Dauertest-Report Specialized Epic 8 ExpertEdel-Racer im Matsch versenkt

Jan Timmermann

 · 21.04.2025

Das Specialized Epic 8 wurde für den Dauertest auch im Renneinsatz gefahren.
Foto: Thomas Weschta
Das Specialized Epic 8 könnte aktuell eines der besten Race-Fullys am Markt sein. Leicht, vielseitig, wertig begeistert es im Fahrtest. Doch was passiert, wenn der Edel-Flitzer 3200 Kilometer im Dauerbetrieb läuft? Wir setzten das Specialized Epic 8 Expert so viel Schlamm aus, wie noch kein Bike jemals zuvor. Hier ist die Abrechnung des Dauertests.

Als Specialized vor einem Jahr das Epic 8 der Weltöffentlichkeit präsentierte, staunten wir nicht schlecht: 120 Millimeter Federweg mit Option auf mehr, progressive sowie anpassbare Geometrie, Staufach sowie clevere Details und das alles bei einem konkurrenzfähig leichtem Rahmengewicht. Wer die Chance hat ein Bein über das neue Epic zu werfen, dem blüht eine Überraschung. Kaum ein anderes Bike demonstriert so eindrücklich, wie gut Race-Bikes heute sein können. Auch das beste Cross-Country- und Marathon-Bike ist allerdings nur so gut, wie seine Haltbarkeit. Im Test scheuchten wir das 7500 Euro teure Specialized Epic 8 Expert durch alle denkbaren Szenarien: alltägliche Brot-Und-Butter-Fahrten, hochalpine Enduro-Trails und als Saisonhighlight das härteste MTB-Etappenrennen Europas. Im Dauertest hatte das Specialized wenig Glück mit dem Wetter und die Technik musste enorm viele Folter-Fahrten einstecken. Besonderes Bonbon: Um die Vielseitigkeit der Plattform auf die Probe zu stellen, bauten wir es im Laufe des elfmonatigen Tests auf die Evo-Version mit 130 Millimetern Federweg um.

Ein Bike für viele tausend Euro im Schlamm zu versenken tut immer weh. Das Specialized Epic 8 Expert hatte es im Dauertest nicht leicht und offenbarte die ein oder andere Schwachstelle.Foto: Jan TimmermannEin Bike für viele tausend Euro im Schlamm zu versenken tut immer weh. Das Specialized Epic 8 Expert hatte es im Dauertest nicht leicht und offenbarte die ein oder andere Schwachstelle.

Fakten und Zahlen zum Dauertest

Specialized Epic 8 Expert im Detail

  • Einsatzgebiet: Crosscountry/Marathon (Epic) / Trail (Epic Evo)
  • Federweg: 120/120 mm (Epic) / 130/130 mm (Epic Evo)
  • Laufradgröße: 29”
  • Rahmenmaterial: Carbon
  • Getestete Rahmengröße: XL
  • Gewicht: 11,42 kg (Epic) / 12,15 kg (Epic Evo)
  • Gewicht Laufräder (Satz, inkl. Kassette, Reifen, Bremsscheiben): 3866 g
  • Laufradbeschleunigung: 2855 kg x cm² (Epic)
  • Rahmensteifigkeit: 5,4N/mm vorne / 19,3N/mm hinten
  • Preis Serienbike: 7500 Euro >> hier reduziert erhältlich
  • Erhältlich über: Fachhandel
  • Garantie: lebenslang
  • max. Systemgewicht: 127 kg
  • Besonderheiten: Unterrohr-Staufach, Flip-Chip, Flex-Pivot
Immer nah am Wasser: Im Dauertest hatte das Specialized Epic oft Pech mit dem Wetter.Foto: Georg GrieshaberImmer nah am Wasser: Im Dauertest hatte das Specialized Epic oft Pech mit dem Wetter.

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Über den Testzeitraum wurde das Specialized Epic auf die 130-Millimeter Evo-Version umgebaut und kam dabei des Öfteren mit einem anderen Aggregatzustand des Wassers in Berührung.Foto: Jan TimmermannÜber den Testzeitraum wurde das Specialized Epic auf die 130-Millimeter Evo-Version umgebaut und kam dabei des Öfteren mit einem anderen Aggregatzustand des Wassers in Berührung.

