Dimitri Lehner
· 18.08.2024
Ursprünglich hatten wir einen großen Vergleichstest geplant mit all den glorreichen Brands, doch irgendwie war der Wurm drin. Manche Hersteller konnten Anfang des Jahres nicht liefern, sei es, weil Bigbikes in der Prio nach hinten gerutscht sind (#NischeStattImage-Produkt), Bikes im Zoll hingen oder Bikes statt zu uns nach Bielefeld geschickt wurden – das es bekanntlich doch gar nicht gibt.
Macht nix, den großen Vergleich holen wir nach, jetzt gibt es diesen interessanten 3er-Schlagabtausch: Scott Gambler gegen Santa Cruz V10 gegen Versender Rose – Worldcup-erprobte Global Player gegen Underdog.
Rose hatte einige Jahre auf ein Bigbike im Portfolio verzichtet, bedient jetzt aber wieder die Gravity-Fraktion mit dem neuen Scrub, einer robusten Alu-Konstruktion, die sich sowohl als Single-Crown-Freerider aufbauen lässt wie auch als Bigbike mit Doppelbrückengabel. Wir hatten zum fairen Vergleich die Top-Modelle bestellt. Doch gerade Rose schickte das günstigere Modell Scrub DC 2.
Wenn sich Margot Robbie in die Liftschlange stellt, fallen die Reaktionen vermutlich nicht anders aus als bei uns mit dem roten V10 von Santa Cruz. Das Bike ist ein Augenmagnet. Der Worldcup-Flitzer wurde seit Greg Minnaars Weltmeister-Run 2021 nochmal überarbeitet und finegetunt. Jetzt soll er Jackson Goldstone von Sieg zu Sieg tragen. Merkmal und Trend: Verstelloptionen an allen Ecken und Enden, um das Bike an die individuellen Wünsche und unterschiedliche Tracks anzupassen.
Für das Scott Gambler gilt das ebenso. Auch hier haben die Ingenieure “nur” Finetuning betrieben und noch einige Gramm aus dem eh schon verdammt leichten All-29-Bike gequetscht, dass es auf sensationelle 15 Kilo kommt.
Das Scott gefiel mir auf Anhieb am besten: leicht, wendig, verspielt, mit gutem Handling. Das Fahrwerk erzeugt Kontrolle und gibt dennoch Feedback, statt im Federweg zu versacken – das ist für Jumps gut. - Michael Eder (27), Spontan-Tester
Am liebsten hätten wir auf der Worldcup-Strecke in Schladming getestet. Sie ist steil, zornig und besitzt alles, um ein Bigbike zu fordern. Doch in Schladming wedelten noch die Skifahrer ins Tal, als wir testen wollten. Alternative: Die renovierte Downhill-Strecke am Geißkopf bietet eine gute Mischung aus Steinfeldern und Sprüngen oben, engeren Kurven und Gepoltere im Mittelteil und ein Feuerwerk an Sprüngen im unteren Teil.
Wir jagten die Bikes auch über den abwechslungsreichen Freeride-Track. Denn uns interessierte nicht nur das reine Speed-Potenzial, auch die Park-Shred-Qualitäten. Beim Fahrwerkssetup hielten wir uns an die Herstellerangaben und modifizierten dann, um das Optimum aus den Bikes zu kitzeln.
Erkenntnis eins nach vielen Test-Runs: Die Bikes machen richtig viel Spaß. Zweite Erkenntnis: Die Unterschiede sind nicht so groß wie erwartet – das Rose kann gut mithalten. Erkenntnis Nummer drei: Das V10 ist wie erwartet der reinrassige Racer, dennoch: Der große Wow-Effekt blieb aus. Zumindest auf den gefahrenen Teststrecken. Da griffen wir lieber zu dem handlicheren Scott und auch das Rose musste sich vor dem Großkaliber aus Kalifornien nicht verstecken.
Immer wieder verblüffend, wie viel Fahrspaß Bigbikes machen. Die Testbikes lagen enger zusammen, als wir das vermutet hätten. Gerade das günstige Rose schlug sich tapfer im direkten Vergleich.
Die Zahl (maximal 10 Punkte) gibt den Gesamteindruck der Tester wieder und ist keine Addition der Performance-Punkte.