Specialized Status 170 2 im TestDer Freerider zeigt: Specialized kann gut und günstig

Jan Timmermann

 · 14.09.2024

Das Specialized Status 170 2 bietet viel Federweg zu einem günstigen Preis. Der Test zeigt, wie gut die Rechnung aufgeht.
Foto: Max Fuchs
Das neuste Freeride-Bike von Specialized hört auf den Namen Status 170 2. Mit mehr Federweg, überholter Geometrie und Mullet-Bereifung tritt es an im Kampf um die Freeride-Krone. Wir klären, was das günstige Specialized Status 170 2 so alles draufhat.

Hey, das Specialized Status gibt’s doch schon lange! Richtig - allerdings ist die Variante Status 170 2 komplett neu für 2025 und deshalb ein spannender Test-Kandidat im Duell der preisgünstigen Freeride-Bikes. Das Specialized tritt an gegen ein Propain Spindrift und muss beweisen, ob die Marke mit dem großen S auch gut und günstig kann. Als Specialized das Status einführte, geschah das mit ganz schön viel Geheimniskrämerei: Kein Eintrag auf der Homepage, nur ein paar Freeride-Pros, die sich damit auf Social-Media von Northshore-Drops stürzten und Treppen-Gaps sendeten. Der durchgestrichene Status-Schriftzug sollte das Etablissement verhöhnen. Auch dem Nachfolger mit nun zehn Millimetern mehr Federweg ist eine Prise Punkrock geblieben.

In seiner neusten Evolutionsstufe will das Specialized Status 170 2 ein besonders vielseitiger Freerider sein. Die Kernkompetenz liegt aber beim Einsatz im Bikepark.Foto: Max FuchsIn seiner neusten Evolutionsstufe will das Specialized Status 170 2 ein besonders vielseitiger Freerider sein. Die Kernkompetenz liegt aber beim Einsatz im Bikepark.

Das Verhältnis aus Knautschzone zu Preis des Status 170 2 ist eigentlich so gar nicht Specialized. Dabei ist unsere Test-Version im Vergleich zur Ausstattungsvariante mit einer auf 180 Millimeter gedrosselten Doppelbrückengabel noch der zahmere Ableger. Da wird deutlich, dass das Status ein indirekter Erbe des legendären Specialized Big Hit ist. Günstiger als an unserem Testbike wird's in der Gegenwart allerdings nicht. Die einzige Alternative kostet 500 Euro mehr. Dafür, dass man laut Specialized auf unnötigen Firlefanz verzichtet hat, sind einige sinnvolle Features des M5-Alu-Rahmens geblieben. Mittels eines Flip-Chips ließe sich der Lenkwinkel um ein halbes Grad steiler stellen, die Bremsleitung kann optional außen verlegt werden. Im Gegensatz zum Testkandidaten von Propain schont eine Kettenführung mit Auffahrschutz die Hardware.

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Eine Kettenführung von MRP hält am Specialized Status den Antriebsstrang auf Linie.Foto: Max FuchsEine Kettenführung von MRP hält am Specialized Status den Antriebsstrang auf Linie.

Details zum Specialized Status 170 2

  • Einsatzzweck: Freeride
  • Federweg: 170 / 170 mm
  • Laufradgröße: Mullet (29” / 27,5”)
  • Rahmenmaterial: Aluminium
  • Gewicht: 17,2 kg
  • Preis: 3700 Euro
  • Vertriebsweg: Fachhändler
  • Garantie: lebenslang
  • Besonderheiten: Flip-Chip, interne und externe Montageoption für hintere Bremsleitung Doppelbrücken-Kompatibilität
Mittels eines Flip-Chips am Hinterbau können die Tretlagerhöhe und der Lenkwinkel des Specialized Status 170 2 angepasst werden.Foto: Max FuchsMittels eines Flip-Chips am Hinterbau können die Tretlagerhöhe und der Lenkwinkel des Specialized Status 170 2 angepasst werden.

Platz da! Der Freerider von Specialized zeigt sich handlich

Ein extrem kurzes Sitzrohr mit langer Vario-Stütze ist am neuen Specialized Status 170 2 der Schlüssel zu viel Bewegungsfreiheit. Tricksereien steht Nichts im Wege. Höchstens ein Mangel an Popp im Hinterbau, denn an der Absprungkante neigt dieser leicht zum Versumpfen. Dafür ist das Bike mit dem rebellischen Namen ein echter Kurven-Killer und eine wahre Manual-Maschine.

Erfolgsrezept: Eine lange Variostütze und ein kurzes Sitzrohr sind an einem Freerider, wie dem Specialized Status, eine gute Wahl.Foto: Max FuchsErfolgsrezept: Eine lange Variostütze und ein kurzes Sitzrohr sind an einem Freerider, wie dem Specialized Status, eine gute Wahl.