Ausstattung

  • Gabel: Rockshox SID Select+
  • Dämpfer: Rockshox SID Luxe Select+
  • Schaltung: Sram GX AXS Transmission, 1x12
  • Bandbreite: 520 %
  • Bremsen: Sram Level BRZ Stealth, 180 / 160 mm
  • Telestütze / Hub: X-Fusion Manic / 170 mm
  • Laufräder: Roval Control Carbon DT Swiss 350
  • Reifen: Specialized Fast Trak Control T7 / Renegade Control T5, 29 x 2,35”
Das Specialized Epic ist nicht gerade günstig. In der Expert-Ausführung für 7500 Euro gibt’s ein Mittelklasse-Fahrwerk aus der Sid-Luxe-Baureihe im Select+-Standard.Foto: Georg GrieshaberDas Specialized Epic ist nicht gerade günstig. In der Expert-Ausführung für 7500 Euro gibt’s ein Mittelklasse-Fahrwerk aus der Sid-Luxe-Baureihe im Select+-Standard.Für die Gangwechsel sorgt am Specialized Epic 8 Expert die elektronische Sram GX Eagle AXS Transmission.Foto: Georg GrieshaberFür die Gangwechsel sorgt am Specialized Epic 8 Expert die elektronische Sram GX Eagle AXS Transmission.

Geometrie

  • Sitzrohrlänge: 500 mm
  • Stack: 627 mm
  • Reach: 501 mm
  • Oberrohrlänge: 654 mm
  • Sitzwinkel: 76,4°
  • Lenkwinkel: 66,4°
  • Kettenstrebenlänge: 433 mm
  • Radstand: 1243 mm
  • Steuerrohrlänge: 130 mm
  • Tretlagerhöhe: 328 mm
  • BB-Offset: -42 mm
  • Überstandshöhe: 807 mm
  • Vorbaulänge: 60 mm
  • Lenkerbreite: 750 mm
Trotz geringem Rahmengewicht gönnt Specialized dem neuen Epic ein top verarbeitetes Rahmenstaufach. Unter der Abdeckung lässt sich die CO2-Kartusche verstauen. Unter dem Flaschenhalter sitzt ein Minitool.Foto: Georg GrieshaberTrotz geringem Rahmengewicht gönnt Specialized dem neuen Epic ein top verarbeitetes Rahmenstaufach. Unter der Abdeckung lässt sich die CO2-Kartusche verstauen. Unter dem Flaschenhalter sitzt ein Minitool.Klassisch innen verlegte Züge sorgen dafür, dass die Servicefreundlichkeit des Specialized Epic gut ausfällt. Im Dauertest wechselten wir mehrfach die Bremse. Das klappt zügig und stressfrei.Foto: Georg GrieshaberKlassisch innen verlegte Züge sorgen dafür, dass die Servicefreundlichkeit des Specialized Epic gut ausfällt. Im Dauertest wechselten wir mehrfach die Bremse. Das klappt zügig und stressfrei.
Schon auf dem Papier ist das neue Epic eine geile Kiste. Ich war sehr gespannt, wie sich eine so hoch entwickelte Maschine im erbarmungslosen Biker-Alltag schlagen würde. Dass ich das Specialized so viel Schlamm aussetzen würde, wie noch kein anderes Bike in meinem Leben, wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. - Jan Timmermann, BIKE-Redakteur
Ready to rock: Hier stehen Bike und Fahrer noch am Anfang des elfmonatigen Dauertests.Foto: Georg GrieshaberReady to rock: Hier stehen Bike und Fahrer noch am Anfang des elfmonatigen Dauertests.Im Dauertest verschlug es das Specialized Epic nicht nur in die Alpen, sondern auch nach Skandinavien. So konnte sich das Marathon-Fully überall auf dem Kontinent beweisen.Foto: Jan TimmermannIm Dauertest verschlug es das Specialized Epic nicht nur in die Alpen, sondern auch nach Skandinavien. So konnte sich das Marathon-Fully überall auf dem Kontinent beweisen.

