Vor gut einem Jahrzehnt hat sich Yeti aus dem Lycra-Game verabschiedet und damit den Racefullys den Rücken gekehrt. In der aktuellen Modellpalette war bis vor Kurzem das SB120 das 29er Fully mit dem kürzesten Federweg. Doch auch das SB120 mit Yeti-typischem Switch-Infinity-Hinterbau liebäugelt mehr mit dem Trail- als dem Cross-Country-Einsatz und kommt stark nach seinen großen Brüdern SB140 und SB160. Ein leichtes, speziell für den Cross-Country-Einsatz maßgeschneidertes Fully fehlte. Mit der Neuauflage des ASR hat Yeti die entstandene Lücke nun geschlossen und einen ausgezehrten Sportler auf die Reifen gestellt. Um das neue ASR absolut konkurrenzfähig für die Rennstrecke auszustaffieren, besitzt der schlanke Carbonrahmen einen Flex Stay Hinterbau mit 115 Millimeter Federweg und eine 120er Federgabel. Unnötige Lagerpunkte und aufwendige Umlenkhebel sucht man am ASR vergebens. Ganze 36 verschiedene Carbon-Lay-ups sollen in der Entwicklung produziert worden sein, um das Optimum aus dem Rahmen herauszuholen.
In unserem Testlabor blieb die Waage bei 1670 Gramm für den Rahmen in Größe L stehen. Damit geht Yeti auf Tuchfühlung mit den leichtesten Rahmen dieser Klasse, auch wenn der Spitzenwert vom Specialized Epic nochmals 200 Gramm niedriger liegt. Im Gesamtaufbau für knapp 10.000 Euro bringt das Yeti ASR 11,3 Kilo ohne Pedale auf die Waage. Das ist gut, jedoch keineswegs rekordverdächtig. Ein Gewichttreiber ist schnell identifiziert und heißt DT Swiss XM 1700. In dieser Preisregion darf man leichtere Laufräder erwarten, was sich wiederum positiv aufs Fahrverhalten auswirken würde.
Im Sattel des Yeti ASR T3 geht es erst mal überraschend gemütlich zu. Die Sitzlänge hält sich in Grenzen, und das Cockpit fällt durch den leichten Rise des etwas schmal geratenen Lenkers eher hoch aus. Von übertriebener Sportlichkeit fehlt jede Spur. Dafür kann das ASR durch Effizienz begeistern. Selbst im Wiegetritt bleibt der Hinterbau angenehm ruhig und pariert jeden Antritt. Für den kompletten Lockout steht dennoch ein Remote-Drehgriff für das komplette Fahrwerk zur Verfügung.
Bei den Fahrwerkskomponenten setzt das Yeti ASR T3 auf Rockshox SID Ultimate Gabel und SID Luxe Ultimate Dämpfer sind das Mittel der Wahl. Auf kleine Feinheiten reagiert das Fahrwerk gut und generiert Traktion. Sobald die Strecken rauer werden und richtiges Schluckvermögen gefragt ist, geizt vor allem die Gabel mit Federweg und wird stark progressiv gegen Ende.
Das verhindert zwar effektiv Durchschläge, lässt aber wenig Komfort aufkommen und limitiert. Auf zahmeren Trails begeistert hingegen die Reaktionsfreude des poppigen Fahrwerks, wodurch sich das ASR spielend über Wurzelfelder lupfen und durch Kompressionen pushen lässt. Bei schnellen Antritten haben wir jedoch aufgrund der trägen Laufräder etwas Spritzigkeit vermisst. Auch die Maxxis Rekon/Rekon Race Reifen rollen nicht übermäßig gut und lassen Geschwindigkeit liegen.
Positiv: Trotz des Race-Einsatzes spezifiziert Yeti eine 150er Teleskopstütze, die auch Steilabfahrten mit Sicherheitsreserven zulässt.
BENOTUNG: Das BIKE-Urteil setzt sich aus den subjektiven Eindrücken der Testfahrer und unseren Labormesswerten zusammen. Das Urteil ist preisunabhängig. Notenspektrum: sehr gut (0,5–1,5), gut (1,6–2,5), befriedigend (2,6–3,5), ausreichend (3,6–4,5), mangelhaft (4,6–5,5)
Ein derart sportliches Racefully gab es schon lange nicht mehr von Yeti. Gewicht und Performance des Yeti ASR sind top, bei der Ausstattung gibt es noch Potenzial.