Mondraker F-Podium RR - Test Marathon-BikesMondraker & Länge läuft auf der Langdistanz

Jan Timmermann

 · 15.07.2024

Kann das Mondraker F-Podium RR die steilen Hänge rund um Schladming beherschen? In einem Test mit Renneinsatz haben wir es herausgefunden.
Foto: Georg Grieshaber
Das Mondraker F-Podium sieht bereits im Stand schnell aus. Ob sich das in die Praxis transferieren lässt, soll ein Praxis-Test im Marathon-Rennen zeigen. 120 Millimeter vorne, 110 hinten und ein Carbon-Chassis mit langer Geometrie versprechen vor allem eines: Vollgas! Wir haben das Mondraker F-Podium über die Langdistanz gehetzt.

Schnelle Optik, schneller Name: Das Mondraker F-Podium ist ganz klar ein heißer Kandidat für Startblock Nummer eins. Bisher hatten wir noch keine Gelegenheit, die neuste Rennmaschine aus dem Hause Mondraker zu testen, doch das sollte sich beim Mehrtages-Marathon Alpentour Trophy in Schladming endlich ändern. So realistisch, wie es nur geht, haben wir das F-Podium im Marathon-Einsatz auf seine Stärken und Schwächen getestet. Antreten musste es dabei gegen die Konkurrenz von Cervélo ZFS-5 und Storck Adrenalin. Ein knallharter Marathon-Shootout!

Das Mondraker F-Podium zieht mit einem Carbonrahmen und 110 Millimetern Federweg im Heck in den Kampf. 120 Millimeter holt eine Fox 34 SC Factory Gabel an der Front heraus. Mondraker ist bekannt für progressiv-lange Geometrien und das F-Podium macht da keine Ausnahme. Wie wird sich die spanische Rakete schlagen, wenn es an den Hängen rund um Schladming zur Sache geht?

Getestet haben wir das Mondraker F-Podium RR für 7999 Euro im echten Renneinsatz bei der Alpentour Trophy Schladming, Österreichs größtem UCI-Marathonrennen.Foto: Marketa NavratilovaGetestet haben wir das Mondraker F-Podium RR für 7999 Euro im echten Renneinsatz bei der Alpentour Trophy Schladming, Österreichs größtem UCI-Marathonrennen.

Das vielversprechende Mondraker F-Podium RR trägt mit 7999 Euro das größte Preisschild im Test. Passend dazu gewährt Mondraker eine lebenslange Garantie auf den gut geschützten Rahmen. Bei Laufrädern, Kurbeln und Lenker spart zudem edler Kohlenstoff einige Gramm ein. Dass sich das F-Podium die Gewichtswertung mit dem deutlich kleineren Storck teilen muss, liegt an den schieren Dimensionen unseres XL-Testbikes. Eine mechanische Schaltung ist in diesem Preissegment fast schon exotisch, funktioniert aber nach wie vor knackig-gut. So gar nicht ins Bild mag allerdings der klobige Hebel für die Vario-Stütze passen. Aufgrund seines langen Hebelweges lässt er sich unmöglich ergonomisch platzieren. Abgesehen davon verstrahlt das Bike mit dem dünn-breiten Oberrohr bereits im Stand viele Racing-Vibes. Ein gutes Omen.

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Diese beiden Marathon-Fullys haben wir auch auf ihre Race-Tauglichkeit hin getestet:


Jedes der Testbikes hat ein anderes Flaschenhalter-Setup. Das Mondraker F-Podium trägt den zweiten unter dem Oberrohr. Ein Sideloader, der hier zur Rechtsentnahme funktioniert muss erst einmal gefunden werden.Foto: Georg GrieshaberJedes der Testbikes hat ein anderes Flaschenhalter-Setup. Das Mondraker F-Podium trägt den zweiten unter dem Oberrohr. Ein Sideloader, der hier zur Rechtsentnahme funktioniert muss erst einmal gefunden werden.

Das Mondraker F-Podium RR auf dem Marathon-Trail: Volle Fahrt voraus!

Dass ich das Mondraker F-Podium für die Etappe mit den meisten Highspeed-Abfahrten wähle, ist purer Zufall. Auf den Skihängen macht es mir die brachiale Laufruhe der spanischen Rakete leicht, viele Plätze gut zu machen. Je schneller, desto besser. Für Marathon-Abfahrten sind der 66,5 Grad flache Lenkwinkel und der 500 Millimeter lange Reach eine Gewinner-Kombi. Tief und weit über das Bike gespannt, kann bei Geradeausfahrt die Bremse immer offen bleiben. Unsicherheiten bergab? Fehlanzeige, auch wenn der Körper bereits müde ist.

Kettenstrebenschutz, Mini-Schutzblech und Kettenführung bewahren das Mondraker F-Podium vor Schäden und schonen die Hardware.Foto: Georg GrieshaberKettenstrebenschutz, Mini-Schutzblech und Kettenführung bewahren das Mondraker F-Podium vor Schäden und schonen die Hardware.