Dauertester-Profil Jan Timmermann

  • Größe: 190 cm
  • Gewicht: 82 kg
  • Alter: 32 Jahre
  • Beruf: BIKE-Redakteur (Test & Technik, Leitung Fitness-Resort)
  • Wohnort: Oberbayern
  • Bevorzugter Fahrstil: verspielt und technisch, Marathon bis Enduro, Touren mit hohem Trail-Anteil
Mensch und Maschine: Auf dem Papier ist das Specialized Epic mit 120 Millimetern Federweg vorne und hinten der perfekte Untersatz für Alltag, Training und Wettkampf.Foto: Georg GrieshaberMensch und Maschine: Auf dem Papier ist das Specialized Epic mit 120 Millimetern Federweg vorne und hinten der perfekte Untersatz für Alltag, Training und Wettkampf.Kilometer und Höhenmeter sind eine Sache, die Fahrleistung unseres Dauertest-Epics bekommt durch das verregnete Jahr 2024 aber noch einen ganz anderen Beigeschmack.Foto: Jan TimmermannKilometer und Höhenmeter sind eine Sache, die Fahrleistung unseres Dauertest-Epics bekommt durch das verregnete Jahr 2024 aber noch einen ganz anderen Beigeschmack.

Fahrleistung im Dauertest

  • Kilometer: 3230
  • Höhenmeter: 60.000
  • Regionen: bayerische Voralpen, Alpen (Deutschland, Österreich, Schweiz, Italien), Odenwald, Bayerischer Wald (inkl. Bikepark Ochsenkopf), schwedische Trail-Parks, Hinterland-Touren in Finnland
  • Saisonhighlights: Marathon-Trainingslager vordere Bergstraße, BIKE Transalp, Camping-Roadtrip Skandinavien
Auf dem Specialized Epic 8 Expert vertrat Jan Timmermann das Team BIKE Redaktion bei der BIKE Transalp 2024Foto: Thomas WeschtaAuf dem Specialized Epic 8 Expert vertrat Jan Timmermann das Team BIKE Redaktion bei der BIKE Transalp 2024Solche Bedingungen mag weder die Mechanik, noch die Hydraulik, noch die Elektronik. Kiloweise Schmutz bescherten dem Specialized Epic 8 Expert einen besonders intensiven Dauertest.Foto: Jan TimmermannSolche Bedingungen mag weder die Mechanik, noch die Hydraulik, noch die Elektronik. Kiloweise Schmutz bescherten dem Specialized Epic 8 Expert einen besonders intensiven Dauertest.

So fährt sich das Specialized Epic Expert 8

Bereits nach unserem Test des neusten Specialized S-Works Epic war mir klar, dass dieses Bike zu den aktuell besten Marathon-Fullys des Planeten gehören muss. Mit Blick auf das Highlight des Jahres, meiner ersten Teilnahme am legendären Mehrtagesrennen BIKE Transalp, schien das Epic 8 die perfekte Wahl. Ich wollte zudem unbedingt herausfinden, wie sich so ein ausgeklügeltes Race-Bike im Alltag schlagen würde. Die wenigsten Kunden kaufen ein Mountainbike für Hochglanz-Rennen bei perfekten Wetterbedingungen. Sie wollen ein Bike, das auf Trainingsrunden, im Urlaub aber eben auch im Wettkampf hält, was es verspricht. Die ersten Ausfahrten auf den Hometrails machten Lust auf mehr. Die lange, flache Geometrie kann bergab so manchem Trailbike das Wasser reichen. Ein langes Front-Center und ein flacher Lenkwinkel sorgen für Laufruhe. Die 435 Millimeter kurzen Kettenstreben halten das Handling unkompliziert und agil. Gleichzeitig ist das Epic verhältnismäßig leicht und lässt sich mühelos in die Ideallinie steuern.

