Team FREERIDE
· 22.09.2024
Sie brauchen immer einen Lift, glänzen nur in steilem Gelände und wirken auf Kurven-Trails schnell sperrig. Genau, die Rede ist von Bigbikes. Nur Einräder haben einen kleineren Einsatzbereich. Und doch faszinieren diese Kraftpakete wie keine andere Fahrradgattung, umweht vom “Formel 1”-Flair des Downhill-Worldcups. Kein Wunder also, dass jedes Bike-Label, das etwas auf sich hält, ein Downhill- oder Freeride-Bike mit massig Federweg im Programm hat – allein schon aus Prestigegründen. Marktwirtschaftlich sind die dicken Kisten für die Firmen kaum relevant. Seien wir also froh, dass es Bigbikes überhaupt gibt.
Alutech, Commencal, Kavenz, Propain, Raaw und YT – unser Testfeld ist spannend und das, obwohl viele Hersteller diesmal nicht liefern konnten. Folgende Hersteller hatten wir ebenfalls angefragt, doch sie wollten oder konnten uns kein Testrad zur Verfügung stellen: Nukeproof, Atherton, GT, Devinci, Intense, Pivot.
Die Testräder sind also alle Versender-Bikes, alle aus Deutschland – bis auf das Commencal. Das kommt aus Andorra. Auf das Commencal, mit dem Amaury Pierron in Val di Sole und Les Gets Fabel-Runs hingelegt hat, waren wir besonders neugierig. Nur widerwillig wollten die Andorraner ein Testbike herausrücken. Sie scheuen Vergleichstests, sagten sie, aber beim Supreme DH machen sie eine Ausnahme. Aha, dachten wir, warum so schüchtern? Mit diesem Bike braucht man sich wirklich nicht zu verstecken. Und so war es dann auch. Der weiß-goldene Racer gefiel allen Testern und parierte die Schläge der Worldcup-Strecke in Leogang besonders souverän. Bestnote 10 von 10.
Allerdings fahren die wenigsten von uns Downhill-Rennen, sondern sind eher Parkratten. Das führt unweigerlich zur Gretchenfrage: Sind gute Race-Bikes auch gute Parkshredder? Wir sagen ja, zumindest in diesem Testfeld. Doch mit allen Testbikes hatten wir viel Spaß auf den Jump-Strecken. Das superleichte Kavenz, für den Parkeinsatz sogar als Singlespeeder aufgebaut, hüpfte besonders “luftig” von Sprung zu Sprung.
Die Komfortwertung gewann das Propain mit seinem Sahne-Fahrwerk. Es filtert die Stöße so gut, dass man mit ihm noch zwei Runs machen kann, während man mit den anderen Bikes und müden Armen schon auf den Parkplatz zusteuert. Kurzum: Viel Begeisterung auf unserer Seite, und doch müssen wir auch schimpfen. Die Testräder von Propain und Alutech knarzten schon nach zwei Park-Tagen wie das Piratenschiff Black Pearl im Sturm. So nervig!
Maximaler Fahrspaß bergab – Bigbikes for Life!
Wer ein Bigbike mit voller Race-Eignung sucht, kommt ums Commencal nicht herum. Das verwundert wenig, ich weiß. Das Commencal ist souverän, sicher und erzeugt mit seinem High-Pivot-Heck etwas mehr Komfort als das sehr ähnliche YT. Optisch sind beide richtige Beautys. - Dimitri Lehner
Mit dem Propain fühlte ich mich am schnellsten. Das komfortable Fahrwerk half mir, den anspruchsvollen Track zu bewältigen. Im Vergleich dazu war ich bei den anderen Bikes viel stärker gefordert. Gerade Kavenz und Raaw wollen sehr aktiv gefahren werden, das verschleißt die Kräfte. - Lars Scharl
Beim Propain bekommt man am meisten für sein Geld. Das Komfort-Fahrwerk ist eine Offenbarung. 90 Prozent der Strecke dominiert dieses Staubsauger-Heck. Nur bei schnellen, harten Schlägen verschluckt sich das eher weiche Heck, da sind Commencal und YT souveräner. - Laurin Lehner
Die Zahl (maximal 10 Punkte) gibt den Gesamteindruck der Tester wieder und ist keine Addition der Performance-Punkte.
Wir testeten die Bigbikes in diesem Test auf dem Worldcup-Track in Leogang und auf den Parkstrecken in Serfaus-Fiss-Ladis. Mit dabei: der amtierende südafrikanische Downhill-Meister Stefan Garlicki. Auf der UCI-Downhill-Strecke checkte Stefan die Bikes auf Highspeed-Eignung. Steilheit, Steinstufen, Drops, Kurven, Sprünge – auf dem Track in Leogang ist alles dabei.
Später mussten die Bikes ihre Freeride-Eignung unter Beweis stellen, auf den Parkstrecken in Leogang und Serfaus-Fiss-Ladis. Handliche, agile Bigbikes mit viel Popp für Jumps holten sich die meisten Punkte. Die Fähigkeiten aus Park und Downhill flossen in die Gesamt-Bewertung.