Giant Glory vs. Ribisu PsycopathBig-Bike-Duell im Bikepark – Giant gegen Ribisu

Laurin Lehner

 · 06.10.2023

Giant Glory vs. Ribisu Psycopath: Big-Bike-Duell im Bikepark – Giant gegen RibisuFoto: Miha Matavz
Auf der UCI-Worldcup-Strecke in Leogang zieht das neue Giant Glory dem Schweizer Edel-Downhiller davon. Mehr Aufmerksamkeit in der Liftschlange bekommt allerdings das Ribisu.
Giant vs. Ribisu – der größte Fahrradhersteller der Welt gegen die vielleicht kleinste Bike-Schmiede. Worldcup-Bolide gegen Freeride-Bigbike. Taiwan gegen Schweiz. David gegen Goliath? Wir hofften auf eine Überraschung.

Ein Big-Bike-Duell Giant gegen Ribisu das heißt der größte Fahrradhersteller der Welt tritt an gegen die vielleicht kleinste Bike-Schmiede eines Schweizer Tüftlers. Doch die Fahrradbranche ist bekannt für ihre Tüftler und Eigenbrötler. Technikbegeisterte, die davon überzeugt sind, es besser zu machen als die etablierten Hersteller. Beispiele gefällig? Der damals 18-jährige Jakob Lauhoff ertüftelte eine Scheibenbremse mit Wasser statt Öl in der Hydraulik. Brakeforce One lehrte die Konkurrenz das Fürchten.

Oder Cornelius Kapfinger aus Freiburg, der mit seinen Intend-Federgabeln bei Magazintests Besturteile einheimst. Oder eben Adrian Summermatter mit seiner Marke Ribisu. Der Schweizer Downhill-Enthusiast verdient sein Geld als IT-Administrator bei einem Phar­makonzern. Mittlerweile hat er sein Arbeits­pensum auf 80 Prozent reduziert, um sich ganz der Produktion seines Babys widmen zu können: dem Big-Bike Psychopath.

Das krasse Gegenteil ist der Fahrradgigant aus Taiwan, der seinem Namen alle Ehre macht. Giant gilt als der größte Fahrradhersteller der Welt. Während Summermatter in Kleinserie produziert und bisher erst 20 Downhiller verkauft hat, besitzt Giant neun eigene Fabriken, produziert mit 13000 Mitarbeitern für vier Hausmarken und einigen Partnern jährlich über sechs Millionen Fahrräder. Ein Duell auf Augenhöhe? Genau das wollten wir herausfinden.

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Die Bikes: Giant Glory vs. Ribisu Psychopath

Das Giant Glory läuft bereits in der 5. Genera­tion. Vor knapp zehn Jahren (!) präsentierte Giant das letzte Glory. 2023 nun die Neuauflage. Prototypen sind bereits seit vielen Jahren im Worldcup im Einsatz. Jetzt endlich gibt es das Glory auch für Hobby-Downhiller wieder. Das Vollcarbon-Bike ist vorerst nur in einer Ausstattungsvariante zu haben und als Rahmen-Kit.

Giant Glory Advanced | 29/27,5 Zoll   Federweg 200 | 200 mm | Preis: 7999 Euro | Gewicht: 16,8 Kilo (ohne Pedale)Foto: Dimitri Lehner / Mediengruppe KlambtGiant Glory Advanced | 29/27,5 Zoll Federweg 200 | 200 mm | Preis: 7999 Euro | Gewicht: 16,8 Kilo (ohne Pedale)Ribisu Psychopath 1.0 | 27,5 Zoll | Federweg: 200 | 200 mm | Preis: ca. 10.000 Euro | Gewicht: 15,1 Kilo (ohne Pedale)Foto: Dimitri Lehner / Mediengruppe KlambtRibisu Psychopath 1.0 | 27,5 Zoll | Federweg: 200 | 200 mm | Preis: ca. 10.000 Euro | Gewicht: 15,1 Kilo (ohne Pedale)

Das Ribisu Psychopath wird in einer exklusiven Kleinserie verkauft. Seit 2020 bietet Ribisu-Chef Summermatter den Carbon-Rahmen an. Damals nur in Rahmengröße M, für 2023 inves­tierte der Schweizer in eine größere Rahmenform, die Summermatter 20.000 Schweizer Fran­ken kostete.