Aufgrund des miserablen Wetters musste der Odenwald Bike Marathon abgesagt werden. Das Specialized Epic hätte seinen Fahrer samt Teamkollegen so oder so ins Ziel geführt.Foto: Jan TimmermannAufgrund des miserablen Wetters musste der Odenwald Bike Marathon abgesagt werden. Das Specialized Epic hätte seinen Fahrer samt Teamkollegen so oder so ins Ziel geführt.

Um mich auf die Strapazen der BIKE Transalp vorzubereiten, fuhr ich für ein fünftägiges Trainingslager zu meinen Teampartner am Rande des Odenwalds. Abschließendes Highlight sollte die Langdistanz des Odenwald Bike Marathons sein, auf der bereits die Deutsche Meisterschaften im XCM ausgetragen wurden. Der Wettergott hatte andere Pläne und versenkte die vordere Bergstraße in ergiebigem Dauerregen. Wir versuchten trotzdem täglich rund vier Stunden auf den Bikes zu sitzen. Vermutlich habe ich noch nie ein Bike in so kurzer Zeit einem solchen Stresstest unterzogen. Trails wurden zu Flüssen und das Epic musste mit Unmengen an flüssigem Dreck klarkommen. Trotz der widrigen Umstände schlug sich das Bike gut und machte die Misshandlung ohne Murren mit. Die sportliche Sitzposition prädestiniert das Epic für kilometerreiche Strecken. Hier ist man den ganzen Tag lang gut aufgehoben. Der Odenwald Bike Marathon jedoch wurde leider abgesagt - Rettungskräfte hätten in den Schlamm-Massen keine Chance gehabt.

Der Matsch droht das Specialized Epic auf der Strecke des Odenwald Bike Marathons zu verschlingen. Durch solche Aktionen alterten manche Teile im Dauertest schneller als gewöhnlich.Foto: Jan TimmermannDer Matsch droht das Specialized Epic auf der Strecke des Odenwald Bike Marathons zu verschlingen. Durch solche Aktionen alterten manche Teile im Dauertest schneller als gewöhnlich.

Sieben Tage, gut 500 Kilometer und 16.000 Höhenmeter im Renntempo über das größte natürliche Hindernis Europas: Die BIKE Transalp war aufgrund ihrer schieren Länge als absolute Härteprüfung für das Specialized Epic 8 geplant. Im Renneinsatz schlug sich das Bike hervorragend und ließ mich nie im Stich. Keine Defekte, keine Platten - das ist bei dieser Belastung beachtlich. Für Cross-Country-Reifen erzeugt die Specialized-Kombi erstaunlich viel Grip. Unser BIKE-Testlabor bescheinigte den Roval-Laufrädern aus Carbon gute Beschleunigungswerte, die ich aus Praxiserfahrung bestätigen kann. Dank zwei Flaschenhaltern war immer genug Flüssigkeit an Bord und dank Pannenset im Rahmenstaufach konnten die Trikottaschen für Energieriegel frei bleiben.

Für einen Mehrtages-Marathon, wie die BIKE-Transalp kann man sich kaum einen besseren Untersatz wünschen, als das Specialized Epic 8.Foto: Markus GreberFür einen Mehrtages-Marathon, wie die BIKE-Transalp kann man sich kaum einen besseren Untersatz wünschen, als das Specialized Epic 8.

Wie es sich für ein Marathon-Bike gehört, zeigte sich das Fahrwerk des Specialized Epic erfreulich antriebsneutral. Die per Drehgriff am Lenker gleichzeitig an Gabel und Dämpfer in drei Stufen verstellbare Plattform bot für jedes Terrain das richtige Setup. 120 Millimeter Federweg mögen in vielen Ohren wenig klingen, zusammen mit der progressiven Geometrie des Epic 8 ergeben sich aber jede Menge Reserven. Nicht nur, dass das Bike ein besserer Abfahrer ist, als vor ein paar Jahren noch jedes Trailbike, auf langen Strecken schont der Extra-Hub im gut funktionierenden Fahrwerk auch den geschundenen Körper. Dank 170 Millimetern Verstellbereich schafft die X-Fusion Teleskopstütze den Sattel zuverlässig aus dem Weg. Es gibt also gute Gründe, warum man das Specialized Epic im Startblock vieler Marathons häufig sieht.

