Jan Timmermann
· 22.09.2024
Gerade erst wurden Propain Spindrift und Specialized Status für 2025 neu vorgestellt, schon fliegen sie Seite an Seite durch unseren BIKE-Test. Als preisgünstige Freeride-Fullys haben sie ein großes Versprechen im Gepäck: Grenzenloser Fahrspaß für überschaubares Budget. Dabei sollen Spindrift und Status weit mehr können, als nur Flugmeilen zu sammeln. Auf dem Papier handelt es sich um echte Freeride-Kumpeltypen. Shredder wissen, dass ein Tag im Bikepark nur mit guten Buddies besonders lässig wird. Propain und Specialized wollen nun also Freeride-Bikern je einen neuen Gefährten zur Seite stellen, der ehrlich und verlässlich für jeden Quatsch zu haben sein soll. Ist Freundschaft etwa doch zu einem günstigen Preis käuflich? Das klärt unser Duell Propain Spindrift 5 AL versus Specialized Status 170 2.
An der Definition von Spaß und Freiheit haben sich schon etlose Wissenschaftler und Philosophen die Zähne ausgebissen. Specialized und Propain gehen die glorifizierten Emotionen leicht von den Lippen. In den Produktbeschreibungen ihrer Freeride-Bikes ist die Rede vom freien Lauf der Kreativität, der Befolgung des eigenen Willens und grenzenlosen Möglichkeiten gegen eine kleine vierstellige Summe. Wow! Das Rezept für so viel Selbstwirksamkeit durch ein Fahrrad ist erstaunlich homogen: Aluminiumrahmen, viel Federweg, funktionale Ausstattung. Die Hersteller sind sich einig, dass ein Freerider robust und wendig sein sollte. Dazu passen massive Schweißraupen, bewährte Hinterbaukonzepte mit Stahlfederdämpfern und Mullet-Bereifung.
Sowohl Spindrift als auch Status wurden gerade erst einigen Renovierungsarbeiten unterzogen. Leicht angepasste Geometrien und mehr Optionen beim Federweg sollen die Modelle vielseitiger machen. Im Gegensatz zu anderen Bike-Gattungen hatten die Konstrukteure ihren Blick dabei zwar auf radikale Abfahrten, nicht aber eine Hatz gegen die Stoppuhr gerichtet. Gut so, denn die Testkandidaten haben ihre Stärken eher auf fetten Sprüngen und Drops als bei der Trail-Bestzeit.
Genau, wie Freude und Autonomie ist Vielseitigkeit allerdings Auslegungssache. Den Boliden bleiben Flaschenhalteraufnahme, Dropper-Post und Zwölffach-Schaltung, bei 17 Kilo ist für eine artgerechte Anzahl an Tiefenmetern aber natürlich der Uphill-Shuttle zu bevorzugen. Downhill-Pannenschutz und dicke Bremsscheiben sind da nur konsequent. Bikes für die Feierabendrunde? Wohl nur, wenn die eigene Wohnung direkt neben der Liftstation liegt. Beide Bikes sind sogar für mächtige Doppelbrückengabeln freigegeben um die Nehmerqualitäten im Schlagabtausch mit Bikepark-Pisten weiter zu erhöhen.
Selbst hier in den Anliegerkurven, auf den Tables, Gaps und Northshore-Drops eines Bikeparks, wo sich das primäre Einsatzgebiet von Propain Spindrift und Specialized Status erstreckt, bleibt Diversität relativ. Zwar kann man mit den Freeridern bedenkenlos in blaue und rote Strecken einbiegen, Geometrien und Gewichte sind allerdings klar auf Schwarz geeicht. Auf dem Flowtrail braucht es schon die Skills und den Speed von Phill Atwill oder Kriss Kyle, um das Fahrspaß-Versprechen einzuhalten. Nur, wer seine Maschine beherrscht, Fahrtechnik und Fitness mitbringt, kann das Potential beider Bikes ausschöpfen. Alle anderen bringen die Freerider zwar sicher ins Tal, es fällt aber im wahrsten Sinne des Wortes schwer, die begehrten Style-Punkte zu sammeln.
Diese Freerider liefern sich ein Duell auf Augenhöhe. Trotz aller Bemühungen die Boliden vielseitiger zu machen, sind sie mit ihren Extremen doch eigentlich nur im Bikepark so richtig gut aufgehoben. Ich bin ein großer Fan des präzisen Handlings vom Specialized Status. Am Geißkopf zeigte sich allerdings das stärkere Fahrwerk des Propain Spindrift. Für hemmungslose Park-Action braucht es keinen höheren Invest. - Jan Timmermann, BIKE-Testredakteur
Für dieses Duell haben wir uns zwei frischgebackene Freeride-Modelle ausgesucht, welche sich anschicken viel Leistung für einen vertretbaren Preis zu bringen. Beim Propain Spindrift sollen mehr Optionen den Freerider aus dem Direktversender-Karton noch besser machen. Gleichzeitig greift das generalüberholte Specialized Status mit mehr Federweg als der Vorgänger nach der Freeride-Krone. Beide Bikes wollen tief in die Fahrspaß-Kerbe schlagen. Trotzdem gibt es kleine aber feine Unterschiede zwischen den beiden Duell-Gegnern.
Propain und Specialized treffen unsere Definition von Spaß und Freiheit sehr gut. Bei beiden Adressen gibt es sehr viel Leistung fürs Geld. Das Status ist tatsächlich das vielseitigere Bike. Als konsequenterer Freerider hat das Spindrift am Ende aber die bessere Note im Zeugnis stehen. - Jan Timmermann, BIKE-Redakteur