Das Ribisu Psychopath kommt in zwei Ausstattungsvarianten, entweder mit Fox- oder Rockshox-Fahrwerk. Bei den Kompo­nenten geht Summermatter gerne auf Kunden­wünsche ein. Wer bei Ribisu ein Bike bestellt, telefoniert automatisch mit dem Chef.

Schick & flexibel: Der Flipchip im Steuersatz des Giant Glory erlaubt drei Lenkwinkel von flach bis superflach. Auch der Hinterbau lässt sich für noch mehr Führung länger fahren. Wir fuhren in der kurzen Einstellung.Foto: Dimitri Lehner / Mediengruppe KlambtSchick & flexibel: Der Flipchip im Steuersatz des Giant Glory erlaubt drei Lenkwinkel von flach bis superflach. Auch der Hinterbau lässt sich für noch mehr Führung länger fahren. Wir fuhren in der kurzen Einstellung.Herzstück des Glory: Auch im Maestro-3-Hinterbau versteckt sich ein Flipchip, um die Geometrie abzuändern. Super: Das Heck verwöhnt den Piloten mit viel Popp und ausreichend Komfort. So macht das Bike auf DH-Tracks und Jumps Spaß.Foto: Dimitri Lehner / Mediengruppe KlambtHerzstück des Glory: Auch im Maestro-3-Hinterbau versteckt sich ein Flipchip, um die Geometrie abzuändern. Super: Das Heck verwöhnt den Piloten mit viel Popp und ausreichend Komfort. So macht das Bike auf DH-Tracks und Jumps Spaß.Ausstattung Giant GloryFoto: FREERIDE MagazinAusstattung Giant GloryBewertung Giant Glory AdvancedFoto: FREERIDE MagazinBewertung Giant Glory AdvancedDas schlanke Oberrohr und der futuristische Lenker Syncros Hixon verleihen dem Psychopath-Cockpit einen aufgeräumten Look. We like!Foto: Dimitri Lehner / Mediengruppe KlambtDas schlanke Oberrohr und der futuristische Lenker Syncros Hixon verleihen dem Psychopath-Cockpit einen aufgeräumten Look. We like!Das Heck des Psychopath ist mit einem Luftdämpfer ausgestattet. Die Traktion konnte uns nicht überzeugen. Die heraushängenden Kabelstränge unter dem Tretlager sehen eher home-made aus als „Swiss made“.Foto: Dimitri Lehner / Mediengruppe KlambtDas Heck des Psychopath ist mit einem Luftdämpfer ausgestattet. Die Traktion konnte uns nicht überzeugen. Die heraushängenden Kabelstränge unter dem Tretlager sehen eher home-made aus als „Swiss made“.
Ausstattung Ribisu PsycopathFoto: FREERIDE MagazinAusstattung Ribisu PsycopathBewertung Ribisu PsychopathFoto: FREERIDE MagazinBewertung Ribisu Psychopath

Gleiche Ziele, gleiche Daten, gleiche Bikes?

Beide Bikes sind für den Downhill-Einsatz konzipiert und sollen den Fahrer auf grobem Terrain mit Komfort unterstützen. Ribisu-Chef Summermatter legte bei der Konstruktion zudem Wert auf ein spritziges Handling. Auffällig: Der L-Rahmen wirkt sehr kurz. Die superknappen Kettenstreben (432 mm) sollen für die nötige Agilität sorgen. Normalerweise verkauft Summermatter sein Psychopath als Mullet, uns lieferte er aber aus Teilemangel ein Bike mit 27,5-Zoll-Laufrädern.

