Ganz ohne Elektronik, zusätzliche Leitungen und eine Lenkerfernbedienung strafft das Brain-System am Specialized Epic seit den 2000ern das Fahrwerk, damit kein Watt Leistung zu viel in der Federung verpufft. Für die neue Generation des Race-Fullys haben die US-Entwickler um Mike McAndrews dieses Herzstück des Bikes überarbeitet. Das Brain hat dazugelernt, sozusagen. Zum einen kommen die Brain-Dämpfer nun aus dem Hause Rock Shox, wie die Federgabeln, die schon immer von Rock Shock mit der Specialized-Technologie modifiziert wurden. Zudem sitzen Brain-Reservoir und Ausgleichsbehälter zukünftig hinter der Hinterradachse. Zusammen mit dem neuen Innenleben und der Begradigung der Ölleitung soll das System schneller einsetzen und sensibler auf Einflüsse reagieren.
Die Sensibilität des Brain-Systems am Hinterbau lässt sich weiterhin in fünf Stufen regeln und macht Lenker-Fernbedienungen zum Verhärten des Fahrwerks überflüssig. So bleibt das Cockpit aufgeräumt, zumal Specialized auch auf die Montagemöglichkeit eines Umwerfers verzichtet. Wer also Epic fahren will, muss mit einem Kettenblatt auskommen. Erfreulich beim Brain 2.0 sind die Wartungsintervalle. Erst alle 200 Fahrstunden sollte das hydraulische System zum Service – wie der Rock Shox-Dämpfer auch.
Auch den Namenszusatz „FSR“ hat das neue Epic abgelegt. Denn der Horst-Link an der hinteren Kettenstrebe, der Brems- und Antriebseinflüsse von der Hinterbaufederung entkoppelt, musste aus Gewichtsgründen weichen. Wie bei vielen aktuellen Race-Fullys (Scott Spark oder Cannondale Scalpel F-Si) übernehmen die flexenden Carbon-Streben diese Aufgabe. Die Folge: Alle neuen Epic-Modelle – ob Pro, Expert oder Comp – kommen mit einem Hinterbau aus Kohlefaser. Das macht sich natürlich auch beim Gewicht bemerkbar: Beim Epic S-Works hat Specialized 345 Gramm aus dem Rahmen gekitzelt, das Chassis von Comp und Expert soll stolze 525 Gramm leichter sein als das Vorgänger-Modells – vor allem dank dem Carbon-Hinterbau. Mit 1850 Gramm (inkl. Dämpfer und Brain) dürfte der S-Works-Rahmen damit zu den leichtesten Race-Fully-Rahmen auf dem Markt zählen. Das Chassis des Epic Comp wird so ziemlich genau 2000 Gramm inklusive Dämpfer auf die Waage bringen.
In Sachen Geometrie folgt das Epic dem aktuellen Trend: Der Reach wird im Schnitt um einen Zentimeter länger, dafür werden in Serie zehn Millimeter kürzere Vorbauten verbaut. Der Lenkwinkel wurde auf 69,5 Grad abgeflacht – beim alten Epic betrug er 70,8 Grad. Alles in allem keine dramatischen Eingriffe in die Geometrie, aber welche die aufgrund der technischeren Rennstrecken nötig waren. Doch dafür hat Specialized den Gabel-Offset – also das Maß zwischen Vorderradachse und Steuerrohrachse – von 51 auf 42 Millimeter gekürzt. Cannondale hat es beim Scalpel F-Si genau anders gemacht und den Offset erhöht. Beim Epic soll durch den kürzeren Offset der Radstand nicht zu lang werden, der durch den deutlich flacheren Lenkwinkel entsteht.
„Back to the roots“ geht man beim Innenlager. Aus Service- und Haltbarkeitsgründen hat das Epic wieder ein klassisches BSA-Tretlagergehäuse. Auch zwei Flaschenhalter lassen sich für lange Renneinsätze montieren. Was die Preise angeht, wollte Specialized noch nichts verraten. Die finalen Preise dürften erst rund um die Eurobike 2017 feststehen. Doch hier schon mal ein Vorgeschmack:
Epic Men S-Works Carbon Di2 9999 Euro
Epic Men S-Works Carbon Sram 8999 Euro
Epic Men Pro Carbon 6999 Euro
Epic Men Expert Carbon 4999 Euro
Epic Men Comp Carbon 29 3999 Euro
Epic Men Comp 29 2999 Euro
Epic Men S-Works Carbon Rahmenset 5299 Euro
Epic Woman S-Works Carbon 8999 Euro
Epic Woman Comp Carbon 3999 Euro
Epic Woman Comp 29 2999 Euro