Dank 435 Millimeter kurzen Heck lässt sich das F-Podium auch noch gut in die Kurve schmeißen und über Hindernisse lupfen. Breite, gut gedämpfte Reifen und ein trotz zehn Millimeter Hub-Unterschied harmonisches Fahrwerk unterstützen den Hochgeschwindigkeits-Flug gen Tal. Der Hinterbau schafft einen guten Spagat zwischen Sensibilität, Feedback und Reserven. Unaufgeregt und leise schieße ich an einem Konkurrenten nach dem anderen vorbei. Chapeau!

Bergab ist das Mondraker F-Podium kaum zu stoppen. Eine progressive Geometrie und eine hohe Fahrwerksqualität machen sich in der Abfahrt bezahlt.Foto: Georg GrieshaberBergab ist das Mondraker F-Podium kaum zu stoppen. Eine progressive Geometrie und eine hohe Fahrwerksqualität machen sich in der Abfahrt bezahlt.

Attacke bergauf: Marathon-Angriff mit dem Mondraker F-Podium

Die Praxis verifiziert, was die Geometrietabelle suggeriert. Durch das lang-flache Cockpit und den ausladenden Hauptrahmen werde ich auf dem Mondraker in die mit Abstand sportlichste Sitzposition gezogen. Allein durch die aggressive Fahrhaltung besitzt das Bike den Vorwärtsdrang eines Kampfjets. In der Ebene wie am Berg animiert das zusammen mit dem progressiven Sitzwinkel zu Druck auf den Pedalen. Im engen Anstieg zur zur Reiteralm muss ich ganz schön ausholen, um den Jet um die Kehren zu treten. Schnell in den Wiegetritt wechseln. Per Daumendruck lassen sich Gabel und Dämpfer gleichzeitig sperren - super! Auf den vielen groben Schotter-Anstiegen der dritten Etappe liefert die Mittelposition Effizienz und Komfort gleichzeitig. Das Mondraker besitzt das am besten ausgewogene Race-Fahrwerk des Tests.

Der klobige Hebel der Dropper-Post steht dem 8000 Euro teuren Mondraker schlecht zu Gesicht. Er besitzt einen langen Hebelweg und lässt sich unmöglich ergonomisch platzieren.Foto: Georg GrieshaberDer klobige Hebel der Dropper-Post steht dem 8000 Euro teuren Mondraker schlecht zu Gesicht. Er besitzt einen langen Hebelweg und lässt sich unmöglich ergonomisch platzieren.

Vier Stunden auf einer vollgefederten Streckbank haben natürlich auch ihre Schattenseiten. Als mir die ersten Stiche in den Rücken fahren, fühle ich mich an eine weitere Marathon-Erfahrung erinnert. Damals fiel ich auf der Ziellinie mit einem Hexenschuss vom Bike und meine Partnerin musste mir die Schuhe ausziehen. Keine Frage: Das Mondraker ist eine rassige Rennmaschine, verlangt auf der Langdistanz aber seinen Tribut. Auch, wenn das Bike im Marathon wenig Grenzen setzt, muss der Fahrer erst einmal mithalten können.

Am Fahrwerk nur das Beste. Angeführt wird das Mondraker F-Podium RR von einer Fox 34 SC Factory. Der Lenkwinkel steht 66,5 Grad flach.Foto: Georg GrieshaberAm Fahrwerk nur das Beste. Angeführt wird das Mondraker F-Podium RR von einer Fox 34 SC Factory. Der Lenkwinkel steht 66,5 Grad flach.

Das Mondraker F-Podium RR im BIKE-Test: Daten & Noten

Details

  • Federweg vorne: 120 mm
  • Federweg hinten: 110 mm
  • Rahmenmaterial: Carbon
  • Laufradgröße: 29 Zoll
  • Einsatzgebiet: Crosscountry / Marathon
  • Preis: 7999 Euro >> hier reduziert erhältlich
  • Erhältlich über: Fachhandel
  • Garantie: lebenslang
Ohne Funk-Elektronik gibt’s an der Front des Mondraker F-Podium RR Kabelsalat. Mit GPS-Halterung und Startnummer wird’s ganz schön voll.Foto: Georg GrieshaberOhne Funk-Elektronik gibt’s an der Front des Mondraker F-Podium RR Kabelsalat. Mit GPS-Halterung und Startnummer wird’s ganz schön voll.