Dank dreistufigem Drehgriff liegt am Fahrwerk des Specialized epic 8 Expert immer die richtige Druckstufe an.Foto: Georg GrieshaberDank dreistufigem Drehgriff liegt am Fahrwerk des Specialized epic 8 Expert immer die richtige Druckstufe an.

Nach Ende der BIKE-Transalp zog es mich wieder auf entspanntere Touren und kleine Tages-Abenteuer. So entführte ich das Specialized Epic Dauertest-Bike auf die ein oder andere Runde durch die bayerischen Voralpen. Mehr als einmal traf ich dabei auf ausgewachsene Enduro-Trails. Im ausgesetzten, steilen Gelände waren es wieder einmal nicht Fahrwerk und Geometrie, die dem Bike seine Grenzen aufzeigten, sondern die zahmen Bremsen. Für ein Race-Bike gerade noch stark genug, besitzen die Sram Level bei weitem nicht das Potential des Specialized Epic. Auch die bislang überzeugenden Cross-Country-Reifen fanden auf feuchten Wanderpfaden ihr Grip-Limit. Dafür ist das Epic (oder zumindest dessen Ausstattung) eben doch nicht ausgelegt. Vielseitigkeit bewies das Testbike wiederum bei einem Camping-Roadtrip durch Finnland und Schweden. Gemeinsam mit dem Epic hatte ich Spaß in kleinen Trailparks und suchte mir Wege durch wildes Hinterland. Im Dauertest hat das Specialized Epic wirklich alles gesehen und das allermeiste davon mit Bravour gemeistert.

Schmale Pfade durchs skandinavische Hinterland: Das Specialized Epic kann nicht nur bierernstes Racing, sondern auch Touren im Urlaubs-Tempo.Foto: Enni VaahtorantaSchmale Pfade durchs skandinavische Hinterland: Das Specialized Epic kann nicht nur bierernstes Racing, sondern auch Touren im Urlaubs-Tempo.

Die Abrechnung: Verschleiß und Defekte

Schlamm und Matsch verkürzen erfahrungsgemäß die Lebensdauer von Lagern - zumindest, wenn diese nicht perfekt abgedichtet sind. So erreichte das Sram Dub Tretlager nur eine ernüchternde Laufleistung und drehte sich bereits nach 1500 Kilometern rau. Zum Ende des Dauertests ist das Teil defekt und hat sogar Spiel entwickelt. Gleiches Schicksal traf den Steuersatz. Specialized verbaut eine ovale Abdeckung. Das hat zur Folge, dass bei jedem Einlenken die Fixierung des Lenkanschlagsbegrenzers offen liegt. Bei sehr nassem Wetter kann sich an der Schraube Wasser sammeln und auf Dauer in den Steuersatz eindringen. Ein Wechsel wäre bereits nach 1700 Kilometern angemessen gewesen. Zum gleichen Zeitpunkt, nämlich nach Abschluss der BIKE Transalp, fing die Rockshox Federgabel auf den ersten Millimetern an rau zu laufen. Die Ursache: trocken gelaufene Dichtungen. Ein kleiner Gabel-Service konnte Abhilfe schaffen.

An dieser Stelle sammelt sich Wasser. Die ovale Steuersatzkappe legt bei Lenkerdrehungen die Schraube des Anschlagsbegrenzers frei.Foto: Jan TimmermannAn dieser Stelle sammelt sich Wasser. Die ovale Steuersatzkappe legt bei Lenkerdrehungen die Schraube des Anschlagsbegrenzers frei.Die Folge der ungenügenden Abdichtung am Specialized Epic 8: Wasserschaden im Steuersatzlager.Foto: Jan TimmermannDie Folge der ungenügenden Abdichtung am Specialized Epic 8: Wasserschaden im Steuersatzlager.