Die Geometrie des Specialized Status 170 2 ist eine Nummer für sich: Vor allem im Verhältnis zum ausladenden Reach bauen die steifen Kettenstreben ausgesprochen kurz. Zudem entschärft ein Stummel-Vorbau den langen Hauptrahmen. So bleibt dem Status auch bei niedrigen Geschwindigkeiten eine gefällige Handhabung erhalten. Verspielt aber nicht nervös erntete das Handling Lob von allen Testern. Auch schön: Im Gegensatz zu Propain bietet Specialized Erstbesitzern eine lebenslange Garantie auf den Rahmen. Mit 136 Kilo maximalem Systemgewicht ist das Status auch für nochmals schwerere Fahrer zugelassen, als das Spindrift mit maximal 120 erlaubten Kilo.

Specialized geht das Thema Rahmengröße etwas anders an. Die Größe S3 unseres Testbikes entspricht der Größe M bei anderen Herstellern.Foto: Max FuchsSpecialized geht das Thema Rahmengröße etwas anders an. Die Größe S3 unseres Testbikes entspricht der Größe M bei anderen Herstellern.

Sicherheitsabkommen: Bergab auf dem neuen Specialized Status 170 2

Prescht das Specialized Status mit Mach-Drei in ein Steinfeld, haftet der Hinterbau zuverlässig am Untergrund, nutzt den ganzen zur Verfügung stehenden Hub und schluckt auch große Brocken weg. Im Vergleich mit dem sportlicheren Propain Spindrift fällt die Prorität eher in Richtung Komfort aus und der Pilot hängt weiter im Federweg. So satt, wie das Bike durchs Gelände flubbert, besitzt es eine hohe passive Sicherheit und kommt damit weniger aktiven Fahrern zu Gute.

Im Downhill können es Freerider mit dem neuen Specialized Status richtig krachen lassen. Das Fahrwerk ist allerdings eher komfortabel als sportlich.Foto: Max FuchsIm Downhill können es Freerider mit dem neuen Specialized Status richtig krachen lassen. Das Fahrwerk ist allerdings eher komfortabel als sportlich.

Die funktionale Komponentenwahl am Freeride-Bike von Specialized trifft den Nagel auf den Kopf. Absolutes Highlight sind die extrem kräftigen TRP-Bremsen. Auch dem Status gesteht man den ein oder anderen Uphill zu. Die Sitzposition ist weniger kompakt und damit angenehmer, als beim Konkurrenten. Wer auf das propere Gewicht pfeift, kann das Status auch zum gemächlichen Enduro-Einsatz verpflichten. Zwar bewegt sich der Dämpfer beim Pedalieren stark mit, lässt sich aber mithilfe des Plattformhebels effektiv beruhigen.

Der Fox DHX Stahlfederdämpfer im Specialized Status 1702 bietet einen Plattformhebel zum Pedalieren.Foto: Max FuchsDer Fox DHX Stahlfederdämpfer im Specialized Status 1702 bietet einen Plattformhebel zum Pedalieren.

Ausstattung des Specialized Status 170 2

  • Federgabel: Fox 38 Float Rhythm
  • Dämpfer: Fox DHX Voil Performance
  • Schaltung: Shimano Deore, 1 x 12
  • Bremsen: TRP Trail Evo, 203/203 mm
  • Laufräder: Specialized Alloy
  • Reifen: Specialized Butcher Grid Trail T9 29 x 2,30" / Butcher Grid Gravity T9 27,5 x 2,30"
  • Sattelstütze / Hub: X-Fusion Manic / 170 mm
Wenig Raum für Tuning: Die Fox 38 Performance bietet nur eine grobe Einstellung der Druckstufe.Foto: Max FuchsWenig Raum für Tuning: Die Fox 38 Performance bietet nur eine grobe Einstellung der Druckstufe.

Aus dem Labor

  • Gewicht: 17,22 kg
  • Gewicht Laufräder: 5766 g
  • Beschleunigung Laufräder: 4063 kg x cm²

Das Gewicht des Komplettbikes ohne Pedale ermitteln wir im BIKE-Testlabor. Das Laufradgewicht versteht sich pro Satz mit Reifen, Kassette und Bremsscheiben. Bei der Laufradträgheit gilt: Je niedriger der Messwert, desto leichter zu beschleunigen.

Die Specialized Butcher Reifen hinterlassen einen soliden Eindruck. Mit dem Grip der Continental-Gummis am Propain Spindrift können sie aber nicht mithalten.Foto: Max FuchsDie Specialized Butcher Reifen hinterlassen einen soliden Eindruck. Mit dem Grip der Continental-Gummis am Propain Spindrift können sie aber nicht mithalten.Geometrie des Specialized Status 170 2 in Größe S3 (BIKE-Messung)Foto: BIKE-MagazinGeometrie des Specialized Status 170 2 in Größe S3 (BIKE-Messung)Der nur 40 Millimeter kurze Vorbau sorgt dafür, dass sich das Specialized Status 170 2 trotz langem Reach-Wert gut steuern lässt.Foto: Max FuchsDer nur 40 Millimeter kurze Vorbau sorgt dafür, dass sich das Specialized Status 170 2 trotz langem Reach-Wert gut steuern lässt.Von BIKE ermittelte Rahmensteifigkeiten: Der Hinterbau des neuen Specialized Status ist besonders steif.Foto: BIKE-MagazinVon BIKE ermittelte Rahmensteifigkeiten: Der Hinterbau des neuen Specialized Status ist besonders steif.Typisch Specialized: Das kleine SWAT-Tool aus dem Steuerrohr ist immer schnell zur Hand.Foto: Max FuchsTypisch Specialized: Das kleine SWAT-Tool aus dem Steuerrohr ist immer schnell zur Hand.BIKE-Bewertung der Servicefreundlichkeit.Foto: BIKE-MagazinBIKE-Bewertung der Servicefreundlichkeit.Die Sitzposition fällt auf dem Specialized Status 170 2 ausgewogen aus.Foto: BIKE-MagagazinDie Sitzposition fällt auf dem Specialized Status 170 2 ausgewogen aus.Mächtiges Gerät: Die Fox 38 Federgabel bietet ebenso, wie der Rahmen des Specialized, ausreichend Steifigkeit für fette Freeride-Action.Foto: Max FuchsMächtiges Gerät: Die Fox 38 Federgabel bietet ebenso, wie der Rahmen des Specialized, ausreichend Steifigkeit für fette Freeride-Action.