Ausstattung

  • Gabel: Fox 34 SC Factory
  • Dämpfer: Fox Float Factory DPS
  • Schaltung: Sram GX / X01 Eagle AXS, 1 x 12
  • Übersetzung / Bandbreite: 34; 10-52 / 520%
  • Bremsen: Sram Level Stealth Bronze 2-Kolben, 180 / 160 mm
  • Telestütze/Hub: OnOff Pija Dropper / 170 mm
  • Laufräder: Mavic Crossmax Carbon XL R
  • Reifen: Maxxis Rekon Race, Exo TR, 29 x 2,2”
Eine mechanische Schaltung hat an hochpreisigen Marathon-Bikes fast schon Seltenheitswert. Am Mondraker F-Podium überzeugt die Sram X01 Eagle Schaltung mit guter Funktion und geringem Gewicht.Foto: Georg GrieshaberEine mechanische Schaltung hat an hochpreisigen Marathon-Bikes fast schon Seltenheitswert. Am Mondraker F-Podium überzeugt die Sram X01 Eagle Schaltung mit guter Funktion und geringem Gewicht.

Messwerte

  • Gesamtgewicht: 11,7 kg (ohne Pedale)
  • Rahmengewicht: 2266 g (ohne Dämpfer)
  • Gewicht Dämpfer: 353 g
  • Gewicht Gabel: 1560 g
  • Gewicht Laufräder: 4117 g
  • Laufradträgheit: 3177 kg x cm²
Das Mondraker F-Podium RR ist das einzige Bike im Test mit Carbon-Laufrädern. Die Maxxis Rekon Race Reifen in 2,4 Zoll breite laufen schnell und besitzen gute Dämpfungseigenschaften.Foto: Georg GrieshaberDas Mondraker F-Podium RR ist das einzige Bike im Test mit Carbon-Laufrädern. Die Maxxis Rekon Race Reifen in 2,4 Zoll breite laufen schnell und besitzen gute Dämpfungseigenschaften.Die Geometrie des Mondraker F-Podium RR in Rahmengröße XL.Foto: Bike-MagazinDie Geometrie des Mondraker F-Podium RR in Rahmengröße XL.Die Steifigkeiten des Mondraker Carbonrahmens liegen in der Norm.Foto: Bike-MagazinDie Steifigkeiten des Mondraker Carbonrahmens liegen in der Norm.Das Mondraker F-Podium ist ein rassiges Marathon-Bike mit sportlicher Sitzposition und hoher Laufruhe.Foto: Bike-MagazinDas Mondraker F-Podium ist ein rassiges Marathon-Bike mit sportlicher Sitzposition und hoher Laufruhe.Bei der Bewertung der Servicefreundlichkeit schneidet das Mondraker F-Podium RR durchschnittlich ab.Foto: BIKE-MagazinBei der Bewertung der Servicefreundlichkeit schneidet das Mondraker F-Podium RR durchschnittlich ab.Langer Vorbau plus Flatbar aus Carbon: Die lang-flache Sitzposition des Mondraker Fullys macht keine Gefangenen.Foto: Georg GrieshaberLanger Vorbau plus Flatbar aus Carbon: Die lang-flache Sitzposition des Mondraker Fullys macht keine Gefangenen.

Benotung

Fahrverhalten (65%): 1,8

  • Uphill Fahrverhalten (14%): 2,25
  • Uphill Effizienz Fahrwerk (13%): 2,00
  • Downhill Fahrverhalten (20%): 1,25
  • Downhill Fahrwerk (18%): 2,00

Labor (10%): 2,2

  • Gewicht (6%): 2,25
  • Laufradbeschleunigung (4%): 2,00

Ausstattung (25%): 1,5

  • Ausstattungsqualität (5%): 1,45
  • Usability/Mehrwert (5%): 3,00
  • Transportvolumen Flaschenhalter (5%): 1,25
  • Versenkbarkeit Sattel (5%): 0,50
  • Qualität/Verarbeitung (5%): 1,25

Endnote: 1,8

Hier gehört das Mondraker F-Podium hin: mitten ins Renngeschehen eines MTB-Marathons.Foto: Georg GrieshaberHier gehört das Mondraker F-Podium hin: mitten ins Renngeschehen eines MTB-Marathons.

Fazit von BIKE Test-Redakteur Jan Timmermann

Mit guten Klettereigenschaften und einer brachialen Downhill-Laufruhe wird das Mondraker F-Podium seinem Namen gerecht. Ein starkes Racebike für ambitionierte Temporitte. Wer die Länge und die sportliche Sitzposition des F-Podiums für sich nutzen kann, ist im Marathon kaum noch aufzuhalten. Zu extrem für die gemütliche Feierabendrunde, super für den Renn-Einsatz. Marathon-Testsieg fürs Mondraker F-Podium RR!

Pro

  • beeindruckende Laufruhe
  • harmonisches Fahrwerk in allen Situationen, Lenker-Remote
  • vereint Vortrieb und Downhill-Kompetenz

Contra

  • sperrig in engen Uphill-Situationen
  • lange Sitzposition wird schnell zu extrem
  • teures Bike
BIKE-Redakteur Jan Timmermann bei der Alpentour Schladming 2024.Foto: Marketa NavratilovaBIKE-Redakteur Jan Timmermann bei der Alpentour Schladming 2024.

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