Auch die Specialized-Reifen waren nach 1700 Kilometern abgefahren. Gleichzeitig brachten sie die vielleicht beeindruckendste Leistung des Dauertests und blieben trotz hartem Trail- und Renneinsatz bis zu diesem Zeitpunkt defektfrei. Generell bot die Laufrad-Reifen-Kombi mit Tubeless-Setup im gesamten Testzeitraum keinen Anlass zum Kummer. Die Lager der DT-Swiss-Naben laufen noch immer, wie am ersten Tag. Einzig die aufgeklebten Decals der Roval-Carbon-Laufräder lösen sich inzwischen ab. Mehr Abnutzung zeigte da ein weiteres typisches Verschleißteil. Beschleunigt durch den Schlamm des Marathon-Trainingslagers war der erste Satz Bremsbeläge schon nach knapp 1000 Kilometer durch. Das nächste Paar verschlang die BIKE Transalp mit ihren rund 17.000 Tiefenmetern. Ein drittes Paar ist zu Testende fällig. Schön und nicht selbstverständlich: Die X-Fusion Variostütze funktioniert weiterhin ohne Probleme. Bis auf ein leichtes seitliches Spiel liefert sie ein gutes Bild ab.

Der Gummi ist ab: Nach 1700 Kilometern war ein Reifenwechsel fällig. Bis dahin begeisterten die Specialized Reifen mit Leichtlauf, Grip und Pannenschutz.Foto: Jan TimmermannDer Gummi ist ab: Nach 1700 Kilometern war ein Reifenwechsel fällig. Bis dahin begeisterten die Specialized Reifen mit Leichtlauf, Grip und Pannenschutz.Die Sram Level Stealth Bremsen konnten trotz vier Kolben im Dauertest weder mit Power, noch mit Haltbarkeit der Beläge glänzen.Foto: Georg GrieshaberDie Sram Level Stealth Bremsen konnten trotz vier Kolben im Dauertest weder mit Power, noch mit Haltbarkeit der Beläge glänzen.

Auch der Antrieb zeigte nach der Transalp im Renntempo (Kilometerstand 1700) erste Verschleißerscheinungen. Trotzdem lief er weiter und begleitete das Specialized Epic bis zum Ende des Tests ohne größere Probleme. Die Sram GX AXS Transmission Funkschaltung lief über die mehr als 3000 Kilometer zuverlässig und defektfrei. Einmal musste die Knopfzelle im Controller gewechselt werden. Kettenblatt, Kette und Kassette haben nun ihre Verschleißgrenze überschritten und sollten ausgetauscht werden. Auch am Lack ging der viele Matsch nicht spurlos vorbei. Wenn auch hochwertig verarbeitet, weißt die Lackierung einige Kampfspuren, vor allem an den Sitzstreben, auf. Kurz vor Ende des Dauertests fielen in der Wippe lockere Verschraubungen auf, die problemlos festgezogen werden konnten. Der Abschluss-Check im BIKE-Testlabor offenbarte ein nicht mehr taufrisches Hauptlager. Alle anderen Rahmenlager laufen noch sauber.

Der Sram GX AXS Transmission Antrieb hielt im Gegensatz zum dazugehörigen Tretlager trotz Schmutz-Schmierung erstaunlich lange durch. Eine kleine Kettenführung hält den Antriebsstrang auf Linie.Foto: Jan TimmermannDer Sram GX AXS Transmission Antrieb hielt im Gegensatz zum dazugehörigen Tretlager trotz Schmutz-Schmierung erstaunlich lange durch. Eine kleine Kettenführung hält den Antriebsstrang auf Linie.

Kostenaufstellung im Dauereinsatz

Mit 7500 Euro UVP ist der Anschaffungspreis fürs Specialized Epic 8 Expert happig aber auf Augenhöhe mit anderen topaktuellen Marathon-Fullys ähnlicher Güteklasse, wie etwa dem Cannondale Scalpel oder dem Mondraker Podium. Wer die Augen offen hält, findet das Epic 8 Expert auf Gebrauchtportalen bereits ab 5000 Euro in neuwertigem Zustand. Glück braucht man allerdings für die passende Rahmengröße. Der Wertverlust von circa 3000 Euro für unser Testbike ist nach nur elf Monaten schmerzhaft. Verschleißteile für insgesamt rund 345 Euro sind gemessen an Fahrleistung und Einsatz (leider) normal.

