Es fällt leicht, das Norco Shore zu mobben. Denn es ist schwer wie ein Downhiller. Und träge wie eine Bleikugel im Sandkasten. Doch wenn die Schwerkraft außer Rand und Band gerät, dann geht mit dem Shore die Luzi ab. Um das Konzept des Shore zu verstehen, muss man wissen, wo dieser Alu-Bolide mit seiner wuchtigen High-Pivot-Kinematik herkommt. Aus British Columbia, Canada nämlich. Konstruiert am Northshore, für den Northshore, genannt: Northshore. Und das sagt alles, denn dort geht es zur Sache mit Stunts, Drops, fetten Sprüngen in steilem Terrain.
Bei uns dagegen wirkt das Norco Shore ein bisschen wie der Hummer-Truck in München-Schwabing, etwas fehl am Platz. Sprich: Um die Stärken des Norco-Freeriders zu spüren, braucht man das richtige Gelände – wie beim Hummer. In verwinkelten Bikepark-Strecken fährt sich das Bike schnell fest und verlangt ständig Körpereinsatz. Ohne Speed wird das Shore träge, springt zu kurz, klebt am Boden, benötigt Nachdruck wie ein lernfauler Teenie. Wird das Gelände aber zornig und steil, kehrt sich der Gewichtsnachteil um. Dann liegt das Norco satt und stabil in der Spur, unterstützt durch sein schluckfreudiges Fahrwerk. Es überschüttet den Piloten mit Selbstvertrauen und animiert zum Draufhalten, was immer vorm Vorderrad auftauchen mag.
Wir testeten das Norco Shore bereits in Medium, jetzt in Large. Zwar geht der Trend zu längeren Bikes, doch in diesem Fall raten wir zum Medium-Rahmen mit 460er -Reach bei einer Körpergröße um 1,80 Metern.
Potent, robust, schwer. Das erzeugt einen spitzen Einsatzbereich. Doch wer genau das macht, was das Norco Shore kann, findet in dem unverwüstlichen Bike einen verlässlichen Action-Buddy.
Das Shore ist etwas aus der Zeit gefallen. Ein Freerider wie früher. Robust, doch irre schwer. Für Kanada genau richtig. Für eher universelle Freeride-Missionen zu speziell. Dann lieber gleich das Modell Shore Park.
Die Zahl (maximal 10 Punkte) gibt den Gesamteindruck der Tester wieder und ist keine Addition der Performance-Punkte.