten entkoppelt voneinander in einem sogenannten Mid-Low-Drehpunkt. Das soll Pedalrückschlag verhindern und Speed aus dem Hinterbau kitzeln. Für Harmonie mit dem Heck und ein Plus an Bodenfreiheit soll die spezielle Kettenführung sorgen. Nachteil: Viele bewegliche Teile sind in der Regel wartungsintensiver.

Bernard Kerr droppt mit seinem Pivot Phoenix in die Tiefe. Hier während der Red Bull Hardline  in AustralienFoto: Red Bull Content PoolBernard Kerr droppt mit seinem Pivot Phoenix in die Tiefe. Hier während der Red Bull Hardline in AustralienGeometrie, Handling & Rahmensteifigkeit Pivot Phoenix ProFoto: BIKE MagazinGeometrie, Handling & Rahmensteifigkeit Pivot Phoenix Pro

Fahreindruck: Auf Bernard Kerrs Spuren

Der Fahrer steht im Phoenix gut integriert im Rad. Die Front ist etwas tief. Schon auf den ersten Metern unserer Teststrecke merkt man, für wen und für welche Strecken dieses Bike entwickelt wurde: Geometrie und Fahrwerk sind maximal auf Speed getrimmt. Der Hinterbau glänzte umso mehr, je schneller wir unterwegs waren, und sorgte für viel Traktion.

Das Plus an Hub im Heck (210 mm) war jedoch nicht zu spüren. Sauschnell – ja! Komfortabel – eher nein. Das flache und lange Phoenix steuerte sich mit seiner steifen Front extrem präzise und schnitt wie eine Rasierklinge durch fieses Geröll. Für mehr Komfort stimmten wir das Pivot schrittweise weicher ab (vorne: 71, 65, 61 PSI; hinten: 230, 215, 200 PSI). Der Charakter änderte sich dadurch aber nur geringfügig.

We like: Das Pivot Phoenix rollt auf den bewährten Continental Kryptotal. Wir fuhren mit einem Luftdruck von 1,5 Bar vorne und 1,7 Bar hinten.Foto: Max Fuchs / Mediengruppe KlambtWe like: Das Pivot Phoenix rollt auf den bewährten Continental Kryptotal. Wir fuhren mit einem Luftdruck von 1,5 Bar vorne und 1,7 Bar hinten.

Auf zahmeren Passagen gab das Luft-Heck wenig Federweg frei und pumpte sich so effizient auf Speed. In Highspeed-Kurven rollte das Phoenix wie auf Schienen, lieferte viel Gegendruck und spritzte aus Turns mit so viel Wumms, dass wir uns über die bissige Saint-Bremse freuten. Ein Tester kommentierte: “Krank schnell, aber das Ding kostet Körner.” Dem stimmten auch die anderen Tester zu. Wer mit dem Pivot auf der Worldcup-Strecke in Leogang vom Start bis ins Ziel durchfahren will, braucht eine sehr hohe Fitness. Als Hobby-Racer muss man über ein gewisses Skill-Level verfügen, um mit diesem Bike Spaß zu haben.

Auf Parkstrecken gefiel uns das zu Beginn des Federwegs straff arbeitende Heck. Pop hatte es auch. Mit 444 Millimetern fallen die Kettenstreben zwar moderat aus, aufs Hinterrad bekamen wir das lange Phoenix aber dennoch kaum. Zu meckern gab’s schließlich auch noch was: Die beiden Ketten klapperten bei uns, und die Saint-Bremse pfiff nervig.

Mag es schnell: Das Pivot Phoenix Pro.Foto: Max Fuchs / Mediengruppe KlambtMag es schnell: Das Pivot Phoenix Pro.

BIKE-Fazit zum Pivot Phoenix Pro

Das Pivot Phoenix ist sauschnell und hat ein originelles, aber auch unnötig kompliziertes Hinterbaukonzept. Das Bike erfordert ein hohes Können und viel Fitness, um viel und lange Spaß damit zu haben. Der Einsatzbereich ist spitz. Eingefleischte Downhill-Racer werden es jedoch lieben, das können wir garantieren.

Plus:

  • Einzigartiger Hinterbau
  • Race-Geo
  • toller Look
  • schnell

Minus:

  • Speziell zu fahren
  • wartungsintensiver Hinterbau
  • erfordert hohe Fitness
  • klappert laut
  • teuer
BIKE-Note & Bewertung² Pivot Phoenix ProFoto: BIKE MagazinBIKE-Note & Bewertung² Pivot Phoenix Pro

² BEWERTUNG: Spinnendiagramm: Antrieb, Spieltrieb, Downhill bezieht sich auf das Fahrverhalten: Je größer der Ausschlag, desto besser die Eignung. Ausstattung: setzt sich aus unterschiedlichen Punkten wie Qualität/Verarbeitung, Usability zusammen. Die BIKE-Note setzt sich aus Praxiseindrücken der Testfahrer und Labormesswerten zusammen. Die Note ist preisunabhängig. Notenspektrum: 0,5–5,5, analog zum Schulnotensystem.


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