  • 1 x Tretlager: ca. 35 Euro
  • 1 x Steuersatzlager: ca. 50 Euro
  • 3 x Bremsbeläge: ca. 75 Euro
  • 2 x Reifen: ca. 100 Euro
  • 1 x kleiner Gabelservice: ca. 85 Euro
  • Wertverlust: ca. 3000 Euro
Ein Schnäppchen mag das Specialized Epic 8 Expert nicht unbedingt sein. Immerhin sind die Fahreigenschaften dem Preis absolut angemessen.Foto: Georg GrieshaberEin Schnäppchen mag das Specialized Epic 8 Expert nicht unbedingt sein. Immerhin sind die Fahreigenschaften dem Preis absolut angemessen.

Tuningmaßnahmen

Die Tester-Erfahrung zeigt: Selbst beim Preispunkt von über 7000 Euro sind längst nicht alle Marathon-Fullys in Auslieferungszustand race-ready. Anders das Specialized Epic 8 Expert. Eigentlich könnte man das Bike beim Händler abholen und sofort auf die Langstrecke starten. Zwecks persönlicher Vorlieben montierte ich einen Selle Italia SLR Sattel und Innerbarends von SQlab. Beim Cockpit tauschte ich die völlig problemfreien Originalteile aus rein optischen Gründen gegen einen BikeYoke Barkeeper Vorbau in 55 Millimetern länge und einen auf 760 Millimeter gekürzten Hope Carbon Bar. Um den Sram Level Bremsen für alpine Abfahrten etwas mehr Biss zu verleihen, kombinierte ich sie mit Power-Belägen und größeren Scheiben von Trickstuff (200/180 mm). Dabei konnte ich durch Bremsscheibenschrauben aus Titan ein paar Gramm einsparen. Die Serien-Griffe ersetzte ich durch günstige ODI Longneck, welche ich seit BMX-Zeiten für ihre gute Dämpfung schätze und die sich einfach für die Kompatibilität mit dem Drehgriff abschneiden lassen.

Griffe aus dem BMX-Bereich ließen sich super mit dem Marathon-Cockpit vereinen. Innerbarends bescherten dem Specialized Epic eine zusätzliche Griffposition für lange Strecken.Foto: Jan TimmermannGriffe aus dem BMX-Bereich ließen sich super mit dem Marathon-Cockpit vereinen. Innerbarends bescherten dem Specialized Epic eine zusätzliche Griffposition für lange Strecken.

Aus Marathon wird Trail: Umbau auf Specialized Epic Evo

Nach gut 2000 Kilometern auf dem Specialized Epic 8 näherte sich die MTB-Saison 2024 dem Ende und ich entschied dem Marathon-Fully für das letzte Drittel des Dauertests ein gänzlich neues Leben einzuhauchen. Durch den Austausch von Gabel und Dämpfer ist es möglich dem Epic vorne und hinten je zehn Millimeter mehr Federweg zu verpassen. Specialized verkauft die Version mit dem Namenszusatz “Evo”. Das Specialized Epic 8 Evo von der Stange konnten wir bereits ausgiebig testen. Für meinen Umbau entschied ich mich in die Vollen zu gehen, gönnte dem Bike ein Fox Factory Fahrwerk und einen Roval Trail-Laufradsatz aus Kohlefaser, der bei härterer Gangart nochmals mehr Stabilität versprach. Ein Reifenwechsel stand im Spätherbst ohnehin an. Leider waren die Sram Level Bremsen trotz vier Kolben, bissfesten Belägen und großen Scheiben nicht stark genug, um meine rund 85 Kilo Fahrergewicht in anspruchsvollen Trailabfahrten zu verzögern. Ich wechselte deshalb erst auf eine Hope X2, anschließend auf die neue TRP Evo X.