Bewertung des Specialized Status 170 2

Das BIKE-Urteil setzt sich aus Praxiseindrücken der Testfahrer, Labormesswerten und Reichweitentests zusammen. Die Gewichtung (prozentual, in Klammern) variiert je Einsatzgebiet.

  • Uphill Fahrverhalten (7%): 2,00
  • Uphill Effizienz Fahrwerk (5%): 3,70
  • Downhill Fahrverhalten (30%): 2,00
  • Downhill Dahrwerk: Gabel / Dämpfer (23%): 3,50

Note Fahrverhalten (65%): 2,67

  • Gewicht ohne Pedale (6%): 3,50
  • Trägheit Laufräder (4%): 3,50

Note Labor (10%): 3,50

  • Ausstattungsqualität (5%): 3,19
  • Usability / Mehrwert (5%): 3,00
  • Transportvolumen / Flaschenhalter (5%): 4,00
  • Versenkbarkeit Sattel (5%): 2,00
  • Qualität / Verarbeitung (5%): 2,00

Note Ausstattung (25%): 2,84

GESAMTNOTE: 2,79

Freeride-Bikes brauchen keinen edlen Antrieb. Die Shimano Deore Schaltung erfüllt ihren Job zuverlässig und knackig.Foto: Max FuchsFreeride-Bikes brauchen keinen edlen Antrieb. Die Shimano Deore Schaltung erfüllt ihren Job zuverlässig und knackig.Einordnung der Stärken und Schwächen des Specialized Status 170 2.Foto: BIKE-MagazinEinordnung der Stärken und Schwächen des Specialized Status 170 2.

Uphill, Spieltrieb, Downhill bezieht sich auf das Fahrverhalten: Je größer der Ausschlag, desto besser die Eignung. Ausstattung: setzt sich aus unterschiedlichen Punkten wie Qualität/Verarbeitung, Usability, Flaschenhaltervolumen, Sattelversenkbarkeit zusammen.

Zwölf Gänge für ein Halleluja: Dank leichtem Klettergang und gefälliger Sitzposition kann man mit dem Specialized Status 170 2 auch noch bergauf fahren. Wenn da nur nicht das Gewicht von 17,22 Kilo wäre.Foto: Max FuchsZwölf Gänge für ein Halleluja: Dank leichtem Klettergang und gefälliger Sitzposition kann man mit dem Specialized Status 170 2 auch noch bergauf fahren. Wenn da nur nicht das Gewicht von 17,22 Kilo wäre.BIKE-Test Gesamtnote für das Specialized Status 170 2.Foto: BIKE-MagazinBIKE-Test Gesamtnote für das Specialized Status 170 2.

² Das BIKE-Urteil setzt sich aus Praxiseindrücken der Testfahrer und Labormesswerten zusammen. Das Urteil ist preisunabhängig. Notenspektrum: 0,5–5,5, analog zum Schulnotensystem.

Status, Status, Status, Status: Bei Lackierung und Artwork war Specialized kreativ.Foto: Max FuchsStatus, Status, Status, Status: Bei Lackierung und Artwork war Specialized kreativ.

Fazit

In der Geometrietabelle des Status schlummert ein großes Freeride-Potential. Beim verspielten aber trotzdem souveränen Handling bleibt kaum Platz nach oben. Leider will das knautschige Fahrwerk nicht recht dazu passen und wird Shreddern mit aktiver Fahrweise zu wenig gerecht. Dank hoher Sicherheitsreserven werden auch Downhill-Novizen und Gelegenheits-Enduristen mit dem fair bepreisten Specialized glücklich. - Jan Timmermann, BIKE-Testredakteur

Pro

  • detailreicher Rahmen mit gelungener Geometrie
  • gleichzeitig reaktives & sicheres Handling
  • starke Bremsen

Contra

  • Fahrwerk mit zu wenig Gegenhalt
  • nochmals höheres Gewicht
BIKE-Redakteur Jan Timmermann.Foto: Miha MatavzBIKE-Redakteur Jan Timmermann.

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