Canyon präsentiert mit dem Sender CFR ein komplett neu entwickeltes Downhill-Bike. Das Herzstück des neuen Modells ist ein High-Pivot-Federungssystem mit Umlenkrolle. Dieses Design soll laut Hersteller für maximale Traktion und Kontrolle in anspruchsvollem Gelände sorgen. Der Federweg beträgt üppige 200 Millimeter.
Die Kinematik sei so ausgelegt, dass der Pedalrückschlag minimiert werde. Gleichzeitig spreche das Fahrwerk sehr feinfühlig an, um auch bei kleinen Unebenheiten maximale Bodenhaftung zu gewährleisten. Der Schwerpunkt liege tief und zentriert, was das Kurvenverhalten und die Reaktionsfreudigkeit verbessern solle. Mit 130 Prozent Anti-Rise sei das Fahrwerk darauf ausgelegt, beim Bremsen eine gleichmäßige Gewichtsverteilung zwischen Vorder- und Hinterrad zu ermöglichen. Dadurch bleibe das Fahrwerk auch in steilen Passagen und engen Kurven aktiv.
Wir bekamen das erste Canyon Sender im Frühjahr 2016 zum Testen. “Was ihr habt schon eins?”, sagte Canyon-Teamfahrer und Freeride-Ikone Darren Berrecloth (damals ein Red Bull gesponsorter Superstar) und konnte es kaum glauben, denn er musste sich noch mit dem Canyon Torque DHX begnügen, dem bisherigen Großkaliber des Koblenzer Bike-Versenders. Das neue Sender verblüffte mit einer extravaganten Optik, wir nannten es scherzhaft “das iPhone” unter den Bigbikes, denn die Konstrukteure hatten es mit einem besonders schicken Carbon-Sitzdom ausgestattet und den Dämpfer so elegant integriert, dass die Konkurrenz dagegen grob und plump wirkte. Im Vergleichstest musste der neue Kohlenstoff-Bolide gegen Bikes von Bulls, Commencal, Lapierre, Norco und Specialized antreten. Auf die knüppelharte Strecke in Bozen hatten wir Promi-Tester und Serien-Deutscher-Meister Marcus Klausmann mitgenommen, der alle Bikes auf Zeit fahren sollte. Ironie des Schicksals: Die beiden Bikes mit High-Pivot-Hinterbau (Bulls und Commencal) belegten die ersten beiden Plätze im Speed-Ranking.
Wir sagen: Hätten die Canyon-Mannen den Test mal genauer gelesen (FREERIDE 2/2016) und sich nicht so lange Zeit gelassen – ha ha!
Die Federungskinematik des Sender CFR ist auf Progression und Anti-Squat ausgelegt, sagt Canyon. Dies solle dafür sorgen, dass das Bike stabiler im mittleren Federwegsbereich “steht” und ein vorhersehbares, reaktionsschnelles Verhalten beim Pushen, Beschleunigen aus Kurven und Abspringen ermöglicht. Über das Übersetzungsverhältnis des Dämpfers lässt sich die Endprogression individuell an Fahrstil oder Streckenbedingungen anpassen. Dazu muss man den Dämpfer umhängen. In der einen Einstellung eher linear, in der anderen progressiver für fette Drops und harte Schläge. Der Rahmen besteht wie das Kürzel CF vermuten lässt, komplett aus Carbon und ist auf maximale Steifigkeit und Haltbarkeit ausgelegt. Besonders stolz ist Canyon auf seine polymerverstärkte HIT-Technologie, sprich: Kunststoff-Schalen, die den Rahmen vor Beschädigungen zuschützen. Zusätzlich sind Unterrohrschutz und Fender verbaut. Um Fahrgeräusche zu minimieren, wurden die Kettenstreben mit dickem Gummi gepanzert.
Canyon setzt beim Sender CFR auf eine Mullet-Laufradkombination mit 29 Zoll vorne und 27,5 Zoll hinten. Das soll die optimale Balance zwischen Stabilität und Wendigkeit bieten. Gerade hörten wir den neuen Downhill-Star Asa Vermette sagen: „Mullet ist die beste Wahl für Downhill-Rennen und im Vergleich mit All-29 schneller in Kurven!“ Im Vergleich zum Vorgängermodell ist der Reach um 8 Millimeter verlängert worden. Der Stack wurde je nach Rahmengröße um 4 bis 9 Millimeter erhöht. Der Lenkwinkel beträgt jetzt 62,7 Grad (low) und 63 Grad im High-Setting. Die Tretlagerhöhe liet bei 347 Millimeter im niedrigen und 352 Millimeter im hohen Setting. Über einen Flip-Chip lasse sich die Geometrie um 5 Millimeter anpassen. Eine Reach-Verstellung im Steuerrohr ermögliche zudem eine Anpassung von plus/minus 8 Millimeter.
Das Sender CFR biete zahlreiche Möglichkeiten, um das Fahrwerk an persönliche Vorlieben und Streckenbedingungen anzupassen. Die Dämpfer von RockShox und Fox seien speziell auf die Kinematik des Rahmens abgestimmt, sagt der Hersteller. An der oberen Dämpferaufnahme kann man zwischen 32,7 und 37 Prozent Progression wählen. Der serienmäßig verbaute KIS-Lenkungsstabilisator von Canyon lässt sich in der Wirkung verändern oder bei Bedarf komplett demontieren. Für die Wartung sind alle Lagerpunkte und Schrauben leicht zugänglich. Die Kabelführung erfolgt komplett intern. Der Hinterbau setzt auf den 148 x 12 Millimeter Boost-Standard, was die Kompatibilität zu gängigen Laufrädern gewährleist.
Canyon bietet das Sender CFR in zwei Ausstattungsvarianten an. Das Basismodell Sender CFR richtet sich an ambitionierte Privatfahrer und kommt mit einer Fox 40 Federgabel, Fox DHX2 Performance Dämpfer und SRAM Maven Bronze Bremsen. Die UVP liegt bei 4499 Euro.
Das Topmodell Sender CFR Team dagegen, sagt Canyon, entspricht der Ausstattung des Weltcup-Teams und ähnelt sehr dem Bike, mit dem Troy Brosnan letzten Herbst den Worldcup in Mont Sainte Anne gewonnen hat. Es verfügt über eine RockShox Boxxer Ultimate Federgabel, einen Vivid Coil Ultimate Dämpfer sowie SRAM Maven Silver Bremsen und ein X01 DH Schaltung. Der Preis: 5999 Euro. Beide Modelle sind ab 6. Mai 2025 auf der Canyon-Website und in der Canyon-App erhältlich.
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