Edle Ware: Der Umbau aufs Specialized Epic Evo ging mit einigen Tuning-Maßnahmen einher.Foto: Georg GrieshaberEdle Ware: Der Umbau aufs Specialized Epic Evo ging mit einigen Tuning-Maßnahmen einher.Absolutes Muss am Trailbike: Starke Bremsen, wie die TRP Evo X. Die originalen Sram Level Bremsen waren steilen Abfahrten nicht gewachsen.Foto: Georg GrieshaberAbsolutes Muss am Trailbike: Starke Bremsen, wie die TRP Evo X. Die originalen Sram Level Bremsen waren steilen Abfahrten nicht gewachsen.

Nach dem Umbau hatte das Specialized Epic rund 700 Gramm mehr auf den Rippen und brachte es im Edel-Aufbau und in Rahmengröße XL immer noch auf beachtliche 12,15 Kilo. Damit gehört das Epic Evo zu den aktuell leichtesten Trailbikes am Markt. Die Geometrie-Veränderung ist geringfügig und lässt sich über den Flip-Chip individualisieren. Am Charakter des Bikes ändert der Umbau der Teile eher wenig. Verglichen mit der potenten Konkurrenz in der Trailbike-Kategorie bleibt das Epic als Evo ein vortriebsorientiertes, straffes Bike. Für lange, sportliche Touren mit großem Trailanteil ist das ideal. Komfort und Reserven gibt es bei anderen Konzepten mehr. Ein Plus an Reifengrip und Bremspower ist ein Gewinn fürs Specialized, ließe sich aber auch ohne Komplettumbau an der Marathon-Version realisieren. Die zusätzlichen Federwegsreserven helfen auf ruppigen Trails. Im direkten Vergleich wird jedoch nochmals deutlich, wie gut das Epic bereits mit 120 Millimetern Hub das Gelände beherrscht.

Mit 130 Millimetern Federweg besitzt das Specialized Epic Evo zehn Millimeter mehr Knautschzone als die Race-Version. Viel ist das nicht.Foto: Georg GrieshaberMit 130 Millimetern Federweg besitzt das Specialized Epic Evo zehn Millimeter mehr Knautschzone als die Race-Version. Viel ist das nicht.Um das Specialized Epic auf Trail zu trimmen kommt ein Dämpfer mit etwas mehr Hub zum Einsatz. Auf die Plattform-Verstellung vom Lenker aus muss das Epic Evo leider verzichten.Foto: Georg GrieshaberUm das Specialized Epic auf Trail zu trimmen kommt ein Dämpfer mit etwas mehr Hub zum Einsatz. Auf die Plattform-Verstellung vom Lenker aus muss das Epic Evo leider verzichten.

BIKE- Fazit zum Dauertest

Als Fahrmaschine ist das Specialized Epic 8 aktuell kaum zu schlagen. Die Paarung aus extrem progressiver Geometrie und kontrolliertem Fahrwerk mit Extra-Reserven kann in jeder Lebenslage überzeugen. Details, wie Staufach und Flip-Chip, sind im breiten Einsatzbereich von XC über Tour bis Trail ein echter Mehrwert. Marathon-Racer dürfte es freuen, dass Specialized trotz allem noch einen Sweetspot beim Gewicht trifft. In der Ausstattungsvariante Expert ist das Epic 8 out of the box race-ready. Während die Fahreigenschaften also erstklassig sind, ist die Haltbarkeit nur Durchschnitt. Als Konzept geht das Epic besser auf, als das Epic Evo.

Pro

  • extrem weiter Einsatzbereich von Marathon über Tour bis Trail
  • für ein Racebike große Reserven durch Geometrie und Fahrwerk
  • gute Verarbeitung und praktische Details bei trotzdem gutem Gewicht

Contra

  • Dauertest entlarvt Schwachpunkte bei Tret- und Steuersatzlager
  • Reifen und Bremsen können nicht immer mit dem Chassis mithalten
BIKE-Redakteur Jan TimmermannFoto: Marketa NavratilovaBIKE-Redakteur Jan Timmermann

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