Das Giant Glory ist konsequenter auf Race getrimmt. Die Geometrie ist lang, tief und flach. Den Carbon-Rahmen gibt es in All-29 und Mullet. Neu: drei Einstellmöglichkeiten per Flipchip – am Hinterbau, an der Kettenstrebe und am Steuerkopf. So kann der Kunde die Geometrie ganz nach seinen Vorlieben einstellen. Wir haben die mittlere Einstellung gewählt und sind damit sehr gut gefahren.

Nachdem wir bei dem Ribisu ein großes Laufrad und eine gut funktionierende Gabel einbauen, schließt es dichter auf zum neuen Giant Glory.Foto: Miha MatavzNachdem wir bei dem Ribisu ein großes Laufrad und eine gut funktionierende Gabel einbauen, schließt es dichter auf zum neuen Giant Glory.

In der Praxis

Wir haben beide Bikes über die roughen Strecken in den Bikeparks Serfaus-Fiss-Ladis und in Leogang geprügelt. Aber auch über Jump-Trails. Los geht’s mit dem brandneuen Giant Glory.

Die moderne Geo positioniert den Fahrer sicher im Bike und lässt den Wohlfühlfaktor sofort in die Höhe schnellen. Das Bike lässt sich sehr intuitiv steuern, bei Sprüngen und in Turns gibt es ange­nehmen Gegendruck. Wird die Strecke steiler und ruppiger, profitiert der Pilot von der gestreck­ten Geometrie. Das Fahrwerk harmoniert, doch erst, als wir die Fox 40 deutlich weicher abstimmten. Zur Sänfte wird das Giant Glory dennoch nicht, dafür erzeugt das Fahrwerk zu wenig Komfort und Plushness. Das Glory macht sowohl auf DH-Strecken als auch im Park eine gute Figur.

Das Ribisu Psychopath muss sich dem Glory leider schnell geschlagen geben. In Wurzelpassagen kam bei dem superleichten Carbon-Flitzer (15,1 kg!) kein Flubber-Feeling auf, stattdessen stolperte es durchs Wurzelgeflecht, schaukelte sich auf und geizte mit Traktion. Das kleine Vorderrad und die gedrungene Geometrie unterstützten das Gefühl: eher Super-Enduro als Big Bike.

Aber wir wollten nix unversucht lassen und montierten die neue Rockshox Boxxer mit 29-Zoll-Vorderrad. Und siehe da: Das Psychopath gefiel viel besser: mehr Speed, mehr Kontrolle, mehr Big Bike. Auf Jump-Strecken rollte das Rad dank der leichten Carbon-Laufrädern extrem schnell – super! Nervig: die laute Geräuschkulisse. Liegt vielleicht am Resonanzkörper des Rahmens.

Fazit: Big Bikes im Duell – Giant vs. Ribisu

Keine Überraschung. Das neue Giant Glory gewinnt klar. Es ist modern, kann Park und Downhill und hat clevere Features wie die vielseitige Geo-Verstellung. Das Ribisu Psychopath ist eher ein Light-Big-Bike und leidet unter einer angestaubten Geometrie. Sieg für Giant. – Laurin Lehner, FREERIDE-Redakteur

Der Duell-Testsieger

Duell-Testsieger Giant GloryFoto: Dimitri Lehner / Mediengruppe KlambtDuell-Testsieger Giant Glory

Duell Giant vs. Ribisu: Das sagen die Tester

Schade, ich hätte mir gewünscht, dass die Mini-Schmiede aus der Schweiz den Big Player abwatscht. Leider nein! Das Ribisu Psychopath ist eher Super-Enduro als Big Bike.
Laurin Lehner, Tester (1,78 m | 73 Kilo)
Das neue Giant Glory ist kein Downhill-Pflug, sondern angenehm spritzig. Mir hat es auf den Parkstrecken ähnlich viel Spaß gemacht wie auf dem Downhill-Track.
Dimitri Lehner, Tester, (1,79 m | 75 Kilo)

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